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Einkauf, Marketing und Marken > Innovationen in der Nahrungsmittelverarbeitung

Effizienz und Tierwohl: Innovationen in der Nahrungsmittelverarbeitung

Top Maschinen für Fisch- und Geflügelverarbeitung, setzen Maßstäbe in Effizienz und Tierwohl – weltweit führend.

Fisch und heutzutage zunehmend Zuchtfisch hat die höchste Verbreitung tierischer Nahrungsmittel auf der ganzen Welt (Foto: shutterstock)

Gerade bei steigender Nachfrage nach hochwertigen Proteinen steht die globale Nahrungsmittelindustrie vor enormen Herausforderungen. Das Lübecker Familienunternehmen Baader zeigt eindrucksvoll, wie der deutsche Mittelstand mit Innovationskraft und Hightech-Lösungen diese Herausforderungen meistert und dabei neue Maßstäbe in Effizienz und Tierwohl setzt.

Von der Heringsfabrik zum Global Player: Baaders Erfolgsgeschichte

Wenn Lachse auf Wanderschaft gehen, sind sie kaum zu stoppen. Sie überwinden Wasserfälle und Stromschnellen in Flüssen, überspringen selbst meterhohe Hindernisse. Auch der Lachs rund um die Färöer zieht seit Tausenden von Jahren gegen den Strom schwimmend Richtung Süden. Instinkt. Dem folgen auch die naturnah im Nordatlantik aufgezogenen Zuchtlachse. Doch für sie geht die Reise aus der Transportbox des Fischereiboots bedeutend schneller. Statt ins Meer führt sie die Fische erst in den Fangkorb und von da gegen den Strom ins Fangbecken einer Baader 101.

Dieses sogenannte Stun- and Bleedsystem von Baader aus Lübeck betäubt und tötet die Fische nach ihrer Ankunft blitzschnell, anschließend entbluten sie. „Die Einhaltung der Vorschriften für den Tierschutz hat für uns oberste Priorität", erklärt Nils Kühnel, Geschäftsführer und CTO der Business Unit Fisch.

„Das nehmen wir sehr, sehr ernst." Die Forschung daran, wie die Tiere am stress- und angstärmsten betäubt und getötet werden können, betreibt Baader unter anderem mit der Fraunhofer-Gesellschaft sowie norwegischen und britischen Forschungsinstituten. Den Beleg für die schonendste Methode erbringen EEGs, also elektrische Messung von Gehirnströmen der Tiere bei der Verarbeitung. Das Prozedere stoppt den Herzschlag zunächst nicht. So kann das Tier vor der bei Lachsen schnell eintretenden Totenstarre länger bearbeitet werden. Das Produkt kommt früher und frischer auf den Markt.

Schnelle und hocheffiziente Fischverarbeitung für Nahrungsmittel höchster Qualität und eine laut Unternehmen restefreie Verwertung der Tiere liegt in der DNA des Maschinenbauers mit 1600 Beschäftigten weltweit, davon 700 in Lübeck. Seit 1995 führt Petra Baader das Familienunternehmen in dritter Generation. Nicht nur die Maschinen sind hochkomplex, auch das Geschäft. Die Unternehmensstrategen müssen von jeher mit buchstäblich weltbewegenden Veränderungen umgehen: Kriege, Klimawandel und Abnahme der Fischbestände in den Meeren, Bevölkerungswachstum und steigender Bedarf an Proteinen, Fachkräftemangel und Globalisierung mit höchst unterschiedlichen industriellen Bedarfen.

Bis zu 75 Lachse pro Minute verarbeitet die Baader 101 in der mobilen Verarbeitungsanlage des Färöer Zuchtbetriebs. Baader ist einer der führenden Hersteller für Maschinen der Fischereiverarbeitung und weltweit unter den Top 3 der Maschinenhersteller für Geflügelverarbeitung, außerdem Anbieter digitaler Komplettlösungen sowie Separationstechnik. Für die Methode, mit der die Nahrungsmittelindustrie zunehmend restefrei arbeitet, hat das Unternehmen sich den Begriff Baadern schützen lassen, um es von den marktüblichen Separatoren abzuheben. Eine waschtrommelähnliche Maschine presst rotierend kleinste Teile durch Löcher und trennt so Gräten von Fischen, Knochen und Knorpel von Hühnchenfleisch, aber auch Faser von Fruchtfleisch oder Verpackung von beispielsweise abgelaufenem Käse und anderen Lebensmitteln.

