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Diesel-Dilemma: Zwischen Umweltschutz und Preisdruck

Alexander Heine, Geschäftsführer der CM Logistik Gruppe, über die aktuelle Preislage von Kraftstoffen und die Folgen für die Transportlogistik.

Da es um ein heikles Thema geht, bei dem es oft zu Missverständnissen kommt: Natürlich ist der Klimawandel real und es gilt ihn zu bekämpfen. Alle Lebensbereiche müssen ihren Beitrag leisten, um den Planeten für künftige Generationen zu erhalten. Dennoch kann es jedem auf den Magen schlagen, der die Kostenentwicklung von Diesel und Benzin in den letzten Monaten betrachtet, denn im Schnitt stieg der Preis um mehr als sieben Cent. Was bereits dem Privatverbraucher den Tag vermiesen dürfte, erweist sich für Unternehmer in der Transportlogistik, deren Business ausschließlich auf Mobilität beruht, als extrem bittere Pille. Schauen sie auf die prognostizierte Preisentwicklung, sinkt ihnen das Herz dann noch tiefer, denn durch die CO2-Abgabe steigt der Preis pro Liter Kraftstoff mutmaßlich bis 2025 um weitere zehn Cent. Weitreichende Konsequenzen bahnen sich an, denn vom Wert des Sprits hängen die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger sowie die Existenzen vieler Logistiker ab. Leider scheinen die Entscheidungsträger bei der Ausarbeitung der Kohlenstoffsteuer nicht alle Probleme antizipiert zu haben.

Leider alternativlos

In der Transportlogistik dreht sich der Alltag zu einem großen Teil um Beförderungskosten. Sehen Unternehmer die steigenden Preise auf der Anzeige der Zapfsäule, suchen sie nach Alternativen, um Geld zu sparen. Wasserstoffbetriebene Lkw stellen sich als Möglichkeit heraus, denn sie weisen eine längere Reichweite als Elektromotoren auf. Wollten Firmeninhaber auf diese Technik umstellen, sahen sie sich mit einigen Hindernissen konfrontiert. Zwar existieren Förderprogramme, doch bezuschussen diese nur Anteile der Mehrkosten im Vergleich zu Dieselmotoren, was bedeutet, dass noch immer die vollen Kosten für die Erneuerung hin zu einem H2-betriebenen Fuhrparks anfallen. Selbst wenn Unternehmer die Investitionskosten aufbringen könnten: Die Infrastruktur der Wasserstoffladestationen erweist sich als zu wenig ausgebaut, als das die Transportbranche mit ihren internationalen Reichweiten und engen Zeitvorgaben risikobefreit darauf setzen könnte. Unter diesen Bedingungen stellt es sich für Branchen wie der Transportlogistik als unnötig schwer heraus, auf alternative Energiequellen umzusteigen. Damit bleibt allen Betroffenen nur die Möglichkeit, die steigenden Preise hinzunehmen und den Gürtel so eng wie möglich zu schnallen.

Weder das eine noch das andere

2019 beschloss die Regierung die CO2-Abgabe, die sich als hauptverantwortlich für den Preisanstieg herausstellt. Dabei erweist sich eine solche Steuer in der Theorie als hilfreich, vorausgesetzt die Beteiligten denken ihre praktische Umsetzung konsequent bis zum Ende durch. Wenn eine Kohlenstoffsteuer wirken soll, muss sie auch sozial verträglich sein und positive Anreize schaffen, klimafreundlich zu agieren. Die jetzige Version stellt sich weder als das eine noch als das andere heraus, verhindert sie doch aufgrund der bereits erklärten Rahmenbedingungen den Wechsel zu alternativen Energiequellen, während sich das Verbleiben bei alten Kraftstoffen zunehmend als finanziell belastend herauskristallisiert, was besonders kleine und mittelgroße Unternehmen trifft. So gestaltet, führt die Abgabe nicht zu einer Klimawende, sondern dazu, dass unzählige Betriebe ihre Konkurrenzfähigkeit verlieren – auch und vor allem im internationalen Vergleich. Während Deutschland seine Wirtschaft durch Regulierungen und Steuern selbst ausbremst, steigern andere Industriestaaten ihr Wachstum unbehelligt weiter.

Umdenken notwendig

Politische Debatten kreisen jetzt bereits verstärkt darum, wie hoch der Preis für die Tonne CO2 zukünftig ausfallen soll, und weniger darum, wie sich das bereits Beschlossene von Logistikunternehmen bezahlen lässt. Entwickelt sich die Situation wie prognostiziert, bleibt den Unternehmen nichts anderes übrig als die zusätzlichen Kosten an den Endverbraucher weiterzugeben, der ja ebenfalls die zusätzliche Abgabe schon an der Tankstelle zahlt. Wer möchte, dass Lkw die Konsumentinnen und Konsumenten mit weiterhin bezahlbaren Gütern versorgen und gleichzeitig kein Kohlendioxid ausstoßen, muss monetäre Anreize schaffen, damit sich das Umrüsten lohnt. Was die Politik hier erschuf, stellt sich als nichts Halbes und nichts Ganzes heraus, da es das Klima nicht schützt und die Branche finanziell in eine prekäre Position bringt, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. Es braucht eine Kursänderung – jedoch eine, die von Anfang bis Ende durchdacht ist. Solch ein Vorgehen scheint dem Ernst der Lage nur angemessen.

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