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Einkauf, Marketing und Marken > Eispreise und Konsumtrends

Eisdielen unter Druck: Steigende Preise verändern Konsumverhalten

YouGov-Umfrage zeigt: 64 Prozent der Deutschen empfinden Eispreise als zu hoch. Durchschnittlicher Kugelpreis liegt bei 1,81 Euro.

Vielfalt an Eissorten vor blauer Wand
(Foto: shutterstock)

Die Sonne brennt, die Schlangen vor den Eisdielen wachsen – und mit ihnen der Unmut über steigende Preise. Was früher ein spontaner Genuss für wenig Geld war, ist heute für viele ein kalkulierter Luxus. Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage im Auftrag der dpa (Deutsche Presse-Agentur) empfinden 64 Prozent der Deutschen die Eispreise inzwischen als zu hoch. Und das bleibt nicht folgenlos: Das Bestellverhalten hat sich spürbar verändert.

Verbraucherumfrage: Wie reagieren Kunden auf höhere Preise?

Rund 60 Prozent der Befragten geben an, heute weniger Eiskugeln zu kaufen als noch vor fünf Jahren. Die Mehrheit beschränkt sich auf zwei Kugeln (50 %), gefolgt von drei (23 %). Der klassische „Dreierbecher“ scheint zum Auslaufmodell zu werden.

Doch ganz verzichten? Undenkbar. Konsumforscher Jens Lönneker erklärt, warum: „Eis wirkt wie ein Gegengift zur Realität – süß, kühl und tröstend.“ Gerade in Zeiten sozialer oder wirtschaftlicher Unsicherheit halte der kleine Genuss das emotionale Gleichgewicht aufrecht. Kurz gesagt: Eis ist mehr als eine Kaltspeise. Es ist ein Gefühl.

Von der Großstadt aufs Land: Regionale Preisunterschiede

Von Halle bis Sylt, von Tegernsee bis Trier – Eis hat seinen Preis, doch der variiert stark. Auf dem Land liegt der Kugelpreis laut dem Verband Uniteis bei rund 1,30 Euro, in Metropolen wie Hamburg oder München werden mancherorts sogar bis zu 4,00 Euro fällig. Eine coupons.de-Analyse von 176 Eisdielen ergab für das Frühjahr einen Durchschnittspreis von 1,81 Euro.

Urlaubsorte wie Sylt oder St. Peter-Ording treiben den Preis auf bis zu 3,50 Euro – nicht zuletzt wegen zahlungskräftiger Touristen. Dortmund und Halle hingegen bleiben mit Preisen unter 1,50 Euro vergleichsweise günstig. Eis bleibt also auch eine Frage der Geografie – und manchmal des Prestiges.

Herausforderungen für Eisdielen: Zwischen Kostendruck und Qualitätsanspruch

Gestiegene Kosten für Rohstoffe, Personal und Energie zwingen viele Eisdielen zum Handeln. Der Mindestlohn, Mangel an Saisonkräften und Preissprünge bei Zutaten wie Kakao, Milch und Kaffee lassen kaum Spielraum – zumindest wenn die Qualität stimmen soll.

Die Antwort vieler Betreiber: Premiumsorten und kreative Rezepturen, für die sich ein höherer Preis argumentieren lässt. Wer etwa Pistazie aus Bronte oder veganes Lavendeleis anbietet, spricht zahlungskräftige Kunden gezielt an – und hebt sich von der Masse ab.

 

Eisgenuss im internationalen Vergleich

In puncto Eispreis steht Deutschland noch recht glimpflich da. In Frankreich zahlt man teils 5 Euro pro Kugel, in Italien oder Spanien sind 2,50 bis 4 Euro die Norm. Und in der Schweiz? Da kratzt der Preis pro Kugel gerne an der 6-Euro-Marke.

Dennoch: Laut YouGov finden nur 6 Prozent der Deutschen einen Preis über 2 Euro angemessen. Die große Mehrheit (66 Prozent) empfindet 1 bis 1,50 Euro als gerechtfertigt. Das zeigt: Die Preisakzeptanz hat Grenzen, auch wenn das Wetter noch so heiß ist.

Klassiker und Hypes - von Stracciatella bis Dubai-Schokolade

Wenig überraschend führen Schokolade, Vanille und Stracciatella weiterhin das Ranking der beliebtesten Sorten an. In einer Welt im Wandel bieten sie vertrauten Geschmack – und genau darin liegt ihr Reiz.

Doch auch exotischere Kreationen gewinnen an Boden. Dubai-Schokolade etwa – mit Gewürznoten, Datteln oder Kardamom – hat sich von der Nische zur festen Rubrik gemausert. Für viele ein Eis-Erlebnis zwischen Orient und Luxusurlaub. Doch der Markenname gerät nun unter Druck: Aldi unterlag in einem Rechtsstreit vor dem Landgericht München und darf die Bezeichnung nicht weiter verwenden. Für Eishersteller könnte dies bedeuten, dass bei Verwendung des Begriffs rechtliche Prüfungen notwendig sind

Fazit: Eis bleibt ein Kulturgut mit Preisetikett

Der deutsche Eismarkt steht am Scheideweg. Zwischen betriebswirtschaftlichem Druck und emotionaler Bindung an das Produkt müssen Betreiber neue Wege finden: Qualität bewahren, Preise erklären, neue Zielgruppen gewinnen.

Der klassische Kugelpreis von 1 Euro? Für viele ein nostalgischer Wunsch. Die Realität verlangt Kreativität – sowohl von den Eisdielen als auch von den Konsumenten. Denn wer heute noch ohne Bauchweh zwei Kugeln bestellt, hat vermutlich schon gelernt, das Wesentliche zu genießen: den Moment.

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