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Innenstadthandel leidet unter 2G

Die 2G-Regelung traf den Einzelhandel wirtschaftlich hart – vor allem kleine und mittlere Unternehmen.

Eine Einkaufsstraße in einer Innenstadt.
Die Einzelhändler in den Stadtzentren verlieren vor allem gegenüber dem Onlinehandel weiter an Boden.

 „2G schreckt die Leute ab!“ So bringt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE) die Folgen der Beschränkungen vor allem für kleine und mittlere Geschäfte in den Städten auf den Punkt. Nach einer Umfrage des Verbandes schätzen jeder zweite der Händler, die unter 2G arbeiten müssen, ihre Geschäftslage als schlecht ein. Ohne 2G liegt dieser Wert bei nur 24 Prozent. Vor allem die Umsätze der Bekleidungsgeschäfte liegen ein Drittel unter dem Wert von 2019. „Obwohl die Umsätze 2022 wachsen werden, gibt es klare Verlierer. Insbesondere die innenstädtischen Händler werden auch in diesem Jahr noch unter den Nachwirkungen der Corona-Krise leiden“, warnt Genth. Er fordert, dass die 2G-Vorschrift abgeschafft wird. „Die Politik wollte damit mehr Leute zum Impfen bewegen. Doch das ist nicht gelungen

Die Beschränkungen würden vor allen die Frequenz in den Innenstädten merklich drücken. Ohne die übliche Besucherzahl hätten es vor allem kleine und mittelständische Betriebe schwer zu bestehen, so der HDE. Bereits jetzt erwartet der Verband, dass die Geschäfte in den Innenstädten auch für 2022 mit einem Umsatzrückgang rechnen müssen, während die Branche insgesamt etwas zulegen wird. „Der Einzelhandel trägt viel zur Belebung der Städte bei, doch er kann das nicht alleine tragen“, mahnt Genth mehr Engagement der Kommunen und der Gastronomie an. Man müsse sich gemeinsam gegen den Trend stemmen.  Allein im vergangenen Jahr haben die deutschen Ladenbesitzer und Filialisten nach ersten Schätzungen des HDE knapp 18.000 der insgesamt 344300 Geschäfte geschlossen. „In diesem Jahr könnten noch einmal 16.000 Geschäfte verloren gehen“, befürchtet Genth. Der HDE hatte 2015 noch 372.700 Betriebe gezählt. Das waren 60.000 mehr als für dieses Jahr erwartet werden. Insgesamt beschäftigt die Branche rund drei Millionen Frauen und Männer.
„In vielen Stadtzentren droht eine sich weiter verschärfende Situation“; warnt Genth. Darum müsse die Politik sicherstellen, dass die Corona-Hilfen endlich schnell und zielgerichtet ankommen. Genth kritisierte die Vergaberichtlinien: „Die passen nicht zur aktuellen Situation.“ Dabei gehe es insbesondere um eine Absenkung der Zugangshürden bei der Überbrückungshilfe. Bisher müssen die Unternehmen mindestens 30 Prozent Umsatzrückgang nachweisen. „Bei solch hohen Werten kommt in vielen Fällen aber jede Hilfe zu spät“, klagt Genth. Hier wolle man mit Wirtschaftsminister Robert Habeck nach einer Lösung suchen.

Die Einzelhändler in den Zentren verlieren vor allem gegenüber dem Onlinehandel weiter an Boden. Dessen Anteil am Gesamtgeschäft soll in diesem Jahr von 15,5 auf 17,8 Prozent steigen. Vor der Pandemie wurde noch jeder zehnte Euro über das Internet verdient. Der Verband macht aber bereits eine „gewisse Sättigung“ auf dem Onlinemarkt aus. In den USA erlebe der stationäre Handel sogar eine Renaissance. Gleichwohl ist der Onlinehandel derzeit der Haupttreiber für die Umsätze in der Branche. Insgesamt wird ein Plus von rund drei Prozent auf dann 605 Milliarden Euro erwartet. Dieses Wachstum werde aber von der Inflation aufgefressen, so dass unter dem Strich nicht mehr erwirtschaftet werde als 2021, so der HDE. Im vergangenen Jahr hätten die Umsätze um 1,8 Prozent zugelegt.
Wie die Industrie bekommen auch die Händler die Lieferschwierigkeiten bei vielen Produkten wie beispielsweise Microchips, Textilien, Stahl und Holz zu spüren. So melden etwa 80 Prozent der Geschäfte aus den Bereichen Sport, Möbel, Baumarkt, Haushaltswaren und Unterhaltungselektronik, dass sie derzeit unter massiven Lieferproblemen leiden. Gleichwohl hofft die Branche auf eine Besserung der Lage im Laufe des Jahres. Die Händler äugen dabei auf die vollen Konten der Verbraucher, die während der Pandemie weniger konsumiert und viel auf die hohe Kante gelegt haben.

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