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Einkauf, Marketing und Marken > Image-Inszenierung

Julian Nagelsmann auf neuer Mission: Markenbotschafter der digitalen Souveränität

| Britta Kuschnigg

Der Bundestrainer wird Markenbotschafter für Schwarz Digits – und Symbolfigur für digitale Souveränität, klare Haltung und Mut zur Entscheidung.

(Foto: Schwarz Digits)

von Britta Kuschnigg

Wenn Julian Nagelsmann dieser Tage den Fußballplatz betritt, steht er nicht mehr nur im Dienste des deutschen Fußballs. Der Bundestrainer ist nun auch Botschafter der Digitalstrategie eines der mächtigsten Handelskonzerne Europas: der Schwarz Gruppe. Unter dem Banner von Schwarz Digits, der IT- und Digitalsparte hinter Lidl, Kaufland und PreZero, wirkt er auf einem Spielfeld, das mit Ballkunst wenig, mit Markenmacht aber umso mehr zu tun hat. Es ist der neueste Coup in einem immer raffinierteren Spiel: jenem zwischen Fußball und Werbung, zwischen sportlicher Souveränität und digitaler Verwertbarkeit.

Vom Spielmacher zum Symbolträger

Die Idee hinter der Kampagne klingt modern, beinahe staatsmännisch: "Digitale Souveränität" sei das Ziel – Selbstbestimmung im Umgang mit Daten, Mut zur Strategie, Entscheidungsfreude. Eigenschaften, die Nagelsmann laut Schwarz Digits auf dem Platz wie in der Cloud verkörpert. Doch hinter dieser wortgewaltigen Inszenierung steckt ein Muster, das sich seit Jahren abzeichnet: Fußball wird zum universellen Projektionsraum für Unternehmenswerte, die mitunter weit über den Sport hinausgehen.

Die Logik dahinter ist einfach: Wer die Massen bewegt, kann Märkte beeinflussen. Schon lange sind Profis wie Messi, Ronaldo, Neymar oder Mbappé mehr als nur Sportler. Sie sind wandelnde Marken – Popikonen, Projektionsflächen, Konsummaschinen und milliardenschwere Werbeträger, deren Reichweite längst über jeden Stadionzaun hinaus schwappt. Markenführung beginnt heute in der Kabine und endet im Werbespot zur Primetime.

Werbung mit System – Souveränität als Storyline

Die Kooperation zwischen Julian Nagelsmann und Schwarz Digits läuft als 360-Grad-Kampagne, die keine Lücke im Sichtfeld der Zielgruppe lässt. Ob an der Bushaltestelle, auf dem Großstadt-Screen oder zur besten Sendezeit im TV – die Botschaft wird flächendeckend ausgespielt, flankiert vom Nations-League-Spielbetrieb. Der erste TV-Spot läuft am 4. Juni, just während Deutschland gegen Portugal kickt. Timing ist schließlich auch außerhalb des Strafraums entscheidend.

Und damit das Ganze nicht nur nach Reklame, sondern auch nach Haltung klingt, liefern die Co-CEOs der Schwarz-Digits-Denkfabrik gleich das passende Framing mit: "Digitale Souveränität", sagt Christian Müller, heiße, „selbstbestimmt entscheiden zu können, wer Zugriff auf Daten hat und was damit passiert.“ Klingt nach Datenschutz-Grundverordnung mit Glamourfaktor – mit Nagelsmann als strategischem Leuchtturm.

Rolf Schumann, ebenfalls Co-CEO von Schwarz Digits, legt nach und stilisiert den Bundestrainer kurzerhand zur Inkarnation moderner Kontrollkompetenz: klare Linie, aufrechte Haltung, Mut zur Entscheidung.

Fußballstars als wertvolle Markenbotschafter

Konzerne investieren nicht erst seit gestern Millionen in Fußballstars, und auch nicht primär wegen ihrer sportlichen Leistungen, sondern wegen ihres Imagepotentials. Cristiano Ronaldo etwa – mit über 600 Millionen Followern auf Social Media – hat sich zu einer eigenen medialen Sphäre entwickelt, unabhängig vom sportlichen Tagesgeschäft. 

Sein Körper, sein Stil, sein Lebensstil: alles verwertbar, alles verkäuflich. Er ist nicht nur Athlet, sondern ein visuelles Konzept, perfekt inszeniert für eine hypervernetzte Konsumgesellschaft.

Authentizität wird in diesem System zur Ware. Die Frage, wo endet die Persönlichkeit, wo beginnt das Produkt, stellt sich nicht mehr – sie wurde von professionellen Agenturen beantwortet und neutralisiert. Selbst Statements zur "digitalen Selbstbestimmung", wie sie nun von Schwarz Digits bemüht werden, erscheinen weniger als Haltungen denn als sorgfältig kalkulierte Claims.

Vom Leitbild zur Litfaßsäule?

