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Einkauf, Marketing und Marken > Analyse: Die Big Three der Bierwelt

Globale Bierbranche: Drei Konzerne dominieren den Weltmarkt

Aktuelle Analyse zeigt: AB InBev, Heineken und China Res. Snow Breweries brauen über 50 % des weltweiten Biers. Deutsche Brauereien verlieren an Bedeutung.

AB InBev, Heineken und Snow: Drei Konzerne zapfen mehr als die Hälfte des Weltbiers – traditionelle Brauereien geraten unter Druck. (Foto: shutterstock)

Die aktuelle Marktanalyse des renommierten Hopfenspezialisten BarthHaas für das Jahr 2024 zeigt ein deutliches Bild der Kräfteverhältnisse in der globalen Brauwirtschaft.

Die drei führenden Braukonzerne:

  • AB InBev
  • Heineken
  • China Resources Snow Breweries

beanspruchen mittlerweile nicht nur den größten Anteil am Weltbiermarkt. Gemeinsam fördern sie rund 845 Millionen Hektoliter Bier – das entspricht mehr als der Hälfte des Gesamtausstoßes der 40 größten Brauereien weltweit.

Die globale Bierindustrie befindet sich damit in einem Zustand fortgeschrittener Konzentration, wie er in dieser Form selten ist – mit erheblichen Folgen für Vielfalt, Preisgestaltung und regionale Identität. Während in Südostasien und China ein regelrechter Durst nach Massenproduktion herrscht, und Heineken in Europa mit tiefen Wurzeln in nationalen Märkten operiert, verschränkt AB InBev als transatlantischer Gigant seine Tentakel in Nord- und Südamerika, Afrika und darüber hinaus.

So unterschiedlich die geokulturellen Räume, so einheitlich der Trend: Standardisierung, Marktmacht, Effizienz – das heilige Dreigespann der globalen Ökonomie. Doch was bedeutet das für den lokalen Bierliebhaber, für regionale Brautraditionen, für die Sensorik des individuellen Biererlebnisses? Wenn Pils, Pale Ale und Lager zunehmend aus denselben Stahlkesseln fließen, dann droht auch ein Stück Geschmacksvielfalt zu erodieren. Denn mit jedem Prozentpunkt Marktanteil, den die Großen zulegen, wird der Spielraum für handwerkliche Brauereien kleiner.

Marktkonzentration: Die "Big Three" der Bierindustrie

An der Spitze steht der belgische Konzern AB InBev, zu dem Marken wie Beck's, Budweiser und Corona gehören. Mit einer Produktion von 495 Millionen Hektolitern im Jahr 2024 stellt AB InBev allein fast ein Drittel des weltweit gebrauten Biers her. Zum Vergleich: Das entspricht etwa dem 11,6-fachen der gesamten Produktion der sechs größten deutschen Brauereigruppen.

Auf Platz zwei folgt Heineken aus den Niederlanden mit einem Ausstoß von 240,7 Millionen Hektolitern. Der Konzern ist unter anderem für Marken wie Desperados, Gösser und Birra Moretti bekannt. Den dritten Platz belegt China Res. Snow Breweries mit knapp 109 Millionen Hektolitern.

Deutsche Brauereien im internationalen Vergleich

Trotz des weltweiten Renommees deutschen Biers spielen heimische Brauereien im globalen Geschäft nur eine untergeordnete Rolle. Die sechs größten deutschen Brauereigruppen produzierten 2024 zusammen lediglich 42,5 Millionen Hektoliter - das entspricht gerade einmal einem Zwanzigstel des Ausstoßes der "Big Three".

Die Radeberger Gruppe als größter deutscher Bierhersteller liegt mit 10,4 Millionen Hektolitern auf Platz 23 der weltweiten Top 40. Es folgen TCB (Feldschlößchen, Gilde) auf Platz 28, Oettinger auf 30, Paulaner auf 31, Krombacher auf 32 und Bitburger auf Platz 33. Besorgniserregend: Fast alle deutschen Brauereien rutschten im Ranking ab, nur Bitburger konnte ein leichtes Plus von 1,5 Prozent verzeichnen.

