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Die Deutschen möchten lieber in der Vergangenheit leben

Ein Großteil der Menschen sieht mit Sorge darauf, was kommt. Zukunftsforscher Ulrich Reinhardt nennt beim Ludwig-Erhard-Gipfel die Gründe für die berühmte „German Angst“.

zeichnung von einem mann vor einem labyrinth i nschwarz weiß

Die Zukunft fasziniert die Menschen seit jeher. „Vielleicht ist es die Sehnsucht nach einem guten, sicheren Leben“, sagte Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT Stiftung für Zukunftsfragen, auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee. Interessant ist ihm zufolge, dass die Menschen die Zukunft immer unterschiedlich sehen: in der Antike tendenziell positiv, im Mittelalter negativ und in der Neuzeit wieder positiv. Und in der Gegenwart? „Heute stehen wir an einer Wende, dass die Leute mit Sorge auf die Zukunft schauen“, sagte Reinhardt bei seinem Impulsvortrag „Wie wir morgen leben wollen“. Wenn man fragt, würde der Großteil der Menschen, nämlich zwei Drittel, lieber in der Vergangenheit leben.

 

Die BAT Stiftung für Zukunftsfragen wollte wissen, warum gerade die Vergangenheit so positiv gesehen und regelrecht glorifiziert wird. Die jeweils 100 Befragten, die lieber in der Vergangenheit leben, nannten folgende Gründe: Der Zusammenhalt war früher größer (42 Befragte), weil es früher besser war (35), mehr Sicherheit und Beständigkeit (34), man war glücklicher (29), weniger Kriege und Krisen (23), bessere Umweltbedingungen (22) und die Angst vor der Zukunft (20). Ein wesentlicher Grund für diese kritische Sicht ist Reinhardt zufolge die Wahrnehmung in der schnelllebigen Welt. Auch die Medienlandschaft habe sich verändert, sei ausdifferenzierter geworden. „Viele haben das Gefühl, dass hauptsächlich schlechte Nachrichten verkündet werden“, erklärte Reinhardt. „Bad news are good news“ sagen demnach 84 von 100 Befragten.

 

Wie wollen die Deutschen nun künftig leben? Die zunehmende Optimierung des Lebens sehen die meisten kritisch (89 Befragte). Außerdem wünscht sich der Großteil (74 Befragte) mehr Genussmomente im Leben, gefolgt von einer Nachbarschaft, in der man sich hilft und füreinander da ist (70 Befragte). Für die Zukunft halten die Befragten verbindende Werte wie Respekt, Gerechtigkeit und Freiheit für besonders wichtig.

 

Reinhardt übernahm die Rolle des Mutmachers. „Nicht in der Vergangenheit war alles besser, in der Zukunft wird alles besser.“ Und ergänzte: „Hoffentlich schaffen wir es irgendwann, nicht für die ,German Angst‘, sondern für den ,German Mut‘ bekannt zu sein.“

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