Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Einkauf, Marketing und Marken > Kaffeeindustrie: Übernahmegespräche

Italienischer Espresso trifft bayerische Bohne – Lavazza lotet Übernahme von Dallmayr aus

Fusion mit Geschmack: Zwei Familienunternehmen, ein Ziel: Mit vereinter Stärke gegen Starbucks & Co. Die Gespräche befinden sich in einem frühen Stadium.

Dallmaye Kaffeepakete im Regal
(Foto: shutterstock)

Wenn sich italienischer Espresso-Charme und bayerische Kaffeetradition an einen Tisch setzen, dann geht es um mehr als nur guten Geschmack: Es geht um Milliarden, Marktanteile – und die Zukunft einer Branche unter Druck. Der traditionsreiche italienische Kaffeeröster Lavazza prüft derzeit ernsthaft die Übernahme des Münchner Familienunternehmens Dallmayr, einem der renommiertesten Namen der deutschen Kaffeekultur.

Wie die italienische Tageszeitung Corriere della Sera berichtet, laufen die Gespräche, begleitet von der Investmentbank Goldman Sachs, noch in einem frühen, vertraulichen Stadium. Doch schon jetzt zeichnet sich ab: Sollte der Deal zustande kommen, würde Lavazza mit einem Aktientausch die Mehrheit am deutschen Unternehmen übernehmen – ein strategischer Schachzug mit erheblichem geopolitischem und ökonomischem Gewicht.

Konsolidierungsdruck im Kaffeemarkt

Die Hintergründe der Annäherung sind klar: Der internationale Kaffeemarkt steht unter zunehmendem Konsolidierungsdruck. Die Preise für Rohkaffee explodierten zuletzt regelrecht – ein Anstieg um durchschnittlich 70 Prozent innerhalb eines Jahres bringt selbst alteingesessene Player ins Schwitzen. In diesem Umfeld wächst der Wunsch nach Größe, Synergien und Verhandlungsmacht entlang der Lieferkette. Zusammenschlüsse wie der von Lavazza und Dallmayr könnten künftig überlebenswichtig sein – und neuen Wettbewerbsvorteil schaffen.

Zwei Familienunternehmen, zwei Welten – eine Vision?

Was auf den ersten Blick wie ein stilvoller Schulterschluss zweier Kaffeekulturen anmutet, ist in Wahrheit ein gut kalkulierter Schritt in Richtung Weltmarktführung.

  • Lavazza,
    1895 in Turin gegründet, erwirtschaftete 2024 einen Umsatz von 3,35 Milliarden Euro bei einem Gewinn von 82 Millionen Euro – ein solider Wert für ein Unternehmen, das jährlich über 200.000 Tonnen Kaffee verarbeitet. Rund 4.000 Mitarbeiter beschäftigt Lavazza weltweit.
     
  • Dallmayr,
    mit Wurzeln bis ins Jahr 1700 und Sitz im Herzen Münchens, bringt nicht nur jahrhundertealte Feinkostkompetenz mit, sondern auch internationale Strahlkraft: Mit 4.800 Mitarbeitern, einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro und Präsenz in über 50 Ländern zählt Dallmayr zu den Schwergewichten der Branche – mit besonders starker Marktstellung in Deutschland und Österreich

Dallmayrs Marktposition und Attraktivität

Dallmayr, bekannt für sein Stammhaus in München, das als größtes Delikatessengeschäft Europas gilt, verarbeitet jährlich 75.000 Tonnen Röstkaffee an fünf Standorten in Deutschland. Das Unternehmen betreibt zudem weltweit 121.000 Verkaufsautomaten und ist auch im Süßwaren- und Getränkegeschäft tätig.

Die breite Aufstellung und starke Marktposition in Deutschland machen Dallmayr zu einem attraktiven Übernahmeziel für Lavazza. Ein Zusammenschluss könnte beiden Unternehmen helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend herausfordernden Marktumfeld zu stärken.

Kaffee als geopolitische Strategie

Ein Zusammenschluss dieser Größenordnung würde nicht nur Markenwelten vereinen, sondern auch politische und wirtschaftliche Dimensionen berühren. Europaweit würde ein solcher Konzern zur ernsten Konkurrenz für US-amerikanische Platzhirsche wie Starbucks oder Nestlé. Zudem signalisiert der mögliche Deal ein neues Selbstbewusstsein europäischer Familienunternehmen im globalisierten Wettbewerb.

Noch ist nichts entschieden – doch das Aromenspiel aus italienischer Eleganz und bayerischer Bodenständigkeit hat das Potenzial, die Kaffeeindustrie neu zu definieren. Und vielleicht wird bald aus „Espresso“ und „Prodomo“ ein gemeinsamer Schluck Zukunft.

Dallmayr – Münchens edelste Bohne

  • Gründung: Ursprünge um 1700, offizieller Markenaufbau im 19. Jahrhundert
  • Hauptsitz: München, Deutschland
  • Eigentümer: Familiengeführt – Unternehmen im Besitz der Familie Randlkofer-Prée
  • Mitarbeiterzahl: ca. 4.800 weltweit
  • Jahresumsatz: etwa 1,2 Milliarden Euro
  • Kernbereiche: Kaffee und Tee, Vending & Office-Service, Feinkost (Delikatessenhaus in München als Aushängeschild), Gastronomieservice & Event-Catering, Hotel- und Automatenlösungen
  • Internationalität: Aktiv in über 50 Ländern – besonders stark im deutschsprachigen Raum, zunehmend auch in Osteuropa und Asien
  • Besonderheiten: Eines der ältesten und renommiertesten Feinkosthäuser Europas,  „Dallmayr Prodomo“ zählt zu den bekanntesten Kaffeemarken Deutschlands, Tradition trifft Innovation: nachhaltige Anbauprojekte, Bio- und Fairtrade-Angebote im Portfolio
  • Unternehmensphilosophie: Qualität, Herkunft, Handwerk – und die feste Überzeugung, dass echter Geschmack mit Verantwortung beginnt.

 

Ähnliche Artikel