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Zukunftsmärkte > Studie: Internationalisierungsgrad von Mittelständlern steigt

Jeder zweite Mittelständler im Ausland aktiv

Mittelständler sind stärker im Ausland aktiv als bisher angenommen. Jeder zweite Mittelständler ist international tätig. Beliebt ist Europa, doch auch die BRICS-Staaten holen auf.

Über die Auslandsaktivität des deutscher Mittelständler ließ sich bislang nur spekulieren. Jetzt gibt es erste Zahlen, die bestätigen, dass auch Mittelständler das Ausland nutzen – sogar stärker als angenommen. So sind 37 Prozent der Mittelständler bereits im Ausland aktiv. Weitere 20 Prozent planen den Schritt ins Ausland. „Die größten Wirkungen dürften jedoch von den Unternehmen ausgehen, die bereits auslandsaktiv sind“, erklärt Peter Kranzusch vom Institut für Mittelstandsforschung (IfM) und fügt hinzu, „Fast jedes zweite dieser Unternehmen will seine Auslandsaktivitäten weiter ausbauen.“

Mittelständler: Europa bei Exporten Zielregion

Besonders für Exporte bleibt Europa die führende Zielregion. Bei der Frage nach zuletzt erschlossenen Regionen fallen vor allem die Namen der BRICS-Staaten: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. „Viele Unternehmen wollen in Zukunft Kunden in Asien gewinnen: auch in China, aber nicht nur“, bestätigt Kranzusch, Autor der Studie, bei der 2012 rund 800 Unternehmen befragt wurden. Neben den gängigen Herausforderungen bei einer Auslands-Expansion, wie Ressourcenengpässen, der Suche nach Geschäftspartnern und der Auseinandersetzung mit fremden Verwaltungs- und Zollsystemen, kann die Expansion in ein Schwellenland noch ganz andere Schwierigkeiten mit sich bringen.

Risiko für Mittelständler: Auslands-Expansion ins Schwellenland

Immer mehr Mittelständler setzen neben Europa auch auf die BRICS-Staaten, die allerdings auch ein Risiko für Mittelständler darstellen können. So sollten sich Mittelständler im Voraus über die Gegebenheiten im Zielland informieren. „Außenwirtschaftliche Beziehungen mit Schwellenländern werden in sehr viel höherem Maße durch Risiken im vorwettbewerblichen Bereich beeinträchtigt als mit europäischen Staaten oder OECD-Staaten“, erklärt Kranzusch, „Das betrifft Aspekte wie die Rechtssicherheit, politische Risiken im Zielland sowie Korruption und unfaire Wettbewerbspraktiken.“ Wie Markt und Mittelstand berichtete, verweigerte beispielsweise der russische Zoll kürzlich das TIR Verfahren und sorgt damit für zusätzliche Kosten bei Mittelständlern, die nach Russland exportieren. Trotz aller Risiken bieten die BRICS-Staaten jedoch einen neuen und interessanten Absatzmarkt für deutsche Mittelständler.

Auslands-Expansion: Mittelständler können Absatz steigern

Hauptgrund für Auslandsaktivitäten sind laut IfM-Studie Absatzmotive. Die Kritik, Unternehmen würden vorrangig günstigere Arbeitskräfte im Ausland nutzen, trifft somit häufig nicht zu. „Neben dem Motiv einer erhöhten Kapazitätsauslastung nennen die KMU oft Motive wie die Risikostreuung, mehr Kundennähe auf Wunsch von Kunden oder das Gewinnen von Innovationsimpulsen“, erläutert Kranzusch die Gründe, die für eine Aktivität im Ausland angegeben werden.
Auch zukünftig rechnet Kranzusch mit einer steigenden Aktivität der deutschen Mittelständler im Ausland. „Die Unternehmen im Handel und im Verarbeitenden Gewerbe sind dabei am stärksten international aktiv“, sagt er Experte. Laut IfM erschließen bereits zwei Drittel aller exportierenden Mittelständler mehrere Zielländer gleichzeitig. Diese Entwicklung biete ein hohes Potenzial für ein Wachstum der Exporterlöse und damit zum Unternehmenswachstum.

Mittelständler und Kleinstunternehmen weltweit tätig

Als beachtlich bezeichnet der Experte vor allem den Anteil kleinerer Unternehmen, die im Ausland aktiv sind. Zwar seien kleinere Unternehmen seltener im Ausland aktiv als Großunternehmen, zahlreiche Kleinstunternehmen seien aber in der Lage Kunden auf weit entfernten Märkten zu beliefern. So beliefern viele Kleinstunternehmen Kunden in den USA, China, Indien, Japan und Afrika. „Vergleicht man allein die Anzahl der deutschen Großunternehmen, die in diese Länder exportieren, dann übersteigt die Anzahl der exportierenden Kleinstunternehmen sogar die der exportierenden Großunternehmen“, erklärt Kranzusch. Zwar müsse man in diesem Fall die Umsatzzahlen mit einbeziehen, der Internationalisierungsgrad von Kleinstunternehmen und Mittelständlern sei dennoch hoch.

Unternehmen die zukünftig international tätig sein wollen, rät der Experte, sich umfangreich zu informieren. Besonders bei Schwellenländern sei eine Risikoabwägung wichtig. So können sich Unternehmen von Länderexperten beraten lassen oder gegebenenfalls einen Mitarbeiter mit hohen Erfahrungswerten in der Absatzorganisation einstellen.