Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Zukunftsmärkte > Einzelhandel Prognose 2025

Deutscher Handel trotzt Rezession: Optimismus trotz Verbraucherkrise und Sparkurs

Deutscher Einzelhandel erwartet für 2025 leichtes Umsatzplus, kämpft aber mit Kostendruck und verunsicherten Verbrauchern.

(Foto: KI-generiert, Markt und Mittelstand)

von Andreas Kempf

Der deutsche Handel ist mit vorsichtigem Optimismus ins Jahr gestartet. „Wir erwarten für 2025 ein Umsatzplus von zwei Prozent" erklärt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer der Verbandes HDE, der 300.000 Betriebe mit knapp 3,2 Millionen Beschäftigten vertritt.

Real bedeutet diese Prognose allerdings lediglich ein Plus von 0,5 Prozent. Doch mitten in der Rezession sind die Händler offenbar schon froh, dass das Geschäft nicht einbricht. Ihnen bereitet vor allem Sorgen, dass die verunsicherten Verbraucher ihr Geld zusammenhalten. Allein im vergangenen Jahr hätten die Bürger 42 Milliarden Euro auf die hohe Kante gelegt, so Genth. Das entspricht einer Sparquote von 11,6 Prozent. Normalerweise legen die Verbraucher nur jeden zehnten Euro auf die Seite. Inzwischen haben die Deutschen rund 300 Milliarden Euro angespart.

Umsatzerwartungen und Verbraucherverhalten

Ihren Optimismus bauen die Händler auf die 46,1 Millionen Beschäftigten – ein Spitzenwert in Deutschland. Sie hoffen, dass die zunehmende Arbeitslosigkeit, diese Grundlage nicht allzu sehr belastet. Schub für die Branche kommt aus dem unerwartet guten Weihnachtsgeschäft, das für viele ein Viertel des Jahresumsatzes bestimmt. Zwischen November und Dezember konnten die Betriebe ein Plus von 3,1 Prozent verbuchen.

Schon das letzte Quartal 2024 verlief besser als erwartet. „Somit hat das Jahr unsere Erwartungen übertroffen", freut sich Genth. Insgesamt haben die Händler ein Volumen von 663,8 Milliarden Euro erwirtschaftet, was einem Plus von 2,2 Prozent entspricht. Real seien es aber nur 0,9 Prozent übriggeblieben, schränkt der HDE ein.

Herausforderungen für den stationären Handel

Gestiegene Kosten für Waren und Energie hätten die Betriebe zusätzlich belastet. „Das setzt auch die Margen weiter unter Druck", betont Genth. So rechnet jeder zweite Händler damit, dass sich die Gewinne in diesem Jahr verschlechtern wird. Nur knapp jeder Fünfte erwartet, dass sich die Ertragslage verbessert. Viele Unternehmen kommen mit dem immer höheren Kostendruck nicht klar und geben auf. Im Schnitt haben jedes Jahr 5.000 Geschäfte den Betrieb eingestellt, so der HDE.

Gleichwohl rechnet der Handelsverband mit einer stabilen Beschäftigung in der Branche. Zum einen gäbe es immer wieder Neugründungen. Zudem bleibe der Fachkräftemangel in der Branche ein beherrschendes Thema. Darum müsse die Politik ihren Teil dazu beitragen, dass die Fachkräfte und die Tarifautonomie gesichert werden, so Genth. Dem anhaltenden Kostendruck begegnen viele Betriebe nach Angaben des HDE mit Sparmaßnahmen, beispielsweise bei den Investitionen. Jeder Dritte Unternehmen will hier weniger Geld ausgeben. Nur 17 Prozent planen höhere Investitionen.

Online-Handel: Wachstum und Normalisierung

Weiter überdurchschnittlich entwickelt sich der Online-Handel, der in den vergangenen Jahren im Schnitt um 2,5 Prozent zulegen konnte und im vergangenen Jahr ein Volumen von 88,4 Prozent erreicht hat. Für dieses Jahr wird mit einem Plus von drei Prozent gerechnet.

Dennoch setzen 60 Prozent der Betriebe weiter nur auf das stationäre Geschäft. „Nicht für jeden lohnt der zusätzliche Aufwand. So würden beispielswese hohe Kosten für Retouren, Versand und die zusätzliche Bearbeitung entstehen", erklärt Genth. Viele Händler hätten nach Corona festgestellt, dass sie mit den Online-Geschäft unter dem Strich Verluste eingefahren hatten. Zudem sind die Zeiten mit hohen Wachstumszahlen im Netz offenbar vorbei. Genth spricht von einer „Normalisierung" im Online-Handel. Jeder zweite Anbieter rechnet mit einem stagnierenden Geschäft. Nur 28 Prozent gehen von einem Umsatzplus aus.

Der bequeme Kauf vom heimischen Sofa aus werde zunehmend auch von älteren Verbrauchern genutzt, heißt es beim HDE. Der Verband fordert von Brüssel und Berlin, dass entschieden gegen Anbieter außerhalb der EU vorgegangen wird. „Die bieten zum Teil Waren an, die bei uns gar nicht zugelassen sind"; betont Genth. Allein für dieses Jahr wird erwartet, dass Anbieter wie beispielsweise Aliexpress oder Temu aus China ihren Umsatz in Deutschland um eine Milliarde steigern werden. Im Vergangenen Jahr hatten die Anbieter aus Drittstaaten ein Volumen von 9,5 Milliarden Euro erreicht.

Politische Forderungen und Zukunftsaussichten

Die schlechte Stimmung unter den Verbrauchern geben drei von vier Händlern als die größte Sorge an. Die Verunsicherung führen sie neben der Rezession auch auf die politische Lage mit Tendenzen zu extremen Kräften zurück. „Wir hoffen deshalb auf klare politische Verhältnisse unter den demokratischen Parteien auf Basis des Grundgesetzes", betont Genth. Die sollen dann dafür sorgen, dass die Regulierungen zurückgenommen werden. „Viele Auflagen können die Händler gar nicht umsetzen."

Auch die hohen Strompreise würden Händler wie Verbraucher stark belasten. Der HDE mahnt zudem eine Offensive zur Belebung der Innenstädte an. Hier müsse für mehr Sicherheit, Sauberkeit und gute Verkehrsanbindung gesorgt werden. Ferner müsste mehr für eine nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur in den Zentren getan werden.

Ähnliche Artikel