Russlands Einfluss auf den globalen Biermarkt

Ein unerwarteter Faktor beeinflusst die aktuelle Rangliste: Nach Verstaatlichungen kehren russische Brauereien in das Ranking zurück. Baltika, ehemals Teil von Carlsberg, steigt auf Platz 12 ein. Die OPH Vereinigte Brauereien, früher zu Heineken gehörend, folgen auf Platz 24. Mit der Rückkehr russischer Brauereien als eigenständige Einheiten ins Ranking verändert sich die Konzernlandschaft im globalen Biermarkt. Für deutsche Brauereien verbessert sich ihre relative Platzierung dadurch nicht – im Gegenteil, sie rutschen im Ranking weiter ab.

Herausforderungen für mittelständische Brauereien

Die Marktkonzentration setzt besonders kleinere und mittelgroße Brauereien unter Druck. Gestiegene Rohstoff- und Energiekosten können kaum durch Preiserhöhungen ausgeglichen werden. Die Folge: Zunehmend kommt es zu Betriebsaufgaben oder Fusionen.

Auch die Übernahme bekannter deutscher Marken durch internationale Konzerne schreitet voran. Beispielsweise gehören Beck's, Franziskaner und Löwenbräu mittlerweile zu AB InBev, werden aber weiterhin in Deutschland produziert.

Historische Einordnung

Bier ist weit mehr als ein Getränk. Es ist ein kulturelles Erbe, das Geschichten erzählt, Zeiten überdauert und Gesellschaften geprägt hat. Schon im alten Mesopotamien, vor rund 6.000 Jahren, wurde es gebraut, damals eher ein nahrhaftes, brotähnliches Gebräu als das, was wir heute in Flaschen und Gläsern schätzen. Es war vor allem den Frauen vorbehalten, den Gärungsprozess zu beherrschen, ein bemerkenswerter Anfang für ein Produkt, das später ganze Wirtschaftszweige dominieren sollte.

Im deutschsprachigen Raum blühte das Bier im Mittelalter regelrecht auf. Klöster wurden zu Wissenszentren des Brauwesens, und aus der Notwendigkeit der Haltbarmachung entstanden regionale Spezialitäten, die bis heute Identität stiften. Fast jedes Dorf hatte seine eigene Brauerei. Bier war lokal, charakterstark und tief mit dem Alltag verwoben.

Mit dem 19. Jahrhundert kam der Umbruch. Die industrielle Revolution krempelte nicht nur die Produktionsweise um, sondern auch die Bierwelt. Kältemaschinen, Pasteurisierung und Eisenbahn ermöglichten plötzlich den überregionalen Vertrieb. Die Kehrseite: Kleine Brauereien verschwanden nach und nach, die ersten Konzerne entstanden. Effizienz ersetzte Vielfalt.

Ein ähnliches Muster zeigte sich fast ein Jahrhundert später in den USA. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde der Markt dort fast vollständig von wenigen, gigantischen Brauunternehmen dominiert. Ihre Biere waren austauschbar, glatt und massenkompatibel. Die Folge war nicht nur Langeweile im Glas, sondern auch ein kreativer Aufstand: die Craft-Beer-Bewegung. Sie begann unscheinbar in Garagen und Kellern, entwickelte sich jedoch schnell zu einer Gegenkultur. Es ging nicht mehr nur um Geschmack, sondern um Haltung, um das bewusste Brauen gegen das große Vergessen.

Heute, mitten im Spannungsfeld zwischen global agierenden Biergiganten und kleinen, unabhängigen Brauereien, zeigt sich: Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Der Wunsch nach Authentizität, Charakter und Qualität treibt erneut Menschen dazu, Braukunst neu zu denken, manchmal mit Hopfen, manchmal mit Haltung.

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