Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Kunden & Märkte > Profitverlust bei Mercedes

Mercedes verdient weniger

Mercedes-Benz verzeichnet Gewinneinbruch trotz stabiler Verkaufszahlen: Absatzprobleme in China und rückläufige Nachfrage nach E-Autos sind die Gründe.

Olaf Källenius, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group, erwartet in der zweiten Jahreshälfte eine Absatzsteigerung. (Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)

Der Stuttgarter Autokonzern Mercedes-Benz hat im ersten Halbjahr einen deutlichen Gewinneinbruch verzeichnen müssen. Der Konzern hat ein Viertel weniger verdient als im gleichen Vorjahreszeitraum. Dabei hat der Konzern nahezu genau so viele Fahrzeuge verkauft. Allerdings haben die Stuttgarter in diesem Jahr eigene Aktien für 5,1 Milliarden Euro zurückgekauft, um den Kurs des Mercedes-Papiers zu stabilisieren. Mercedes trifft aber auch die sinkende Nachfrage auf dem wichtigen chinesischen Markt. Dort belastet die Krise am Immobilienmarkt und eine steigende Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten die Kauflust. „Das kann zwölf bis 18 Monate andauern“, meint Konzern-Chef Ola Källenius. China ist der größte Markt für Luxus-Fahrzeuge. Jede zweite S-Klasse wird dort verkauft – ein Modell, das besonders hohe Margen erzielt.

Insgesamt habe sich das Unternehmen in einem sehr schwierigen Umfeld gut behaupten können, betont Källenius. Einen deutlichen Rückgang muss Mercedes allerdings beim Absatz von vollelektrischen Autos hinnehmen. Der Absatz ist innerhalb eines Jahres um ein Viertel eingebrochen. Offenbar ziehen die Kunden Hybrid-Lösungen vor. Deren Anteil ist um ein Viertel gestiegen, sodass Mercedes in Summe nur sechs Prozent weniger E-Fahrzeuge verkauft hat. Källenius bekräftigt deshalb den Kurswechsel des Konzerns. Statt sich bis zum Ende der Dekade voll auf E-Fahrzeuge zu konzentrieren, wollen die Stuttgarter „bis weit in die 2030er-Jahre auch Modelle mit Verbrennermotor verkaufen. Die Werke seien flexibel aufgestellt und können sich schnell der jeweiligen Entwicklung anpassen. Ob die EU das Verbrennerverbot ab 2035 tatsächlich kippt, wisse er nicht. „Wir haben aber bei unserer Elektrooffensive keine Geschwindigkeit heraus“, versichert Källenius.

 

Die Stuttgarter erwarten einen steigenden Absatz in der zweiten Jahreshälfte. So sollen neue Modelle wie die E-Klasse, sowie verschiedene Fahrzeuge von AMG anlaufen. Zudem sind die Probleme mit den Bosch-Batterien ausgestanden, die den Absatz noch im ersten Quartal belastet haben. Über mögliche Schadensersatzforderungen gegen den Stuttgarter Zulieferer schweigt Finanzchef Harald Wilhelm. Zuvor hat Mercedes kommuniziert, dass die Probleme mit den 48-Volt-Batterien einen Absatzverlust von rund 100.000 Fahrzeugen verursacht hat.

Wilhelm erwartet, dass die Stuttgarter die Preise stabil halten können. Allerdings wird das bei Mercedes künftig unübersichtlicher, denn der Konzern weist keine festen Listenpreise mehr aus. Insgesamt erwartet Mercedes einen Umsatz auf der Vorjahreshöhe von 153,2 Milliarden Euro. Die Marge soll zwischen elf und zwölf Prozent liegen. Im vergangenen Jahr waren es 14 Prozent. Sorgen bereitet Mercedes der Kurs der EU, die die Zölle für Autos aus China angehoben hat. Wir sind der größte Importeur aus China“; betont Källenius. Man sei also auf freie Märkte besonders angewiesen.

Gelöst hat Mercedes den internen Streit mit den rund 8000 Beschäftigten in den 80 konzerneigenen deutschen Niederlassungen. Der Autokonzern will die Sparte – wie zuvor bereits die Häuser im Ausland - verkaufen, was zu erheblichen Protesten ausgelöst hat. Jetzt versüßt Mercedes den Zwangsausstieg mit einer Einmalzahlung von 85.000 Euro. Zudem bleibt es bei der Beschäftigungsgarantie bis 2029. Auch eine Vielzahl von Sonderkonditionen sollen erhalten bleiben. Marktbeobachter rechen mit einem Deal in Milliardenhöhe. Über mögliche Interessenten und dem Fortgang der Verkaufsverhandlungen schweigt sich der Konzern aus. Die Käufer sollen nach früheren Angaben Handelsexpertise, unternehmerische Kompetenz, wirtschaftliche Stärke, Investitionsbereitschaft sowie Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen mitbringen.

Zusammengefasst

Mercedes-Benz: Gewinneinbruch trotz stabiler Verkaufszahlen

  • Aktuelle Situation: Trotz stabiler Verkaufszahlen verzeichnet Mercedes-Benz im ersten Halbjahr einen Gewinneinbruch von 25 %.
  • Gründe: sinkende Nachfrage nach E-Autos und Absatzprobleme in China, dem größten Markt für Luxus-Fahrzeuge.

  • Maßnahmen: Konzernchef Ola Källenius kündigt an, weiterhin Verbrennermodelle zu produzieren und setzt auf neue Modelle wie die E-Klasse und AMG-Fahrzeuge.

  • Risiken: Auf dem Unternehmen lasten aktuell interne Konflikte wegen des Verkaufs deutscher Niederlassungen. Sorgen bereitet auch der Kurs der EU, die die Zölle für Autos aus China angehoben hat. Mercedes ist der größte Importeur aus China.

  • Perspektive: Mercedes erwartet dennoch in der zweiten Jahreshälfte eine Absatzsteigerung. Der Konzern plant einen Umsatz auf Vorjahreshöhe mit einer Marge von 11-12%.

Bleiben Sie auf dem Laufenden, abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie immer die neuesten Nachrichten und Analysen direkt in Ihren Posteingang.

zum Newsletter für Unternehmer

Ähnliche Artikel