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Kettcar: Kultfahrzeug feiert Comeback

Nach turbulenten Jahren nimmt Kettler die Produktion des legendären Kettcars wieder auf. Das modernisierte Modell soll an alte Erfolge anknüpfen.

Das moderne Kettcar. (Foto: Kettcar)

Seit Anfang 2023 rollen wieder neue Kettcars vom Band. Fast vier Jahre lang gab es das ikonische Kinderfahrzeug nur gebraucht zu kaufen. Nun kehrt der Klassiker in modernisierter Form zurück - und weckt bei vielen Erwachsenen nostalgische Erinnerungen an unbeschwerte Sommertage ihrer Kindheit.

 

von Midia Nuri

Die Geburt einer Ikone: Wie das Kettcar entstand

Es klingt ganz einfach: „Übe das Lenken, indem Du das Gewicht Deines Körpers in die gewünschte Richtung verlagerst“, heißt es im Blog des Kettler-Shops. Wichtig: ein flüssiger und gleichmäßiger Tritt in die Pedale für eine effiziente Geschwindigkeitskontrolle. Aber Vorsicht! „Vergiss nicht, die Bremse zu testen und ihre Funktion zu verstehen, um im Bedarfsfall sicher zum Stehen zu kommen.“ Bevor es auf die Straße gehe, sei wichtig, die Grundlagen des Kettcar-Fahrens zu beherrschen. Passender Helm, bequeme Kleidung und Aufmerksamkeit sind unerlässlich. Und natürlich ein gut gewartetes und gepflegtes Fahrzeug. Schließlich sind wir im Rennsport. 

Die Idee zum Kettcar hat Heinz Kettler während einer USA-Reise in den 50er-Jahren beim Seifenkistenrennen. Der Chef und Gründer der gleichnamigen Metallfabrik sieht, wie sich Kinder in Kisten mit Rädern einen Hang oder eine Rampe hinunterstürzen. Kettler denkt weiter: Um ein bisschen mehr Kontrolle und Sicherheit ins Spiel zu bringen, entwickelt er ein Fahrzeug mit Pedalen, Kettenantrieb und – zusätzlich zur Rücktrittbremse – noch einem Bremshebel. 1960 rollt das erste Kettcar in Deutschland vom Band. 1962 geht es in Serie. 

Vom Spielzeug zum Kultfahrzeug: Der Aufstieg des Kettcars

Mehr als 15 Millionen Kettcars hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge in 60 Ländern verkauft, eine Ikone deutschen Fahrzeugbaus. Bis zu 3500 Mitarbeiter produzierten in den 80er-Jahren neben Kettcars auch Tortenplatten, Campingzubehör aus Aluminium, Alufahrräder, Rudergeräte, Heimtrainer und Tischtennisplatten. Mit Ergometern wird Kettler Marktführer – und legendär mit Kettcar. 

1982 wird der Begriff in den Duden aufgenommen. Doch die Produktion ist zu teuer, die Produktpalette zu umfangreich und Kettler verschläft Trends wie das Mountainbike. Hinzu kommen Schicksalsschläge. Der als Nachfolger vorgesehene Sohn Heinz Kettlers stirbt 1981 bei einem Autounfall. 

Kurz vor seinem Tod 2005 betraut der Gründer Tochter Karin, eine promovierte Biologin, mit der Unternehmensführung. Auch sie stirbt 2017 nach einem Autounfall. 2015, noch unter ihrer Führung, geht Kettler in die Insolvenz, die erste von vieren. 

Neuanfang: Die Rückkehr des Kettcars 2023

Fast vier Jahre lang gibt es nur gebrauchte Kettcars. „Die Produktion läuft seit Anfang 2023 wieder“, sagt Franziska Göhring, eine von zwei Geschäftsführerinnen der Kettler Trading. In der Zeit gingen besonders viele Briefe und E-Mails beim Kettler-Shop ein. „,Wann habt ihr wieder Kettcars?‘ haben die Leute uns gefragt“, berichtet sie. Viele schreiben über ihre Erinnerungen an Kettcar. „Manche erzählen uns Geschichten, andere schicken Fotos. Ganz viele schreiben uns, dass Kettcar sie an eine unbeschwerte Zeit und schöne Sommertage erinnert“, freut sich Göhring. 

Das modernisierte Retro-Kettcar hat neben luftgefüllten Reifen auch eine Zweigangschaltung. Die 2023 eingeführte Kettcar-Variante Evolution kommt mit einem Formel-1-Lenkrad und in rasantem schwarz-weiß daher. „Und unkaputtbaren Reifen“, sagt Göhring. Hergestellt in Deutschland und Österreich. Evolution strahlt etwas mehr Klasse aus als das klassische Kettcar. Und es wächst mit. „So können Eltern, die sich vielleicht noch an ihr altes Kettcar erinnern, auch eine kleine Testfahrt damit machen“, sagt die für Produktion und Entwicklung verantwortliche Geschäftsführerin Marleen Wysocki-Herrgut. 

Kettcar soll die kleineren und größeren Kinder wieder mehr an die frische Luft bringen. „Dafür eignen sich ja auch alle unsere anderen Produkte“, sagt Göhring. Ihre Vision: „Dass bald jeder Haushalt auf der Welt ein Kettler-Produkt besitzt und nutzt.“ Das Kettcar-Modell Evolution will zudem den Rennfahrergeist wecken. Schon der ehemalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel drehte seine ersten Runden auf einem Kettcar. Offenbar ist das Unternehmen auf dem richtigen Weg. „Wir werden von den diversen Cups zunehmend als Sponsoren angefragt“, ­berichtet Göhring. „Auch von der Formel 1.“ 

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