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Einkauf, Marketing und Marken > ABC- bis Profilanalyse

Lieferantenbewertungen: Diese Methoden gibt es

Unternehmen können ihre Lieferanten mit verschiedenen Methoden bewerten. Die Verfahren in unserer Übersicht sind alle für den Mittelstand geeignet, haben jedoch unterschiedliche Stärken und Schwächen.

ABC-Analyse

Eine grobe Einteilung der Lieferanten kann zunächst nach der ABC-Analyse erfolgen. Diese gibt grundsätzlich an, welche Produkte, Lieferanten oder Kunden wie stark am Umsatz eines Unternehmens beteiligt sind: A bedeutet sehr wichtig, B wichtig und C steht für weniger wichtig.

Die ABC-Analyse als Methode der Lieferantenbewertung kann sowohl in der Produktion, dem Vertrieb oder auch dem Einkauf eingesetzt werden, um kunden- und produktbezogene Daten nach ihrer Bedeutung zu sortieren. Es ist auch möglich, Wertepaare zu bilden. So stellt man im Einkauf gern Wert und Menge gegenüber. Danach ergibt sich typischerweise diese Verteilung:

Kategorie Wertanteil Mengenanteil
A 60-80% 5-15%
B 10-25% 20-40%
C 5-15% 50-75%

Bei einem Maschinenbaubetrieb wäre ein typisches A-Teil eine Schlüsselkomponente wie eine Steuerungseinheit oder eine Achse. Diese Teile sind wertmäßig und technologisch enorm wichtig, weil sie die Innovationsträger sind, quantitativ sind diese Bestandteile aber unbedeutend. Die Lieferanten dieser Teile haben also eine hohe Bedeutung, sie sind sozusagen systemrelevant.

B-Teile können Metallkomponenten sein oder auch Bolzen, Schrauben oder andere Befestigungssysteme. Ihr Wertanteil ist nicht allzu hoch, sie haben aber einen signifikanten Mengenanteil. C-Teile sind typischerweise Kunststoffteile, Aufkleber oder Verpackungsmaterialien. Da sie in großem Stil eingekauft werden, sind sie wertmäßig gänzlich unbedeutend, mengenmäßig aber oft relevant. Von wem die sehr unspezifischen Teile geliefert werden, spielt kaum eine Rolle, weil das Produkt keine hohe Spezialisierung erfordert.

Vorteile:

  • gute Übersicht über Wichtigkeiten und Prioritäten
  • einfache und unkomplizierte Erstellung
  • flexibel einsetzbar
  • Vermeidung von überflüssigem Arbeitsaufwand für unwichtige Lieferanten

Nachteile:

    • lediglich Bestandsaufnahme
    • keine konkreten Handlungsanweisungen auf Basis der Klassifizierung möglich
    • ungenaue Ergebnisse durch Schätzwerte

    Punktbewertungsverfahren (Scoring-Modell)

    Dieses Verfahren arbeitet mit Gewichtungen, die durch die Ziffern von 1 bis 10 verdeutlicht werden. Zunächst werden die eigenen Bewertungskriterien gewichtet. Wenn die Qualität eine große Rolle spielt, erhält dieser Faktor die Zahl 10, spielt sie eine eher ungeordnete Rolle eine 5. Im nächsten Schritt werden nach diesem Muster dieselben Kriterien bei den einzelnen Lieferanten bewertet. Zum Schluss wird die dem Lieferanten vergebene Punktzahl mit der Gewichtungsziffer multipliziert:

    Kriterium  Gewichtung Lieferant A Bewertung Lieferant B Bewertung
    A 10 9 90 2 20
    B 8  6 48 5 40
    C
     5 2 10 9 45
    Gesamt
     148
     105

    In diesem stark vereinfachten Beispiel würde Lieferant A als Sieger hervorgehen, weil er eine höhere Gesamtpunktzahl hat. Es kann durchaus auch vorkommen, dass mehrere Lieferanten dieselbe Gesamtpunktzahl aufweisen. Das heißt dann nicht unbedingt, dass die Performance auch gleich gut ist. In diesem Fall sollte sich das Unternehmen für den Zulieferer entscheiden, der bei den hochgewichteten Kriterien besser abschneidet.

