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Zukunftsmärkte > Gastbeitrag

Heute entwickeln, was morgen bewegt

Der Mittelstand ist der Motor der deutschen Wirtschaft. Doch unter realen Bedingungen ist ein Motor leider kein perpetuum mobile, die starke Stellung des deutschen Mittelstandes kein Selbstläufer. Auch Hidden Champions müssen sich in ihrer Nische immer wieder behaupten, ihr Geschäftsmodell überdenken und neue Märkte gezielt angehen.

Gerade die aktuellen Megatrends bieten großes Potenzial – und zugleich ein hohes Risiko, die entscheidenden Chancen zu verpassen. Denn Zukunftsfelder können häufig nur erschlossen werden, wenn Unternehmen sich aus ihrer Komfortzone herausbewegen und bewusst disruptive Wege gehen. Spätestens an dieser Stelle wird es beschwerlich.

Nehmen wir die Zukunftsbranche Wasserstoff: Klimaschützer, Energieexperten und Politiker sehen in der Nutzung von Wasserstoff einen Weg, die CO₂-Emissionen zu senken. Wasserstoff könnte herkömmliche Kraftstoffe ersetzen und z.B. über Brennstoffzellentechnologie emissionsfreie Mobilität ermöglichen. Vor allem kann Wasserstoff als chemischer Energiespeicher dienen, um Strom aus regenerativen Quellen wie Wind und Sonne bis zum Abruf zu speichern. Für die GSR Ventiltechnik GmbH & Co. KG aus Vlotho ein klarer Wachstumsmarkt: Um Fahrzeuge mit einem Brennstoffzellenantrieb zügig und sicher mit Wasserstoff betanken zu können, braucht es magnetgesteuerte Ventile.

Auch die Elektrolyse oder Wasserstofferzeugung aus regenerativen Energien ist ohne innovative Ventiltechnik nicht zukunftsfähig. GSR hat sich entsprechend früh mit der Frage auseinandergesetzt, was die verstärkte Nutzung von Wasserstoff für das Unternehmen bedeutet. Das Problem: Die neue Generation von Ventilen muss extrem hohen Drücken von mehr als 1050 bar und Temperaturen von bis zu - 50 °C widerstehen können. Diese technischen Extremanforderungen machen die Produktentwicklung komplex, zeit- und kostenintensiv. Gleiches gilt für Zulassung und Zertifizierung, denn die Produkte müssen naturgemäß hohe Explosionsschutzauflagen erfüllen.

Zugleich ist der konkrete Wasserstoffmarkt noch nicht ausdefiniert. Wo liegen die finalen Einsatzfelder? Mit welchen Volumina ist zu rechnen? Wer sind die zentralen Akteure auf dem Markt? Zwar sind die politischen Leitplanken gesetzt, der Wasserstoffmarkt bleibt aber hochdynamisch und unsicher. In Summe geht mit einer Innovation im Bereich Wasserstoff also ein hohes unternehmerisches Risiko einher.

Ein Risiko, bei dem sich ein Mittelständler wie GSR mit 160 Mitarbeitern und einem Jahres-umsatz von rund 21 Mio. Euro leicht verheben könnte. Denn im Wettbewerb um die nächste erfolgreiche Innovation geht es neben der Frage, wer Idee und Knowhow hat, auch darum, wer das finanzielle Durchhaltevermögen bis zur Marktdurchdringung besitzt: Für die Innovationsstärke von KMUs sind Stabilität und letztendlich Kapitalstärke von zentraler Bedeutung. Gerade kleinere Unternehmen haben es oft schwer, für Projekte mit hohem unternehmerischem Risiko (günstiges) Fremdkapital zu generieren. Viele Hausbanken stehen für Innovationsprojekte als alleiniger Finanzierungspartner nicht zur Verfügung, und auch Bürgschaftsgemeinschaften verlangen in der Regel Sicherheiten.

Staatliche Förderprogramme haben strenge Kriterien, lange Vorlaufzeiten und komplexe Antragsprozesse. GSR profitierte in dieser Hinsicht von der Zugehörigkeit zur INDUS-Gruppe, die als börsennotierte Mittelstandsholding Zugang zu ausreichend Fremdkapital besitzt. Sie unterstützt die Entwicklung des Magnetventils über die gruppeninterne Förderbank anteilig mit rund 400.000 Euro. Voraussetzung für die Förderung: Die Projekte müssen für den Markt signifikant innovativ und mit einer klaren Innovationsstrategie unterlegt sein. Im August 2021 konnte GSR das neue Wasserstoff-Ventil auf den Markt bringen. Um auf weitere Entwicklungen schnell reagieren zu können, bleibt bei GSR der Blick auf den Markt gerichtet. Beim Erfahrungsaustausch hilft eine Arbeitsgruppe, in der mittelständische Unternehmen gemeinsam Wasserstofftrends aufarbeiten.

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