
Vor gut zwei Jahren feierte die deutsche Wirtschaft den Wegfall der Iran-Sanktionen. Nun hat US-Präsident Donald Trump den Atomvertrag einseitig gekündigt. Ob und wie ein Handel mit dem Iran künftig möglich ist, scheint derzeit völlig unklar. Deutsche Mittelständler sollten die politischen Diskussionen nicht auf die leichte Schulter nehmen, warnt Iran-Experte Kaveh Taghizadeh.
Wie beunruhigt ist der deutsche Mittelstand von der Diskussion um den Atomvertrag?
Sehr – und das zurecht. Donald Trump droht, all diejenigen Unternehmen vom US-Markt auszuschließen, die mit dem Iran Geschäfte machen. Da die USA einer der wichtigsten Auslandsmärkte für deutsche Mittelständler sind, steht viel auf dem Spiel.
Wie Mittelständler im Ausland erfolgreich werden, erfahren Sie in unserem Schwerpunkt „Internationalisierung“.

Nun läuft eine 60-tägige Frist, nach deren Ablauf der Iran von der EU Garantien erwartet. Wird es dazu kommen?
Eine Antwort auf diese Frage wäre spekulativ. Die EU wird vermutlich versuchen, am Atomvertrag festzuhalten und trotzdem auch mit den USA eine Einigung zu erzielen. Mehr kann man aktuell nicht sagen.
Wie sollen sich deutsche Unternehmer bis dahin verhalten?
Im Grunde können sie nichts tun außer abzuwarten. Die USA wollen, dass auch europäische Unternehmen ihr gesamtes Iran-Geschäft – abhängig von einer Vielzahl von Regelungen und Sonderfällen – innerhalb von 90 beziehungsweise 180 Tagen herunterfahren. Ob das rechtlich durchsetzbar sein wird, kann niemand abschätzen. Gleichwohl kann man vermuten, dass deutsche Unternehmen im Iran erst einmal kein Neugeschäft abschließen, weil sie ihre Handelsbeziehungen mit den USA nicht gefährden möchten.
Was geschieht mit bereits erteilten Aufträgen?
Bereits laufende Aufträge können innerhalb der entsprechenden Fristen abgewickelt werden. Weitere Details wird es hoffentlich bald geben.
Die Finanzierung des Iran-Geschäfts war immer schon ein Problem. Das wird nicht besser werden, oder?
Das ist leider richtig. Auch viele deutsche Privatbanken haben US-Geschäft, das sie nicht riskieren möchten. Derzeit sind aber drei iranische Banken dabei, Ableger in Deutschland zu gründen. Wenn sich die EU und der Iran politisch einigen, wären die Finanzierungen dieser Banken eine große Erleichterung für deutsche Mittelständler.