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Zukunftsmärkte > Van Laack

Erfolgreich durch die Krise

Es existieren wenige Textilunternehmer, denen das Corona-Jahr bei Umsatz und Gewinn geholfen hat. Christian von Daniels ist einer dieser seltenen Fälle. Der Van-Laack-Eigentümer nähte Masken und gewann Millionen. Jetzt leistet sich der Luxusfabrikant den größten Zukauf der Firmengeschichte.

Es gibt viele von denen, die in der Pandemie zu den Verlierern gehören, weil ihr Geschäft nicht mehr läuft. Es gibt einige, die gehören zu den Gewinnern, weil ausgerechnet ihr Geschäft in der Krise wie Geschnitten-Brot läuft. Pharmafirmen und der Online-Handel gehören dazu. Und es gibt die, die die Situation drehen und aus der Krise einen Boom machen. Zur letzten Kategorie gehört Christian von Daniels.

Von Daniels, Jahrgang 1955, lässig elegant gekleidet, Vater von drei Kindern, ist Eigentümer des Luxushemden-Herstellers van Laack in Mönchengladbach bei Düsseldorf. Und seine Story lautet kurzgefasst so: Als das Geschäft mit Oberhemden im vergangenen März einbrach, legte von Daniels den Hebel um. Er ließ in seinen Fabriken - unter anderen der in Hanoi - mehr als 100 Millionen Masken und Kittel nähen, fuhr einen Rekordumsatz ein - die Rede ist von einer Verdoppelung dessen, was Van Laack in normalen Jahren verdient – und investierte das Geld in dieser Woche in den größten Zukauf der Firmengeschichte: Er erwirbt den angeschlagenen Herrenausstatter Sør aus der Insolvenz.

Weg mit der Eiche

Im Gespräch berichtet von Daniels über die ganze Geschichte. Über die beiden Marken, die beide weit mehr als 100 Jahre auf dem Buckel haben, was sie nicht alt, sondern ehrwürdig macht. Über die Geschäftsfreundschaft, die ihn mit dem Sør-Inhaber Tomas Rusche verbindet, einem Kunstliebhaber, der am Ende seine Sammlung verkaufte, um das Geld ins Unternehmen zu pumpen. Vergeblich. Sør hatte sich verzettelt, war auf mehr als 60 Filialen angewachsen, was der Umsatz nicht hergab. Dazu der Online-Handel, der auch nicht zur Kernkompetenz des honorigen Herrenausstatters gehörte, der mit viel dunkler Eiche und braunem Leder seine Kunden am liebsten in ein anderes Jahrhundert versetzt. Er berichtet über Thomas Fox, den Sanierer, den Rusche ins Haus geholt hatte. "Fox hat uns die Restrukturierungsarbeit weitgehend abgenommen", sagt von Daniels, der vor dem Kauf als Lieferant zu den Gläubigern von Sør gehört hatte.

Inzwischen verhandelt von Daniels aus einer anderen Perspektive. Die Eigentümer der oft denkmalgeschützten Häuser, in denen Sør residiert, möchte er zu einer "wirtschaftlich vernünftigen" Mietforderung bringen. Die 21 Sør-Läden, die er zwischen Sylt und Rottach am Tegernsee übernimmt, sollen bis April ihrer "Deutsche-Eiche-Overkill-Einrichtung" entledigt werden, im Sortiment werden sich möglicherweise mehr Van-Laack-Hemden finden als bisher. Die Zentrale in Mönchengladbach erhält einen eigenen zusätzlichen Eingang, über dem das Sør-Label prangt.

Ein neuer Chef für die neugekaufte Marke ist auch bereits gefunden: Thomas Lübbenjans ist ein alter Bekannter des Hauses, der zwischenzeitlich sieben Jahre bei der Modefirme Eton in Schweden verbrachte. Das Ziel: "Sør soll bei Highend-Fashion wieder die Nummer eins in der Stadt werden." Dauerhaft leere Innenstädte – daran glaubt von Daniels nicht. Im Gegenteil: "Die Menschen wollen wieder raus in die Innenstädte. Es ist unsere Aufgabe, ihnen mehr zu bieten. Omnichanel-Anbieter sind die Gewinner."

Konsequenter Dreh auf Luxus

Keine Frage, von Daniels ist Vollblutunternehmer. Van Laack hat er durch den konsequenten Dreh Richtung Luxusmarke wieder auf die Erfolgsspur gebracht. Die Entscheidung, das Jahr 2020 mit dem Nähen von Corona-Accessoires zu verbringen, hat er bis ins Detail durchkalkuliert - wobei das Detail so aussieht, dass seither selbst in Billig-Discountern Masken mit dem Edellabel zu haben sind. Das bleibe eine Ausnahme, die er aber in der Pandemie für richtig halte, sagt von Daniels.

Und dann war da noch der Ärger mit der Politik. Daniels lacht: "Ist abgehakt", meint er. Der Sohn des Ministerpräsidenten und neuen CDU-Chefs Armin Laschet hat einen "Minijob" bei Van Laack als Mode-Influenzer. Da fiel es im Nachhinein bei manchen in der Landespolitik unangenehm auf, dass ausgerechnet Van Laack Großaufträge für Masken und Kittel für die Krankenhäuser und Polizeistationen des Landes bekam. Inzwischen ist die Affäre nach ihrem Höhepunkt im Dezember abgeebbt.

Was bleibt ist eine Markenbekanntheit, die durch die zahlreichen Nennungen im Zuge dieser Affäre und durch das Ausliegen der Masken in Discountern enorm gewachsen ist. Natürlich positiv besetzt, meint der Chef. Von Daniels jedenfalls ist überzeugt, dass er zwar nicht die Pandemie bezwungen, ihr aber doch ein Schnippchen geschlagen hat. Er sieht es so: "Wer seine Ruhe haben will, setzt sich hin und beantragt staatliche Unterstützung. Das mache ich nicht."

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