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Einkauf, Marketing und Marken > Biermarkt-Krise 2025

Deutscher Biermarkt verzeichnet historischen Absatzeinbruch

Der Bierabsatz in Deutschland ist in den ersten fünf Monaten 2025 um 6,8 Prozent gesunken. Branchenexperten sehen eine Krise historischen Ausmaßes.

Trotz voller Regale bleibt der Griff zum Bier immer häufigr aus – sinkende Nachfrage bringt Deutschlands Brauereien unter Druck. (Foto: shutterstock)

Bierdurst lässt nach – Deutschlands Brauereien in der Krise

Deutschlands Braukunst hat Weltruf – doch der heimische Bierdurst schwindet. Zwischen Januar und Mai 2025 sank der Bierabsatz um 6,8 Prozent auf nur noch 34,1 Millionen Hektoliter. So wenig wurde seit der Wiedervereinigung nicht mehr ausgeschenkt. Ein historischer Tiefstand, der die Branche alarmiert und tiefgreifende Fragen aufwirft: Ist das Bier, einst Symbol deutscher Lebensart, auf dem Rückzug?

Was lange als krisenfest galt, gerät zunehmend ins Wanken. Der demografische Wandel, ein verändertes Freizeitverhalten und die wachsende Beliebtheit alkoholfreier Alternativen setzen dem klassischen Gerstensaft zu. 

Die Brauereien stehen vor einem Wendepunkt: Wie kann das Traditionsprodukt neu gedacht werden, ohne seine Seele zu verlieren? Klar ist: Einfach weiterzapfen wie bisher wird nicht reichen. Jetzt ist Kreativität gefragt – bei Sorten, Zielgruppen und Geschichten, die Bier wieder zum Erlebnis machen. Denn die größte Herausforderung ist vielleicht nicht der Absatz, sondern die Relevanz in einer sich wandelnden Gesellschaft.

Historischer Einbruch trotz günstiger Wetterbedingungen

Der Rückgang von 2,3 Millionen Hektolitern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum übertrifft die üblichen jährlichen Absatzrückgänge im schrumpfenden Biermarkt um das Doppelte. Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Einbruch trotz biertauglichen Wetters mit viel Sonne und warmen Temperaturen stattfand. Volker Kuhl, Geschäftsführer der Brauerei Veltins, betont: "Das Wetter im ersten Halbjahr hätte den Brauern und der Gastronomie eigentlich helfen müssen. Hat es aber nicht."

Konsumzurückhaltung als Hauptursache

Als Hauptgrund für den drastischen Absatzrückgang wird die anhaltend schwache Verbraucherstimmung genannt. Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, erklärt: "Wie bei Gastronomie und Handel schlägt die schlechte Verbraucherstimmung voll aufs Geschäft der Brauereien durch." Veltins-Vertriebschef Rainer Emig ergänzt, dass vor allem das zweite oder dritte Bier, das "variable i-Tüpfelchen", derzeit nicht getrunken wird.

Auswirkungen auf die Brauereien

Die Folgen des Absatzeinbruchs sind für viele Brauereien gravierend. Veltins-Chef Kuhl prognostiziert eine schmerzhafte Konsolidierung in der Branche: "Bei einem Marktminus, wie wir es aktuell haben, und zugleich zunehmenden Kosten, wird es Brauereien geben, die das nicht überleben." Er erwartet, dass einige Brauereien aufgeben oder verkauft werden müssen.

Nicht alle Unternehmen sind jedoch gleichermaßen betroffen. Die Brauerei Veltins konnte im ersten Halbjahr 2025 ein Absatzplus von 2,3 Prozent auf 1,78 Millionen Hektoliter verzeichnen. Neue Produkte und die Stammmarke Veltins Pilsener trugen zu diesem Wachstum bei, während der Fassbierabsatz um etwa fünf Prozent zurückging.

Gegentrends: Alkoholfreie Biere und Hellbier als Hoffnungsträger

Inmitten der Krise gibt es auch positive Entwicklungen. Alkoholfreie Biere verzeichnen weiterhin Zuwächse. In den ersten drei Monaten des Jahres stieg der Absatz von alkoholfreiem Pils um 9 Prozent und von alkoholfreiem Radler um 15 Prozent. Auch Hellbier erfreut sich zunehmender Beliebtheit und hat mittlerweile einen Marktanteil von 11,6 Prozent im Sortenmix erreicht.

Trotz dieser Erfolge warnt Veltins-Chef Kuhl davor, alkoholfreie Biere als Rettungsanker zu betrachten: "Alkoholfreie Biere sind aus unserer Sicht allenfalls ein Pflaster, das die Schmerzen lindert. Ein Retter in der aktuellen strukturellen Krise der Brauwirtschaft sind sie nicht."

Preisgestaltung und Wertschöpfung als Herausforderung

Ein weiteres Problem für die Branche ist die Preisgestaltung. Vier von fünf Bierkästen bekannter Markenbiere werden im Angebot zu Preisen zwischen zehn und elf Euro verkauft - ein Niveau, das kaum über dem der D-Mark-Zeiten liegt. Die Radeberger Gruppe kritisiert: "Diese Entwicklung sehen wir mit Sorge, weil ein Bierpreis um die zehn Euro eben nicht den Wert widerspiegelt, der diesem mit viel Expertise und natürlichen Rohstoffen gebrauten Produkt gebührt."

Fazit

Die deutsche Brauwirtschaft steht vor einer tiefgreifenden Krise, die strukturelle Veränderungen in der Branche auslösen könnte. Während einige Unternehmen durch Innovationen und Diversifikation wachsen, kämpfen viele kleinere Brauereien ums Überleben. Die Branche muss sich den veränderten Konsumgewohnheiten anpassen und gleichzeitig eine angemessene Wertschöpfung sicherstellen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt in den kommenden Jahren entwickeln wird und welche Strategien sich als erfolgreich erweisen.

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