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Wie die deutsche Automobilindustrie im Stau der E-Mobilität und Politik stecken bleibt

Die einst so stolze deutsche Autoindustrie ist in eine tiefe Krise gerutscht. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Stellenabbaupläne bekannt werden oder sogar Unternehmen aufgeben müssen.

Die guten Verkaufszahlen der vergangenen Jahre haben verschleiert, dass die neuen E-Fahrzeuge aus Deutschland viel zu teuer sind. (Foto: shutterstock)

Die Automobilindustrie im Wandel

Willkommen auf unserer Übersichtsseite rund um die Themen Automobilherstellung und Zulieferer für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU).

In einer Ära, die durch politische Unsicherheit, rasante technologische Entwicklungen, und ein steigendes Umweltbewusstsein geprägt ist, steht die Automobilindustrie vor einer umfassenden Neuorientierung und einer Vielzahl von Herausforderungen.

Erhalten Sie  Einblicke in aktuelle Marktentwicklungen, die die Transformation der Branche vorantreiben. Erfahren Sie, wie innovative Technologien wie autonome Fahrsysteme und vernetzte Fahrzeuge die Mobilität der Zukunft neu gestalten und wie Sie diese Trends nutzen können, um Ihre Geschäftsstrategie anzupassen.

Lesen Sie, wie Hersteller weltweit ihre Strategien anpassen, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden, und entdecken Sie die vielfältigen Möglichkeiten, wie die Branche soziale und ökologische Verantwortung übernimmt:

Schon früher gab es Krisen in der Automobilindustrie

Die Krise trifft vor allem das Kernland der Branche: Baden-Württemberg. Jeder siebte Arbeitsplatz hängt hier irgendwie am Fahrzeugbau. Das war bis vor Kurzem eigentlich die Garantie für gute Gehälter und siechere Arbeitsplätze. Davon kann derzeit keine Rede mehr sein. Selbst Weltkonzerne wie Mercedes-Benz, Bosch oder ZF kappen tausende von Stellen. Die Schlüsselbranche ist schwer angeschlagen.

Vor gut vier Jahrzehnten war es die günstige japanische Konkurrenz, die unter den deutschen Herstellern für Angst und Schrecken verbreiteten. Anfang der 1990er Jahre stand Porsche vor dem Aus und Mercedes wankte nach dem gescheiterten „Elchtest“. Denn der Niedergang der Marke Opel, die heute – wesentlich kleiner - zum Konstrukt „Stellantis“ gehört. Viele - auch namhafte Zulieferer – haben schwere Krisen nicht überstanden. Jüngstes Beispiel ist der Sitzhersteller Recaro.

Unterschied zu früheren Turbulenzen

Die Branche steckt mitten im Wandel vom klassischen Verbrennungsmotor zu Elektro und Wasserstoff. Das ist ein gewaltiger Kraftakt. Denn für viele Jahre gilt es, das Bestehende fortzuführen und gleichzeitig neue Verfahren und Produkte zu entwickeln. Dieser Spagat kostet Milliarden.

Dabei haben die erfolgsverwöhnten Deutschen – auch dies gehört zur Wahrheit dazu - einige Fehler begangen. Die guten Verkaufszahlen der vergangenen Jahre haben verschleiert, dass die neuen E-Fahrzeuge aus Deutschland viel zu teuer sind. Die wurden vor allem China verkauft. Dort müssen die Verbraucher jetzt aber sparen und nun kommt das Versäumnis ans Licht.

Verkannt haben die deutschen Hersteller lange, dass im E-Auto die Batterie der eigentliche Motor ist. Nur wer über leistungsfähige Speicher verfügt, hat die Nase vorn. Das haben die Chinesen erkannt und sind in der Fertigung von Batterien führend. Die Deutschen müssen nun dort einkaufen, bis sie genug eigene Expertise und Fertigungen aufgebaut haben. Zudem geht der Wechsel des Antriebs mit einem wahren Siegeszug von Rechnern und Software einher. Das ist nicht unbedingt die Welt von Ingenieuren, die bisher Drehmoment, Ladedruck und Verdichtung als Thema kannten. Das Thema Software hat selbst einen Riesen wie VW bisher überfordert. Die Wolfsburger müssen beim kleinen E-Autobauer Rivian zur Nachhilfe.

