Einkaufen mit dem „grünen Daumen“
Neben den typischen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen gewinnt beim Einkauf auch das ökologische Engagement verstärkt an Bedeutung. Diese Entwicklung beeinflusst zunehmend den Einkauf öffentlicher Einrichtungen, aber auch mittelständischer Unternehmen. Teil eins einer neuen Reihe.
War die Relevanz ökologischer Faktoren der Beschaffung vor einigen Jahren noch überschaubar, achtet man heute mehr denn je auf niedrige Emissionswerte und die Einhaltung von Umweltschutzvorgaben. Daneben spielen auch – und nicht selten: insbesondere – faire Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern der Produkte eine wichtige Rolle bei der Wahl des Zulieferers.
Die gestiegenen Ansprüche stellen neue Herausforderungen für die Produzenten dar. Zugleich schaffen sie aber auch Raum für neue Marketingstrategien und helfen dabei, Image- und Einsparpotentiale zu heben. Denn durch neue Anforderungen entstehen immer auch neue Chancen.
Problemfall Konfliktmineralien – ein Beispiel
Ein Beispiel sind sogenannte Konfliktmineralien. Der Einkauf dieser Rohstoffe finanziert oft direkt die Konflikte in den jeweiligen Regionen, wie beispielsweise dem Kongo. Nicht selten fließen die Einnahmen aus dem Verkauf direkt auf das Konto von Bürgerkriegsparteien.
Aufgrund von schlechten Arbeitsbedingungen und Hungerlöhnen ist der Preis von Konfliktrohstoffen niedrig und verlockend. Kommt allerdings ans Licht, dass ein global agierender Hersteller Konfliktmineralien in seinen Produkten nutzt, schadet dies dem Image des Unternehmens enorm. Wie können Firmen sicherstellen, dass sie nur faire und „grüne“ Produkte einkaufen?
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Nachhaltige Maßnahmen und die Kostenbrille
Die möglichen Maßnahmen beginnen bereits bei der Lieferantenauswahl. Die Lieferkette sollte vollständig transparent sein. Denkbar ist in vielen Fällen auch, Substitute für den jeweiligen Rohstoff zu verwenden. So können knappe Ressourcen geschont und die Abhängigkeit von Konfliktregionen vermieden werden.
Oft werden jedoch im Bereich der Beschaffung nachhaltige Konzepte verworfen, da statt auf die positiven wirtschaftlichen Effekte nur auf die Kosten geschaut wird. Dabei ist Fakt: Durch umweltfreundliche Beschaffung sind sogar Einsparungen möglich. So kann etwa der Einkauf energieeffizient erzeugter oder weiterverarbeitbarer Produkte langfristig für geringere Betriebskosten sorgen.
Umweltschutz, Fairness, Ressourcensicherung, Verfügbarkeit, Einsparungen: Die Liste der Vorteile von Green Procurement ist lang – und das Interesse auf Konsumentenseite hoch. Folgerichtig sollten Unternehmen künftig den Aspekt Nachhaltigkeit stärker in ihre Planung einbeziehen. Durch Schulungen und Seminare kann das Bewusstsein für Green Procurement im Unternehmen aufgebaut werden.
Marc Kloepfel ist Mitgründer und Geschäftsführer der Einkaufsberatung Kloepfel Consulting. Dort verantwortet er die Strategie und das Projektmanagement. Darüber hinaus ist Marc Kloepfel für das Management der Auslandsstandorte in Österreich, Polen, der Schweiz sowie der Slowakei zuständig.
Die Serie
Regelmäßig schreiben Experten des Beratungsunternehmens Kloepfel Consulting an dieser Stelle, was Einkäufer mittelständischer Unternehmer beachten sollten.
Bisher erschienen:
- Green Procurement: Einkaufen mit dem „grünen Daumen“
- Total Cost of Ownership: Mit TCO versteckte Kosten aufdecken
- Cost Engineering: Der Einkauf sollte Bestandteil der Produktentwicklung sein
- Maverick Buying: Die Beschaffung ist Sache des Einkaufs, des Einkaufs, des Einkaufs
- Balanced Scorecard: Mehr Transparenz im Einkauf
- Renditehebel im Einkauf: Optimales Warengruppenmanagement muss aktiv gelebt werden
- CPFR: In neun Schritten zur effizienten Lieferkette
- Wieso das Stammdatenmanagement nicht unterschätzt werden sollte
- Digitale Lösungen im Bestellwesen: Effizienter einkaufen durch weniger Fehler