Vom Hering zum Hightech: Baaders Innovationssprünge

Als Rudolph Max Joseph Baader das Unternehmen 1919 gründete, ging es dem Ingenieur um Maschinen für schnelle und effiziente Fischverarbeitung. Die ausschließlich manuelle Arbeit in einer Fischfabrik war damals kalt, dreckig und unangenehm. Baaders erste Erfindung war 1920 eine Maschine zum Köpfen und Entgräten von Heringen. Mit Lösungen für den in Großbritannien beliebten Frühstücksfisch schaffte das Unternehmen den Durchbruch. Als erster Hersteller ermöglichte Baader die Verarbeitung von Fisch direkt an Bord von Fischereiflotten. Ab den 50ern wuchs Baader dank der wachsenden Vorliebe für Fischfilet.

„Fisch und heutzutage zunehmend Zuchtfisch hat die höchste Verbreitung tierischer Nahrungsmittel auf der ganzen Welt", sagt Kühnel. Interessanter Markt sind für Baader jedoch vor allem Länder, die Fisch auch industriell verarbeiten. In Regionen von Asien oder Afrika mit niedrigeren Lohnstückkosten für manuelle Fischverarbeitung beschränkt sich der Absatz meist noch auf herkömmliche Köpf- und Zerlegmaschinen. „Auch weil oft nicht das Knowhow und die Mittel vorhanden sind, um einen industriellen Linienprozess zu unterhalten und die Maschinen entsprechend zu warten", erklärt Kühnel.

Mancherorts fehlen günstige Zuchtbedingungen. Und der Fischbereich ist vor allem im Sommer und Herbst stark. Daher diversifiziert Baader seit 1984 vor allem in die Geflügelverarbeitung. „Geflügel ist nicht saisonal, es ist das am stärksten wachsende tierische Protein und in allen Kulturen weltweit akzeptiert", erklärt Oane Metz, CTO der Geflügelsparte. „Außerdem hat es im Vergleich zu Rindfleisch einen viel besseren CO2-Fußabdruck." Und es lässt sich praktisch überall leicht züchten.

Digitalisierung und KI: Die Zukunft der Nahrungsmittelverarbeitung

„Unsere Angebote sowohl im Fisch- als auch Geflügelbereich reichen über alle Verarbeitungsschritte vom Eingang des Tiers in die Fabrik bis zur Verpackung", sagt Kühnel. In der Digitalisierung arbeitet Baader daran, sämtliche dem Produkt zugehörige Daten bereitzustellen. „Dabei profitieren die Fisch- und die Geflügelsparte von gemeinsamer Entwicklung und Erfahrung." Um zugleich den Bedarfen der weltweiten Lebensmittelindustrie gerecht zu werden, richtet Baader Maschinen zunehmend modular aus.

Baaders Kunden sollen der steigenden Nachfrage nach Lebensmitteln einer wachsenden Weltbevölkerung nachkommen können, mittlerweile auch mithilfe von KI in der Verarbeitungstechnologie. Dafür nötig ist unter anderem Kamerasteuerung, die bei Baaders Maschinen seit Jahrzehnten Standard ist. „Denn jeder Fisch ist anders", erklärt Kühnel. „Daher muss auch jeder Fisch bei der Verarbeitung einzeln vermessen werden."

Hier arbeitet Baader unter anderem mit der Automatisierungstechniksparte von Siemens zusammen. Bei der Entwicklung entsteht zu jeder Maschine ein digitaler Zwilling, der später auch der zügigeren Wartung bei Kundenanfragen dient. „Bei unseren aktuellen Maschinen ist es jetzt viel leichter, neue Funktionen zu implementieren, ohne dadurch Wechselwirkungen zu erzeugen", sagt Kühnel. So bleibt jede mögliche Verarbeitungslinie in einem stabilen Fluss, der kaum zu stoppen ist.

Fazit

Die Erfolgsgeschichte von Baader zeigt exemplarisch, wie mittelständische Unternehmen durch kontinuierliche Innovation und Anpassungsfähigkeit globale Marktführer werden können. Die Herausforderungen der Zukunft - von Nachhaltigkeit über Digitalisierung bis hin zu sich wandelnden Konsumgewohnheiten - erfordern weiterhin kreative Lösungen. Für den deutschen Mittelstand bietet sich hier die Chance, mit technologischem Vorsprung und Qualität "Made in Germany" neue Märkte zu erschließen und gleichzeitig einen Beitrag zur nachhaltigen Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung zu leisten. Die Balance zwischen Effizienz, Tierwohl und Ressourcenschonung wird dabei eine Schlüsselrolle spielen.

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