Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Zukunftsmärkte > Buchtipp

Harari: Dystopische Visionen in „Nexus“ - Schwarzmalerei oder notwendiger Weckruf?

Yuval Noah Hararis „Nexus“: Düstere Zukunftsvisionen voller Technikängste. Visionär oder Schwarzmaler? Ein kritischer Blick auf seine Prognosen.

Yuval Noah Harari hat wieder ein Buch geschrieben, Nexus. Er malt düstere Bilder, nicht wie Goya, sondern eher wie diese unspektakulären Wolken-über-Wald-Gemälde in einem Durchschnittshotel.

Es geht um die Zukunft, aber vor allem darum, wie schlecht sie wird. Die Maschinen übernehmen, die Biotechnologie wird uns versklaven, und am Ende landen wir, so Harari, in einer Welt, in der wir nicht mehr Herr unserer Sinne sind.

Die Frage, die bleibt: Ist der Mann wirklich ein Visionär oder einfach ein talentierter Schwarzmaler?

 

 

Alles Dystopie, alles Schwarz

Harari hat einen neuen Trick gefunden, um uns das Ende der Welt zu verkaufen: Er nimmt alte Ängste, packt sie in einen modernen Rahmen und gibt uns dann das Gefühl, wir könnten sowieso nichts mehr dagegen tun.

Aber Moment mal! Ist es wirklich so schlimm? Harari sieht die Technologie als größte Gefahr, aber das ist ungefähr so, als würde man das Internet der 90er als reinen Ort des Untergangs betrachten, ohne die Katzenvideos zu erwähnen.

Und genau das ist das Problem bei Harari: Kein Raum für Katzenvideos, für die schönen Seiten des Fortschritts. Alles Dystopie, alles Schwarz.

Die künstliche Intelligenz wird uns ausspionieren, die Biotechnologie wird unsere DNA frisieren, und die Reichen werden uns alle irgendwann versklaven.

Warum darf man nicht auch einfach mal optimistisch sein?

Klar, Technologie birgt Risiken. Aber warum ignoriert Harari so vehement die Chancen? Wie wäre es mal mit einem Kapitel darüber, wie viele Krankheiten wir besiegen, wie viele Klimaprobleme wir lösen könnten?

Bei Harari ist die Zukunft wie ein Film, bei dem das Drehbuch längst geschrieben ist und wir alle nur Zuschauer sind. Warum? Haben wir nicht schon genug Krisen überwunden? Hat er als Historiker die segensreichen Errungenschaften der industriellen Revolution schon vergessen? Die Leute damals hatten Angst, Dampfmaschinen würden ihnen die Arbeit wegnehmen. Doch die Menschheit hat sich angepasst, neue Berufe entstanden, und am Ende wurde alles besser. Es gibt immer Verlierer bei großen Umbrüchen, aber das ist kein Grund, gleich aufzugeben.

 

Und dann sind da die moralischen Fingerzeige

Wir müssen über ethische Fragen sprechen, aber bitte mit ein bisschen mehr Mut zum Guten. Die Technik wird unser Leben nicht per se schlechter machen – nur wenn wir die falschen Entscheidungen treffen. Und da kommt die Politik ins Spiel.

Harari hat diese latente Abneigung gegen Politiker, die er als überfordert und hilflos darstellt. Was er nicht sieht, ist, dass immer wieder Regulierung die Entwicklungen sinnvoll gelenkt hat. Datenschutzgesetze zum Beispiel sind zwar nicht perfekt, aber sie zeigen, dass wir eben nicht in einem totalitären Datenalbtraum aufwachen müssen.

Alles in allem ist Nexus typisch Harari: Man liest es schnell, ist von den Ideen beeindruckt, aber bleibt mit einem Gefühl der Leere zurück.

Aber wer weiß, vielleicht ist Harari ja genau die dystopische Stimme, die wir brauchen, um uns daran zu erinnern, dass wir es besser machen können. Nur ein bisschen mehr Katzenvideos könnten ihm nicht schaden.

Yuval Noah Harari

Yuval Noah Harari ist israelischer Historiker an der Hebräischen Universität Jerusalem und internationaler Erfolgsautor.
 

Ähnliche Artikel