
Bei der Internationalisierung ihres Geschäfts scheiden sich im deutschen Mittelstand die Geister, berichtet die Commerzbank in ihrer Studie „Neue Märkte, neue Chancen – Wachstumsmotor Internationalisierung“, für die 4.000 mittelständische Entscheider nach ihren Aktivitäten zu Expansion und Export befragt worden sind. Für jene 55 Prozent der Unternehmen, die bereits im Ausland aktiv sind, bleibt der Export Erfolgsfaktor Nummer eins im Mittelstand. Diese Unternehmen erobern zunehmend auch neue Märkte jenseits der etablierten Volkswirtschaften: Mehr als jeder Dritte Mittelständler setzt bereits auf Expansion in internationale Wachstumsmärkte, allen voran die BRIC-Staaten. Den Export-orientierten Mittelständlern gelang es dabei, auch ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern, indem sie ihrem Geschäftsmodell im Ausland mehr vertrauen und ihr Alleinstellungsmerkmal in den neuen Märkten besser betonen als noch 2007, dem Jahr, in dem diese Studie erstmals durchgeführt wurde.
Eurokrise hemmt Auslands-Expansion
Die anderen 45 Prozent der Unternehmen im deutschen Mittelstand zeichnen jedoch ein sehr zurückhaltendes Bild hinsichtlich ihrer Export-Pläne. Planten im Jahr 2007 noch 23 Prozent eine Expansion ins Ausland, sind es nun mehr lediglich 9 Prozent. „Mittelständler, die noch nicht in Auslandsmärkten aktiv sind, tun sich derzeit schwer, den ersten Schritt zu machen“, meint Markus Beumer, Vorstandsmitglied der Commerzbank. Üblicherweise erfolgt die Expansion im Mittelstand zunächst innerhalb Europas, bevor die Internationalisierung weiter vorangetrieben wird. Dieser Weg sei für Mittelständler aufgrund der schwachen Konjunktur im Euroraum derzeit allerdings wenig attraktiv, ergänzt Beumer. 36 Prozent der Mittelständler sehen übrigens überhaupt keine Notwendigkeit einer Expansion ins Ausland.
Eine Veränderung der Situation in den nächsten Jahren wird nicht erwartet. Der Mittelstand rechnet in den nächsten fünf Jahren mit weiteren Auswirkungen der Eurokrise. Jeder zweite Mittelständler glaubt an die Insolvenz einzelner Euro-Staaten, 18 Prozent rechnen mit dem Auseinanderbrechen des Euroraums. Knapp ein Drittel glaubt, dass die EU Export-Überschüsse eindämmen wird, deutlich über die Hälfte rechnet mit zunehmendem Protektionismus.
„Managed in Germany“ als neuer Export-Erfolgsfaktor
Export-orientierte Mittelständler schaffen sich durch internationale Beschaffung und Produktion Wettbewerbsvorteile. Global Sourcing ist mittlerweile die Regel. Dies hatte zuletzt wieder zu einer Debatte darüber geführt, wie viel „Made in Germany“ eigentlich noch in deutschen Produkten steckt. Auch darauf gibt die Studie eine Antwort. Dem Mittelstand ist die Bedeutung von „Made in Germany“ durchaus bewusst: Knapp zwei Drittel der Mittelständler mit Auslandstätigkeit sind der Meinung, dass hierzulande hergestellte Güter Kunden aus dem Ausland wichtig sind. Hinzu kommt aber, dass knapp 80 Prozent angeben, dass es entscheidend ist, dass ein deutsches Unternehmen den Produktionsprozess steuert – egal wo auf der Welt. „Managed in Germany“ trete an die Stelle von „Made in Germany“, sagt Michael J. Huvers, Bereichsleiter Marketing und Kommunikation bei der Vorstellung der Studienergebnisse.