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Zukunftsmärkte > Konjunkturkrise: Gefährlicher Stillstand

Deutschland im wirtschaftlichen Koma

Wirtschaftswahnsinn! Deutschlands Konjunkturkrise schreit nach Handeln. Politik und Branchen gefordert. Jetzt wachrütteln, um das Chaos abzuwenden.

Dornröschen schläft im Wald und ist bedeckt mit einer Deutschlandfahne
ifo Konjunkturprognose Herbst 2024: Deutsche Wirtschaft steckt in der Krise fest. Wir nennen es "Dornröschenschlaf". Gefordert ist nicht nur die Politik. (Foto: shutterstock, KI-generiert)

Deutschland steckt fest. Seit gut einem Jahr zehren die Maschinenbauer von verbliebenen Aufträgen. In der Autoindustrie fehlen die Bestellungen, egal welchen Antrieb das Fahrzeug hat. Die Bauwirtschaft steckt in einer Krise wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Gastronomie und Handel brechen die Umsätze weg. Selten hat eine Konjunkturkrise so viele Branchen gleichzeitig erfasst. Es scheint so, als wäre Deutschland in einen kollektiven Dornröschenschlaf gefallen. Alles wartet darauf, dass der Aufschwung das Land irgendwann wieder wachküsst.

Dieser Stillstand ist allerdings brandgefährlich.

Denn ein Blick über die Grenzen verrät, dass es in anderen Ländern gar nicht so schlecht läuft. Notorische Sorgenkinder wie Griechenland, Spanien, Italien oder Portugal wachsen. Auch Nordamerika, Japan oder Südkorea entwickeln sich positiv. Das bedeutet: Viele Produkte, die früher deutsche Unternehmen verkauften, kommen heute aus anderen Ländern. Die Folgerung kann nur heißen: Die Ursachen für den Stillstand in Deutschland sind offenbar hausgemacht.
 

Deutschland kann Aufschwung, muss sich aber bewegen.

Andreas Kempf

Die Liste unerledigter Aufgaben ist lang

Ein Teil der Misere geht auf die politische Krise in Berlin zurück. Die Parteien der Ampel haben sich so verkeilt, dass sich kaum noch etwas bewegt. Und die Opposition spekuliert darauf, dass sie bei den Wahlen im kommenden Jahr davon profitieren kann. So klammern sich die einen an die Macht und die anderen sticheln und warten ab. „Erst das Land, dann die Partei“ ist nur für Sonntagsreden gut. Wer politische Verantwortung ernst nähme, könnte nicht zusehen, wie der Schaden täglich größer wird. Er oder sie würde handeln!
Die Liste unerledigter Aufgaben ist lang. Bildung, Infrastruktur, Gesundheitsversorgung sind nur einige Punkte. Jetzt wäre die Aufgabe des Staates, umfangreich zu investieren und die Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu verbessern.

Mitten in einem Aufschwung braucht es keine Impulse, um die Wohnungswirtschaft anzutreiben, aber jetzt. Das Gleiche gilt für Personal für den öffentlichen Dienst. Jetzt ließe es sich anheuern, wächst die Wirtschaft erst wieder, wird es schwierig. Gewiss, das alles wird viel Geld kosten. Aber das wäre zur Abwechslung aktive Wirtschaftspolitik. Die zeichnet sich nämlich seit Jahren lediglich durch Eingriffe in den Markt aus. Mit verheerenden Folgen.

Der Abbau unnötiger Dokumentationspflichten würde die Unternehmen über Nacht um Milliarden Euro entlasten

Diese politischen Fehler gilt es jetzt entschlossen zu korrigieren. So drohen beispielsweise der Autoindustrie enorme Strafzahlungen, wenn die Abgaswerte weiter verschärft werden. Die Konzerne müssten ein Drittel mehr E-Fahrzeuge verkaufen, um den vorgeschriebenen Flottenverbrauch zu erreichen. Das ist nicht realistisch, weil der Verbraucher nicht kauft.

Berlin und Brüssel müssen deshalb die programmierte Schwächung der eigenen Industrie stoppen. Gleiches gilt für die monströse Bürokratie. Der Abbau unnötiger Dokumentationspflichten würde die Unternehmen über Nacht um Milliarden Euro entlasten. Und viele Fachkräfte könnten sich endlich Dingen zuwenden, für die sie eigentlich da sind. Ohne zusätzliche Kosten für den Staat.

Natürlich kann die Politik nichts dafür, dass der Krieg in der Ukraine Energiepreise und Inflation angefacht hat. Berlin ist auch nicht schuld daran, dass in China die Menschen nach Jahrzehnten des Aufschwungs gerade feststellen, dass das nicht ewig so weitergeht. Diese Entwicklung legt allerdings schonungslos offen, wie sehr viele Branchen von diesem Markt abhängig sind. Offenbar haben die meisten Unternehmen auch nach der Pandemie nicht diversifiziert. Einige Unternehmen müssen sich also fragen lassen, ob sie Entwicklungen verschlafen oder gar falsch eingeschätzt haben. Deutschlands größter Autobauer Volkswagen ist nur ein Beispiel.

Die deutsche Wirtschaft hat über Nacht nicht ihre Stärken verloren. Für viele Branchen ist die Bundesrepublik ein begehrter Forschungs- und Entwicklungsstandort. Doch die Ergebnisse werden im Anschluss in anderen Ländern umgesetzt, weil bei uns die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Hohe Kosten, lähmende Bürokratie, aber auch ein Hang zur Bequemlichkeit und zum „Weiter so“.

Angesprochen ist jeder Einzelne.

Typisch für Asien ist der Biss, mit dem Erfolge verfolgt werden. Bei uns interessieren sich hingegen Bewerber für möglichst viel Freizeit. Leistung gilt fast als Unwort. Deutschland kann Aufschwung. Dafür muss es sich aber auch bewegen und ihn wollen.

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