    Vorteile:

    • einfache Anwendung
    • klare Trennung der einzelnen Kriterien und dadurch unabhängige Bewertungen möglich

    Nachteile:

    • meist subjektive Beurteilung jedes Bewerteten
    • keine direkte Gegenüberstellung, sondern Rangfolge anhand der einzelnen bewerteten Kategorien

    Nutzwertanalyse

    Bei dieser Methode wird die Gewichtung über Prozentzahlen angegeben. Zunächst werden wieder die einzelnen Kriterien nach Wichtigkeit für das Produkt festgelegt, wobei die Summe immer 100 Prozent ergeben muss:

    Kriterium Gewichtung
    Qualität 60%
    Preis 30%
    Service 10%
    Gesamt
     100%

    Im nächsten Schritt werden wieder die Angebote der Lieferanten bewertet. Der Wert liegt üblicherweise zwischen 5 (sehr gut) und 1 (mangelhaft).

     

    Kriterium Gewichtung Lieferant A Lieferant B
    Qualität 60% 3,5 5
    Preis 30% 5 2
    Service 10% 3  4

    In diesem Fall bietet Lieferant A eine ausreichende Qualität zu einem sehr guten Preis, aber bei mäßigem Service. Lieferant B bietet zwar Topqualität, aber das hat auch seinen Preis. Am Service gibt es kaum etwas zu meckern. Um herauszufinden, welcher der beiden Zulieferer die bessere Performance bietet, werden die Punkte anteilig errechnet und am Ende summiert:

     

    KriteriumGewichtungLieferant AWert A Lieferant BWert B
    Qualität60%3,52,153
    Preis30%51,520,6
    Service10%30,340,4
    Gesamt     
    3,94

    Das Resultat zeigt, dass Lieferant A trotz seiner günstigen Preise nicht auf voller Linie überzeugen kann. Lieferant B legt aufgrund der hohen Gewichtung der Qualität trotz des unattraktiven Preises das attraktivere Angebot vor.

    Vorteile:

    • Entscheidungen können transparent gefällt werden.
    • Die Entscheidungsfindung ist dokumentiert und auch später nachvollzogen werden.
    • Das Ergebnis eignet sich als Diskussionsgrundlage im Team.

    Nachteile:

    • Das Verfahren ist subjektiv. Die Festlegung der Gewichtung und die Vergabe von Punkten sind nicht messbare Vorgänge
    • Bei vielen Lieferanten und Kriterien wird die Methode schnell zeitaufwendig.

    Profilanalyse

    Grundlage für dieses auch Stärken-Schwächen-Profil genannte Verfahren ist eine Matrix in Form einer Tabelle. Wie auch bei dem Punktbewertungsverfahren werden verschiedene Kategorien abgetragen. Die Bewertungsstufen reichen von „–3“ bis „+3“. Die Skala kann sich zum Beispiel an Kennzahlen orientieren, wobei dem Wert „0“ eine besondere Bedeutung zukommt, denn er markiert die Mindestanforderung des Unternehmens.

    Im nächsten Schritt wird für jeden Lieferanten einzeln geprüft, welche Bedingung er wie gut erfüllt. Am Ende der Auswertung werden die Punkte miteinander verbunden, wodurch eine Zickzacklinie entsteht. Ein Lieferant, dessen Punkte überwiegend im positiven Bereich liegen, gewinnt den Vergleich mit den anderen bewerteten Lieferanten und sollte künftig bevorzugt werden. Eine objektivere Orientierung lassen die erreichen Zahlenwerte zu. Je höher diese sind, desto attraktiver ist der Zulieferer.

    Vorteil:

    • direkter Vergleich der Lieferanten auf einen Blick möglich

    Nachteil:

    • keine Gewichtung einzelnen Kriterien

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