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Einkauf, Marketing und Marken > Curevac erhält Finanzspritze von GSK und baut 330 Stellen ab

Finanzspritze und Kahlschlag bei Curevac

Curevac erhält eine Finanzspritze von GSK und sichert sich damit das Überleben bis 2028. Doch während Millionen fließen, baut das Unternehmen 330 Stellen ab, um die Kosten zu senken. Ein Drahtseilakt zwischen Hoffnung und Härte.

Curevac sichert sich mit einer Finanzspritze von GSK das Überleben bis 2028. Trotz der Investition müssen 330 Stellen abgebaut werden. Wie das Tübinger Biotech-Unternehmen seine Zukunft plant. Bildnachweis: picture alliance/dpa

Der angeschlagene Impfstoffspezialist Curevac kann mindestens bis 2028 weitermachen. Das Tübinger Biotech-Unternehmen erhält vom britischen Pharmakonzern Glaxo-Smith-Kline (GSK) eine bedeutende Finanzspritze von zuerst 400 Millionen Euro. Insgesamt kann Curevac mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 1,45 Milliarden Euro rechnen. Trotz der bedeutenden Finanzspritze verschärft Curevac den eingeschlagenen Sparkurs. Bereits im Frühjahr wurde der Abbau von 150 der insgesamt 1.100 Stellen angekündigt. Jetzt sollen sogar 330 Mitarbeiter vor allem am Tübinger Hauptsitz Unternehmen verlassen. Curevac hat noch weitere Standorte in den Niederlanden, der Schweiz, Belgien und den USA.

Mit dem Abbau jeder dritten Stelle will das Unternehmen nach eigenen Angaben die Personalkosten um 25 Millionen Euro senken. Allerdings rechnet Curevac mit Einmalkosten von 15 Millionen Euro für Abfindungen und Sozialleistungen. Die sollen im vierten Quartal die Bücher des angeschlagenen Unternehmens belasten. Für das vergangene Jahr hatte Curevac einen Umsatz von 53,8 Millionen Euro ausgewiesen. Im Jahr davor waren es noch 67,4 Millionen Euro und 2021 sogar 103 Millionen Euro. Der Verlust vor Steuern betrug 260 Millionen Euro.

Der Spezialist für mRNA-Technologie galt während der Corona-Pandemie als einer der Hoffnungsträger auf der Suche nach einem Impfstoff. Um die Übernahme des Unternehmens zu verhindern ist seinerzeit der Bund über die mit 300 Millionen Euro eingestiegen. Berlin reagierte auf Gerüchte, wonach der damalige US-Präsident Trump eine Übernahme plante. Das Rennen um den Corona-Impfstoff machten allerdings dann die Mainzer Biontech und der US-Konzern Moderna, denn Curevac muss den ersten Impfstoff wegen zu geringer Wirksamkeit zurückziehen. Noch heute hält der Bund 13 Prozent an Curevac. Hauptaktionär ist mit 31 Prozent die Beteiligungsgesellschaft Dievini des SAP- Mitbegründers Dietmar Hopp. GSK hält nach Daten von Bloomberg sieben Prozent der Anteile.

Über die einmalige Zahlung hinaus bekommt Curevac von GSK zusätzlich bis zu 1,05 Milliarden Euro, die schrittweise in Form von Meilenstein-Zahlungen für Entwicklung, Zulassung und Vertrieb fließen sollen. CureVac behält darüber hinaus die Exklusivrechte an den zusätzlichen, noch nicht veröffentlichten und präklinisch validierten Infektionskrankheiten aus der früheren Zusammenarbeit. „Die neue Lizenzvereinbarung versetzt uns in eine starke finanzielle Position und ermöglicht es uns, uns auf den Aufbau einer starken Pipeline in Forschung und Entwicklung zu konzentrieren“, so Vorstandschef Alexander Zehnder.

Die Tübinger konzentrieren sich nun neben den Mittel gegen Covid-19 und Grippe auf die Entwicklung von Krebsmedikamenten. Bis Ende des Jahres soll ein Impfstoff gegen Glioblatom, den häufigsten Hirntumor, in die Phase-1-Studie gebracht werden. „Durch die Vereinbarung mit GSK können wir unsere Onkologie-Programme priorisieren und unsere Technologie in andere Bereiche ausweiten, in denen mRNA hervorragend für die Entwicklung neuartiger Behandlungsansätze geeignet ist“, erklärt Zehnder. Bis Ende 2025 sollen noch zwei Krebsimpfstoff die erste klinische Testphase erreichen.

Die Tübinger sind an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq gelistet. Während der Pandemie war der Wert im Fokus der Anleger. Der Kurs lag seinerzeit sogar über 110 Euro. Als allerdings klar wurde, dass der Impfstoff von Curevac nicht so wirksam ist wie der des Wettbewerbs, folgte ein jäher Absturz. Seit mehr als einem Jahr konnte die Aktie nicht mehr die Marke von zehn Euro überschreiten. Auch die Ankündigung des Milliardendeals hat die Anleger nicht beeindruckt. Die Aktie blieb weiter bei drei Euro.

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