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Zukunftsmärkte > Osteuropa

Fachkräftemangel lähmt deutsche Mittelständler in Ungarn

Längst spüren deutsche Unternehmen den Fachkräftemangel auch an ihren osteuropäischen Standorten. Gerade gut ausgebildete junge Leute ziehen von dort weg. Der Strickwarenhersteller Maerz Muenchen sucht für sein Werk in Ungarn nun international nach Mitarbeitern.

Osteuropäische Länder sind beliebte Standorte für die Produktionsstätten deutscher Mittelständler. Dort finden Unternehmer günstige und gut ausgebildete Arbeitskräfte vor. Zudem können sie die produzierten Waren dank offener Grenzen zollfrei nach Deutschland liefern – oder im Rahmen ihrer Internationalisierungsstrategie in ein anderes Land der Europäischen Union. 

Zunehmend sorgt aber die politische Situation in Polen, Tschechien & Co. in diesen Ländern für einen Fachkräftemangel. „In Ungarn wandern Fachkräfte systematisch nach Westeuropa ab – und zwar nicht nur wegen der höheren Löhne“, berichtet Katja Beibl, Geschäfts­führerin des mittelständischen Strickwarenherstel­lers Maerz Muenchen. 

EU-feindliche Politik vertreibt junge Fachkräfte

Die nationalpopulistische Politik von Ministerpräsident Viktor Orbán verärgert vor allem junge, gut gebildete Leute, die sich eine engere Anbindung an Europa wünschen. Weil sie sich von ihrer Regierung nicht mehr repräsentiert fühlen, nutzen sie die Arbeitnehmer-Freizügigkeit innerhalb der EU und ergreifen berufliche und private Möglichkeiten in anderen Mitgliedsstaaten.

Das Münchner Unternehmen Maerz hat ein Produktionswerk in Szeged, für das Beibl schon seit Jahren einen lokalen Betriebsleiter sucht. Derzeit besetzt ein deutscher Mitar­beiter die Stelle kommissarisch. Doch kann diese Situation keine Dauerlösung sein, denn die Entsendungen deutscher Mitarbeiter ins EU-Ausland zieht viel Bürokratie mit sich.

Öffentliche Auslandsvermittlungen nutzen

In Ungarn aktive Unternehmer aus Deutschland fordern immer wieder von der EU, Einfluss auf die Regierung Orbáns zu nehmen, um die Abwanderung von Fachkräften zu stoppen. Doch die Möglichkeiten Brüssels in Budapest sind de facto begrenzt. Denn die meisten politischen Ent­scheidungen und sind und bleiben Sache der Mitgliedsstaaten. Auch wenn sich die Mehrheitsverhältnisse im Europäischen Parlament durch die Ergebnisse der Europawahl am 26. Mai verändern sollten, dürfte sich an diesem Grundproblem nichts ändern.

Um die Auswirkungen des osteuropäischen Fachkräftemangels auf ihr Geschäft zu reduzieren, können Unternehmer ihrerseits jedoch die Arbeitnehmer-Freizügigkeit nutzen und Mitarbeiter aus anderen Ländern Europas gewinnen. Die Möglichkeit dazu bietet unter anderem das Kooperationsnetzwerk Eures.

Auch die Zentrale Auslands- und Fachvermitt­lung (ZAV) sowie die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit multiplizieren Stellenausschreibungen europaweit. Maerz-Chefin Beibl will diese Angebote sowie private Agenturen nun vermehrt nutzen, um ihre freie Stellen in ihrem ungarischen Produktionswerk zu besetzen. 

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