Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Zukunftsmärkte > Macher der Woche

Hendrik Scherf: der Telematik-Fuchs

Am Anfang war GPS. Inzwischen sortiert YellowFox den Fuhrpark. Der Telematik-Spezialist hat allerdings noch einige andere Ideen.

Hendrik Scherfs unternehmerischer Ansatz ist im besten Sinne, sagen wir: unkonventionell. 1996 gründeten er und ein Freund das erste Unternehmen. Scherf hatte gerade das Abitur bestanden, der Freund wollte Autoschlosser werden. Und da war dieses GPS. "Ich war fasziniert, dass man mit Technik einen Punkt auf der Landkarte erzeugen konnte, der zeigte, wo sich ein Lkw befindet", sagt Scherf in der Rückschau. Und so nahm die Geschichte der Gründung, die bald YellowFox heißen sollte, ihren Lauf. Heute ist die Firma aus Kesselsdorf nahe Dresden einer der führenden Anbieter für Telematik-Software in der Logistik und erleichtert die Arbeit vieler Unternehmen. "Wir sind zu den Kunden gefahren, haben erste Freisprecheinrichtungen und Navis verkauft und eingebaut", erinnert sich Scherf an die Anfänge. Er spricht von jugendlichem Leichtsinn, null Erfahrung. Aber dafür hatten sie offenbar das untrügliche Gespür fürs Geschäft. Damals kosteten Geräte 3000 Mark, die Software 20.000 Mark. "Wir haben etwas gesehen, das wir toll fanden, aber anders haben wollten – mit Hardware für einen dreistelligen Preis und Software im Internet", sagt Scherf. Er fand jemanden, der sagte, er könne programmieren – ein gelernter Koch. "Wir haben einfach pragmatisch angefangen und viel ausprobiert, ohne Marktforschung oder strategischen Plan. Wir waren heiß drauf."

Diese Herangehensweise hat sich Scherf bewahrt. Auch heute hält er wenig von ausufernden Planungen. "Ich kann nicht sagen, wo der Umsatz in vier Jahren steht, dafür entwickelt sich der Markt viel zu schnell." Der Koch aus den ersten Tagen ist heute übrigens Chefentwickler. Trotz der erfrischenden Art – naiv ist Scherf nicht. Dafür ist das Unternehmen zu erfolgreich. Was in einem kleinen Büro mit Döner, viel Bier und noch mehr Willen begonnen hat, beschreibt Investor ECM aus Frankfurt, der im Januar 2021 eingestiegen ist, so: "YellowFox hat sich als führender Anbieter fest etabliert und ist eines der am stärksten wachsenden Unternehmen in Europa in einem fragmentierten Markt. Rund 60.000 Fahrzeuge und Objekte, zum Beispiel Lkw, Vans, Pkw, Baumaschinen und Container, sind bereits mit Telematik-Lösungen der Firma ausgestattet."

Erfolg nicht um jeden Preis

Die Telematik-Lösung – eine kleine Box, die Daten im Fahrzeug ausliest und an einen YellowFox-Server schickt, und vor allem Software, die die Daten analysiert. Alles über eine Cloud. So kann sich ein Fahrer über das System mit seinem Führerschein im Lkw anmelden. YellowFox erkennt, wo er sich befindet, wie lange er am Lenkrad sitzt, ob er pünktlich kommt, wie der Reifendruck ist, wann der Motor gewartet werden muss und weitere Daten, die es dem Spediteur einfacher machen, Berichtspflichten einzuhalten oder die Fahrzeugflotte besser zu nutzen. Elektronische Fahrtenbücher sind möglich, einfachere Spesenabrechnungen für den Fahrer, Boni für gutes Fahrverhalten. Speditionen arbeiten mit YellowFox, Baufirmen, Unternehmen, die viele Dienstwagen haben. Ein wichtiger Garant für den Erfolg ist für Scherf der familiäre Zusammenhalt im Team. Es sei sehr engagiert, absolut zuverlässig, ticke ähnlich , sagt er. 84 Leute arbeiten für ihn, die meisten kommen auf Empfehlung an den Rand von Dresden. 17 hat er allein in diesem Jahr eingestellt. Viele müssen angelernt werden, Telematik-Spezialist ist kein Lehrberuf. Hauptsache Energie und Engagement stimmen. Und die Person passt ins Team. "Wir wollen Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Es gibt schließlich noch andere Werte", sagt der Geschäftsführer.

Zum Videogespräch entschuldigt er seine etwas rötliche Gesichtsfarbe damit, dass er vom Mountainbike-Fahren kommt. "Mache ich fast jeden Tag in der Mittagspause, eineinhalb Stunden, das macht den Kopf frei." Er schickt einen Mitarbeiter, der nur noch drei Wochen Urlaub hat, aber nach Australien möchte, schon mal für acht Wochen los. "Australien lohnt sich sonst nicht." Und auch er selbst ist jedes Jahr mindestens vier Wochen weg. Dank des Teams könne er immer noch das machen, was er "am besten kann. Zum Kunden oder Vertriebspartner fahren, schauen, wie die Realität vor Ort aussieht. Mit den richtigen Leuten reden, zuhören", sagt Scherf. Und dabei ergeben sich Ideen für die nächste Produkterweiterung. Da ist die Sache mit den Objekten, die anders als ein Fahrzeug keine eigene Energieversorgung haben: Europaletten oder Abfallcontainer zum Beispiel. Wie wäre es, ohne tagelanges Nachzählen zu wissen, wie viele solcher Container gerade auf dem Firmengelände eines Entsorgers stehen? Und welcher Art die Container sind? Quasi Inventur auf Knopfdruck? Gibt es jetzt. Einfache Lösungen nah an der Firma: Kundenbindung würden es Marketingstrategen nennen. Scherf sagt: "Wir graben uns immer mehr in den Kunden rein." Und die Kunden mögen das. Wer einmal dabei ist, bleibt es in der Regel. YellowFox finanziert sich über monatliche Gebühren, die Hardware kostet einmalig je nach Ausstattung. Bleibt noch der Name: Scherfs Lieblingsfarbe ist Gelb. "Wir hatten bei der Gründung natürlich den Anspruch, die Welt zu erobern", sagt er. "Also musste der Name englisch sein." Dann hatten viele Firmen Maskottchen. Das eigene sollte intelligent sein. Also Fuchs. Und auch wenn Marketingexperten und Berater immer wieder sagten, das Logo sei aus der Zeit gefallen, findet Scherf, "es hat einen hohen Wiedererkennungswert. Ich werde das nicht ändern. Ich liebe es, Dinge zu tun, die andere nicht machen würden."

Ähnliche Artikel