Dabei galt der Fußball lange als Bastion echter Emotionen. Als Bühne für Charaktere, die auch mal aneckten – wie Eric Cantona oder der brasilianische Philosoph auf dem Rasen, Sócrates. Heute sind die meisten dieser Ecken und Kanten abgeschliffen. In der Ära von Sponsorenverträgen, Imagepflege und Medienkontrolle wirkt die Inszenierung oft glatter als ein frisch gemähter Rasen. Wer wagt es da noch, unbequem zu sein?

Julian Nagelsmann jedenfalls ist ein Symbol des neuen Typus: intellektuell, medienaffin, durchgestylt – und dadurch kompatibel mit Unternehmenswerten. Der Bundestrainer als Sinnbild für digitale Aufklärung? Es passt ins Bild einer Ära, in der strategische Kommunikation oft wichtiger ist als sportliche Kontroverse.

Wer gewinnt, wer verliert?

Für Unternehmen wie die Schwarz Gruppe ist der Einsatz klar: Sie binden Emotion an Marke, Relevanz an Produkt. Die Synergie von Reichweite und Image schafft Sichtbarkeit – und das nicht nur im TV-Spot während des Länderspiels gegen Portugal, sondern auf digitalen Plakaten und Millionen Smartphones.

Doch der Preis? Ein schleichender Verlust an Tiefe? Fußball als Spiegel unserer Gesellschaft wirkt zunehmend wie ein durchoptimiertes Werbeformat. Julian Nagelsmann als Testimonial für digitale Souveränität ist ein kluger, durchdachter Schachzug – aber auch ein weiteres Beispiel für die fortschreitende Vereinnahmung des Fußballs durch die Werbelogik. Was früher im Stadion entschieden wurde, wird heute im Marketing-Meeting geplant.

Fußball im Dienst der Marken – Beispiele für Sportmarketing

Warum Fußballstars als Markenbotschafter?

  • Weltweite Bekanntheit: Spieler wie Messi oder Mbappé sind global vernetzt und medial omnipräsent.

  • Emotionale Bindung: Ihre Nähe zu den Fans ermöglicht authentische Kommunikation.

  • Hohe Reichweite: Social-Media-Kanäle dienen als direkte Werbeplattformen.

Prominente Kooperationen:

  • Cristiano Ronaldo: Nike, Clear, Armani, CR7

  • Lionel Messi: Adidas, Gatorade, Pepsi

  • Neymar Jr.: Puma, Red Bull, Diesel

  • Kylian Mbappé: Puma, Hublot, Oakley

  • Manuel Neuer: Coca-Cola, Head & Shoulders

  • Thomas Müller: Müller Milch, Rewe

Risiken & Chancen:

  • Chancen: Enorme Sichtbarkeit, Zielgruppenbindung, Imagestärkung

  • Risiken: Abhängigkeit vom Image, Shitstorms, sportlicher Abstieg

Kurzer Blick in die Geschichte der Prominentenwerbung

  • Babe Ruth – 1920er; Der Baseballstar war einer der ersten Athleten, die Werbung machten – z. B. für Zigaretten und Kaugummi. Seine Popularität machte ihn zur Werbeikone.
  • Johnny Weissmüller – 1930er; Olympiasieger im Schwimmen und später Tarzan-Darsteller. Er warb u. a. für Badebekleidung – früher Einsatz des sportlichen Körpers in der Werbung.
  • Max Schmeling – 1930er–1950er; Der deutsche Box-Weltmeister wurde Werbegesicht z. B. für Afri-Cola. Auch politisch wurde sein Image genutzt, etwa im Nationalsozialismus.
  • Juan Manuel Fangio – 1950er; Fünfmaliger Formel-1-Weltmeister, warb für Automarken wie Mercedes-Benz – Pionier im Bereich Motorsport-Werbung.
  • Arnold Palmer – 1960er; US-Golfstar, sehr werbewirksam, u. a. für Rolex. Er half mit, Golf als Massensport in den USA populär zu machen.
  • Mark Spitz – 1970er; Olympiaheld von 1972 mit sieben Goldmedaillen. Werbefigur für Produkte wie Zahnpasta und Uhren – Sinnbild für Erfolg und Disziplin.
  • Franz Beckenbauer – 1970er–1990er; Der „Kaiser“ warb u. a. für Adidas, E.ON, Bitburger. Er stand für Seriosität, Erfolg und deutsche Fußballkultur.
  • Carl Lewis – 1980er–1990er; Olympiasieger und Sprinter, warb u. a. für Nike und Coca-Cola. Seine internationale Bekanntheit machte ihn zum globalen Werbeträger.

Die Digitalisierung hat die Prominentenwerbung grundlegend verändert. Während früher TV-Spots und Printanzeigen dominierten, sind heute Social-Media-Präsenz und digitale Kampagnen entscheidend. Die Partnerschaft zwischen Julian Nagelsmann und Schwarz Digits steht in dieser Tradition, geht aber einen Schritt weiter: Sie verbindet die klassische Prominentenwerbung mit dem hochaktuellen Thema der digitalen Souveränität.

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