Politische Hausaufgaben unerledigt

Was schon Manager nicht immer ganz durchschauen, ist für die meisten Politiker völlig fremd. Viele von ihnen meinen, es reicht schon, wenn man die angeblich renitente Branche durch Zwang in die richtige Bahn lenkt. So sind Verbrenner ab 2035 verboten, die Spritpreise mit Zusatzabgaben belastet und Strafzahlungen sollen die Konzerne zwingen, mehr E-Autos zu verkaufen. Doch gleichzeitig bleiben die politischen Hausaufgaben unerledigt. So ist das Netz der Ladesäulen immer noch sehr weitmaschig. Strom kostet in Deutschland mangels ausreichender Trassen besonders viel. Wasserstoff-Lastwagen finden auf der Fahrt durch die Republik nur wenige Zapfsäulen. Kein Wunder, dass die neu entwickelten Fahrzeuge keinen Abnehmer finden.

Das ist schlicht verantwortungslos

Die Politik muss eigentlich den angerichteten Schaden erkennen und reparieren. Doch aus Berlin kommen nur laue Worte. Gerade jetzt im Wahlkampf steht alles still. Niemand will derzeit zugeben, dass er sich politisch verrannt hat. Diese Tatenlosigkeit schadet den Unternehmen, kostet Arbeitsplätze und treibt Wähler in die Arme von Extremisten. Die Branche braucht jetzt klare Leitplanken und kann nicht bis zum Sommer eine neue Regierung warten.

Notwendig sind verlässliche Zusagen und ein entschlossener Ausbau der Ladeinfrastruktur. Der Absatz von E-Fahrzeugen muss – klar zeitlich begrenzt - gefördert werden. Nur so bleiben Hersteller und vor allem ihre Zulieferer nicht auf den bereits gemachten Investitionen sitzen. In Brüssel sind die anstehenden Strafzahlungen in Milliardenhöhe sofort zu kappen und das Verbot des Verbrenners flexibel zu gestalten. Zudem muss mit China klar geregelt werden, dass massiv subventionierte Autos auf unseren Straßen nichts verloren haben. In Brüssel mehren sich die Signale, dass diese Punkte erkannt werden und die Bereitschaft wächst, gegenzusteuern.

Verlässlichkeit ist das Zauberwort

Aber auch die Kunden, die gerade lieber mit ihren alten Autos weiterfahren, wollen wissen, was sie erwartet. Verlässlich! Keine Förderpolitik nach Kassenlage mehr. Das hat viel Vertrauen gekostet und Verunsicherung ausgelöst. Am Ende wird nicht Berliner Dirigismus, sondern schlicht Marktwirtschaft den technologischen Wandel auf den Straßen bestimmen. Die Autokunden werden dann zunehmend E-Autos benutzen, wenn diese zu ihren Bedürfnissen passen und der Preis stimmt. Die Politik muss Industrie und Verbraucher also zu nichts zwingen. Hersteller und Zulieferer sind längst von der E-Mobilität überzeugt. Sie haben auch viele Innovationen in der Schublade und werden sich damit von dieser Krise befreien. Man muss sie aber frei arbeiten lassen.   

Andreas Kempf

Tarifkrise

In den letzten Jahren hat sich die deutsche Automobilbranche zunehmend als ein Schauplatz nahezu ununterbrochener Tarifverhandlungen und Arbeitskonflikte etabliert. Eine Tarifkrise jagt die nächste, während Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände um Löhne, Arbeitsbedingungen und die Zukunft der Branche ringen. Markt und Mittelstand berichtet regelmäßig. Hier geht es zu unseren Artikeln:

Diese Seite wird laufend aktualisiert - zuletzt am 27.12.2024

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