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Einkauf, Marketing und Marken > EU-Autogipfel

EU-Kommission startet Dialog zur Zukunft der Autoindustrie

Von der Leyen lädt Branchenvertreter nach Brüssel. Zulieferer wie Eberspächer spüren Druck durch Transformation zur E-Mobilität.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eröffnet den strategischen Dialog zur Zukunft der europäischen Automobilindustrie in Brüssel. (Foto: Shutterstock)

Die EU-Kommission hat einen strategischen Dialog zur Zukunft der europäischen Automobilindustrie gestartet. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen lud dazu Vertreter von Autoherstellern, Zulieferern und Gewerkschaften nach Brüssel ein. "Die europäische Automobilindustrie befindet sich an einem entscheidenden Punkt", sagte von der Leyen zum Auftakt der Gespräche. Der Dialog soll Wege aufzeigen, wie die Branche angesichts von Absatzrückgängen und strengeren Klimavorgaben wettbewerbsfähig bleiben kann.

Wirtschaftliche Bedeutung der Autoindustrie

Die Automobilindustrie ist ein Schlüsselsektor der europäischen Wirtschaft. Nach Angaben der EU-Kommission hängen mehr als 13 Millionen direkte und indirekte Arbeitsplätze von der Branche ab. Sie trägt etwa sieben Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der EU bei und ist für rund ein Drittel der nichtöffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung verantwortlich. Allerdings steht die Industrie vor großen Herausforderungen: Auf fast allen großen europäischen Automärkten ist der Absatz im vergangenen Jahr gesunken. Auch in wichtigen Exportmärkten wie China und den USA gehen die Verkäufe deutscher Hersteller zurück.

Gleichzeitig muss die Branche strenge Klimaschutzauflagen erfüllen. Die Flottengrenzwerte für den CO2-Ausstoß werden in diesem Jahr verschärft. Um hohe Strafzahlungen zu vermeiden, müssen die Autobauer deutlich mehr Elektrofahrzeuge verkaufen - auf dem deutschen Markt sogar 75 Prozent mehr als im Vorjahr. Tatsächlich schwächelt der Absatz von E-Autos jedoch. Der europäische Autoverband ACEA fordert daher einen "Realitätscheck" der Klimavorgaben. ACEA-Präsident und Mercedes-Vorstandschef Ola Källenius verlangt eine Anpassung der Strafandrohungen bei Nichteinhaltung der Ziele.

Auswirkungen auf Zulieferer am Beispiel Eberspächer

Die Transformation zur Elektromobilität setzt besonders mittelständische Zulieferer unter Druck. Ein Beispiel dafür ist der Automobilzulieferer Eberspächer aus Esslingen. Das Familienunternehmen, das mit Abgasanlagen groß geworden ist, kämpft mit der Umstellung auf E-Mobilität. In zwei Werken in Rheinland-Pfalz und Thüringen stehen über 300 Arbeitsplätze auf der Kippe. Am Standort Herxheim, wo elektrische Heizungen für Batterieautos produziert werden, soll die Fertigung eingestellt werden. Rund 200 Stellen fallen dort weg.

Eine Unternehmenssprecherin erklärte: "Die Elektromobilität für Autos in Deutschland und Europa kommt langsamer als erwartet. Entgegen den Planungen werden deutlich weniger Hochvoltprodukte von den europäischen Fahrzeugherstellern abgerufen." Das Ende der Kaufprämie für E-Autos in Deutschland habe die Situation zusätzlich verschärft. Langfristig glaubt Eberspächer jedoch an eine Erholung des Marktes und hält sich die Option offen, die Produktion später wieder aufzunehmen.

Mögliche EU-Maßnahmen zur Unterstützung

Um den Absatz von E-Autos anzukurbeln, diskutiert die EU-Kommission verschiedene Optionen. Denkbar wären eine Koordinierung nationaler Förderprogramme, Anpassungen im Beihilferecht oder eine Abschwächung eigener Vorgaben. Die stellvertretende Kommissionschefin Teresa Ribera zeigt sich mit Blick auf mögliche Klimastrafen für Autohersteller flexibel. Auch EU-weite Fördermaßnahmen stehen zur Debatte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich ebenfalls für solche Schritte ausgesprochen, nachdem die Bundesregierung den Umweltbonus für E-Autos Ende 2023 beendet hatte.

Fazit

Der strategische Dialog der EU-Kommission mit der Automobilindustrie steht vor der Herausforderung, Klimaziele und wirtschaftliche Interessen in Einklang zu bringen. Erste Ergebnisse werden in den kommenden Monaten erwartet. EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas soll bis Anfang März einen Aktionsplan zur Förderung der Automobilindustrie und nachhaltiger Mobilität vorlegen. Für Zulieferer wie Eberspächer wird entscheidend sein, wie schnell sich der Markt für Elektrofahrzeuge erholt und welche konkreten Unterstützungsmaßnahmen die EU-Kommission auf den Weg bringt.

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