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Zukunftsmärkte > Industriestandort Deutschland

Lapp-Chef warnt vor Deindustrialisierung: Umsatzrückgang und Appell an die Politik

Kabelspezialist Lapp verzeichnet einen Umsatzrückgang von 5,3 Prozent. CEO Matthias Lapp sieht die Ursache in der Deindustrialisierung Deutschlands.

Lapp warnt vor den Folgen der Deindustrialisierung für den deutschen Mittelstand. (Foto: Shutterstock)

Der Stuttgarter Kabelhersteller Lapp spürt die Auswirkungen der schwächelnden deutschen Industrie. Im Geschäftsjahr 2023/24 sank der Umsatz des Familienunternehmens um 5,3 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro. Besonders drastisch fiel der Rückgang in Deutschland aus, wo das Minus bei über 15 Prozent lag. Lapp-Chef Matthias Lapp sieht darin ein alarmierendes Zeichen für die zunehmende Deindustrialisierung und richtet einen eindringlichen Appell an die Politik.

Deindustrialisierung als Hauptursache für Umsatzrückgang

Die Flucht vieler Industrieunternehmen aus Deutschland stellt den Kabelspezialisten Lapp vor erhebliche Herausforderungen. Das Sorgenkind bleibt Deutschland. Die Deindustrialisierung lässt auch die Nachfrage zurückgehen. Der Rückgang der Industrieproduktion in Deutschland hat direkte Auswirkungen auf Lapp, da weniger Maschinen und Anlagen gebaut werden, die mit Kabeln ausgestattet werden müssen. Die Umsatzeinbußen im Geschäftsbereich Europa belaufen sich auf neun Prozent, wobei Deutschland mit einem Minus von über 15 Prozent besonders stark betroffen ist. Diese Zahlen verdeutlichen die Dimension der Problematik für den Mittelständler, der traditionell stark vom deutschen Industriesektor abhängig ist.

Regionale Unterschiede in der Geschäftsentwicklung

Während Deutschland und Europa für Lapp problematische Märkte darstellen, zeigt sich in anderen Regionen ein differenzierteres Bild. In den USA verzeichnete das Unternehmen zwar ebenfalls einen Umsatzrückgang von drei Prozent, sieht aber Anzeichen für eine Erholung. Besonders positiv entwickelten sich die Geschäfte in Asien. Dort stiegen die Erlöse um mehr als zehn Prozent, vor allem getrieben durch Wachstum in Indien und Südkorea. Diese regionale Diversifizierung hilft Lapp, die Verluste in Europa teilweise auszugleichen.

Appell an die Politik: Verlässliche Rahmenbedingungen gefordert

Angesichts der schwierigen Situation in Deutschland richtet Matthias Lapp einen flammenden Appell an die Politik. Er fordert verlässliche Rahmenbedingungen, ein Ende der Überreglementierung und mehr Vertrauen in die heimische Wirtschaft. "Ich investiere sehr gerne in Deutschland, aber die Kapitalrendite muss für die nächsten zehn, 15 Jahre auch kalkulierbar sein", betont der Unternehmer.

Besonders eindringlich ist sein Ruf nach einer Willkommenskultur für Familienunternehmen: "Die Politik muss Familienunternehmern wieder vermitteln, dass sie in Deutschland wirklich gewollt und willkommen sind." Diese Aussage unterstreicht die wachsende Frustration vieler mittelständischer Unternehmer über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland.

Zukunftsstrategien: Globale Diversifizierung und lokale Produktion

Um die Abhängigkeit vom europäischen Markt zu reduzieren, setzt Lapp auf eine Wachstumsstrategie in Amerika und Asien. Diese globale Diversifizierung soll das Unternehmen widerstandsfähiger gegen regionale Konjunkturschwankungen machen. In den USA verfolgt Lapp zudem eine Strategie der lokalen Produktion. Fast alle Produkte, die das Unternehmen dort verkauft, werden auch vor Ort hergestellt. Dies schützt Lapp vor möglichen Handelskonflikten und Zöllen, wie sie in der jüngeren Vergangenheit diskutiert wurden.

Gründe für die drohende Deindustrialisierung in Deutschland

Die von Lapp-Chef Matthias Lapp angesprochene Deindustrialisierung in Deutschland ist ein komplexes Phänomen mit vielfältigen Ursachen. Im Folgenden werden sieben zentrale Gründe für diese Entwicklung näher beleuchtet:

  • Hohe Energiekosten: Die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise in Deutschland belasten die Industrie stark. Dies führt zu Wettbewerbsnachteilen gegenüber Ländern mit günstigeren Energiekosten und kann Unternehmen dazu veranlassen, energieintensive Produktionen ins Ausland zu verlagern.
  • Fachkräftemangel: Der zunehmende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Deutschland erschwert es Industrieunternehmen, offene Stellen zu besetzen. Dies kann zu Produktionsengpässen führen und die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.
  • Bürokratie und Überregulierung: Komplexe bürokratische Anforderungen und eine Vielzahl von Regulierungen erhöhen den administrativen Aufwand für Unternehmen. Dies bindet Ressourcen und kann Innovationen sowie Investitionen hemmen.
  • Hohe Steuerlast: Die vergleichsweise hohe Steuerbelastung für Unternehmen in Deutschland reduziert die Gewinnmargen und kann Investitionen unattraktiv machen. Dies kann dazu führen, dass Unternehmen Produktionsstandorte in Länder mit niedrigeren Steuersätzen verlagern.
  • Digitalisierungslücken: Trotz Fortschritten hinkt Deutschland bei der digitalen Infrastruktur und der Implementierung von Industrie 4.0-Technologien hinterher. Dies kann die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Industrieunternehmen im globalen Kontext beeinträchtigen.
  • Globaler Wettbewerbsdruck: Die zunehmende Globalisierung und der Aufstieg neuer Industrienationen, insbesondere in Asien, setzen deutsche Unternehmen unter Druck. Kostengünstigere Produktionsstandorte im Ausland können attraktiver erscheinen.
  • Unsichere politische Rahmenbedingungen: Häufige Änderungen in der Wirtschafts- und Industriepolitik sowie unklare Zukunftsperspektiven verunsichern Unternehmen. Dies kann zu Zurückhaltung bei Investitionen und langfristigen Standortentscheidungen führen.

Diese Faktoren wirken zusammen und verstärken sich gegenseitig, was die Gefahr einer fortschreitenden Deindustrialisierung in Deutschland erhöht. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sind gezielte politische Maßnahmen und ein enger Dialog zwischen Wirtschaft und Politik erforderlich.

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