Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Zukunftsmärkte > Macher der Woche

Dietmar Hopp lässt sich nicht aufhalten

Mit Curevac spektakulär gescheitert - und trotzdem schon wieder beim nächsten Hoffnungsträger unterwegs: Der SAP-Gründer macht vor, was es heißt, mit 81 Jahren über Startup-Qualitäten zu verfügen.

Wer fordert nicht landauf, landab von den Deutschen mehr Startup-Qualitäten? Es gibt Seminare übers Scheitern, und es gibt Lobeshymnen auf die Amerikaner, die eine Pleite im Lebenslauf als Stärke bewerten. Wenn es dann allerdings passiert, erinnern sich hierzulande die wenigsten an ihr Geschwätz von gestern. "Ich habe genauso viele Corona-Impfstoffe auf den Markt gebracht wie Dietmar Hopp", schrieb gestern einer auf Twitter.

Dahinter steckt ein Rückschlag, den der 81jährige Investor, SAP-Grüner und Mäzen Dietmar Hopp hinnehmen musste: Als 50 Prozent-Eigner der Impfstoff-Hoffnung Curevac hat er unruhige Stunden hinter sich, die ihn am Ende ein bisschen weniger reich gemacht haben. Das Tübinger Unternehmen musste eingestehen, dass sein Impfstoff gegen Corona in ersten Zwischenergebnissen nur eine Wirksamkeit von 47 Prozent erzielte. Das ist nicht nur eine Riesenenttäuschung für die Tübinger, sondern auch eine aussichtslose Position im Wettbewerb, in dem Konkurrenten wie Biontech mit Ergebnissen jenseits der 90 Prozent punkten können. Entsprechend rauscht die Curevac-Aktie seither in die Tiefe und reißt Hopps Millionen mit sich.

Der totale Flop

Acht Milliarden Euro Börsenwert waren allein nach Bekanntwerden der Nachricht zeitweise vernichtet. Es droht der totale Flop. Für die deutsche Impfkampagne jedenfalls fällt Hopps Hoffnungskind damit bis auf weiteres aus. "Nach diesen Studienergebnissen wird es für Curevac extrem schwer, in der laufenden Impfkampagne überhaupt noch eine Rolle zu spielen", sagt LBBW-Analyst Timo Kürschner. Bei der Entwicklung von Impfstoffen kommt es ebenso wie bei Medikamenten nicht zuletzt auf die Geschwindigkeit an. "Spätzünder wie Curevac haben nur dann eine Chance, wenn sie über ein besseres Wirkprofil oder über geringere Nebenwirkungen verfügen", sagt Kürschner. Ansonsten wird aus dem Spätzünder ein Rohrkrepierer – und das ist nun passiert.

Während die Impfungen mit den Vakzinen anderer Hersteller weiterlaufen, ist der finanzielle Schaden da: Denn nicht nur Hopp, sondern auch der Steuerzahler hat investiert. Der Bund ist mit rund 16 Prozent an dem Unternehmen beteiligt und hat die Impfstoffentwicklung mit einem Sonderprogramm über mehrere Hundert Millionen Euro unterstützt.

Deutsche Wirtschaftslegende

Auch die Bundesregierung hatte deswegen die Nachricht von Curevacs Misserfolg erstmal zu verdauen. Und was machte Großverlierer Hopp gestern? Er hat in seinem Leben schon mehr als einmal Geld verloren. Unterm Strich allerdings spielt das angesichts eines milliardenschweren Vermögens keine herausragende Rolle. Hopp, den seine Geschäftspartner als durchaus emotional bezeichnen, ist längst eine deutsche Wirtschaftslegende. 1972 hat er mit vier IBM-Kollegen den Vorgänger der heutigen SAP gegründet und kann seither darauf verweisen, die einzige Softwareschmiede von Weltrang in Europa geformt zu haben. In den folgenden Jahren war Hopp erst im Vorstand dann im Aufsichtsrat der Firma unterwegs, bevor er sich 2005 aus dem Tagesgeschäft zurückzog. Sein Sohn Daniel ist Geschäftsführer der SAP-Arena und des Eishockeyvereins Adler Mannheim. Hopp selber finanziert den TSG Hoffenheim, was ihn zum Feindbild von manchen Sportfans machen, die zwar die sportlichen Leistungen schätzen, aber partout der Meinung sind, dass sich ihr Verein so etwas nicht mit dem Geld eines Unternehmers erkaufen darf. Sein Engagement steuert Hopp über eine Stiftung, in die er SAP-Aktien eingebracht hat. Sport, Medizin, Soziales und Bildung fördert die breit aufgestellte Hopp-Stiftung.

Auf zum nächsten Kandidaten

Und während bei Curevac die Hoffnung am Boden liegt, bleibt Hopp obenauf. Der Rückschlag von Tübingen verdeckte, dass Hopp um die Ecke in Ladenburg bei Heidelberg gerade dazu gekauft hatte. Bescheidene 12,5 Millionen Euro von ihm stecken nach einer Kapitalerhöhung nun in der Heidelberg Pharma, die so wie ursprünglich auch Curevac an einer neuen Krebstherapie arbeitet. Hopp macht das, was er immer macht, wenn es irgendwo einen Rückschritt gibt: Er geht voran. Manche aus Hopps Generation nennen das Rock’n Roll. Heute heißt es eben Start-up-Mentalität.  

Ähnliche Artikel