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Einkauf, Marketing und Marken > Flugtaxi-Startup in Finanznot

Lilium-Rettung in Gefahr: Kommt das Millionen-Investment noch rechtzeitig?

Deutsches Flugtaxi-Startup: Investoren zögern, Lilium kämpft ums Überleben: Kommt das versprochene Millionen-Investment noch – oder droht die endgültige Pleite?

Das Lilium-Flugtaxi: Die Zukunft des Unternehmens hängt von der Finanzierung durch neue Investoren ab. (Foto: Shutterstock)

Das Münchner Flugtaxi-Startup Lilium steht vor entscheidenden Wochen. Nachdem das Unternehmen im Oktober 2024 Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden musste, schien Ende Dezember mit dem Einstieg neuer Investoren die Rettung in Sicht. Doch die versprochenen Millionen lassen auf sich warten, während die Kosten weiterlaufen. Die Zukunft des einstigen Hoffnungsträgers der deutschen Luftfahrtindustrie hängt am seidenen Faden.

Finanzielle Turbulenzen und drohende Insolvenz

Lilium benötigt dringend frisches Kapital, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Laut Insidern verschlingt das Unternehmen monatlich rund zehn Millionen Euro allein für Personal- und Mietkosten. Hinzu kommen kurzfristig fällige Schulden bei Zulieferern in zweistelliger Millionenhöhe. Die Ablehnung eines staatlichen Wandeldarlehens über 100 Millionen Euro durch die Bundesregierung im Oktober 2024 hatte die finanzielle Schieflage des Startups offengelegt und zur Insolvenz in Eigenverwaltung geführt.

Rettungsversuch durch Investorenkonsortium

Ein Konsortium um den Münchner Venture-Capital-Geber Earlybird und den Unternehmer Philipp Schoeller kündigte an Heiligabend 2024 an, Lilium mit mehr als 200 Millionen Euro zu unterstützen. Für die Übernahme der Lilium GmbH und Lilium eAircraft GmbH wurde die "Lilium Aerospace GmbH" gegründet. Der slowakische Unternehmer Marian Boček, Gründer des Batterieherstellers Inobat, trat als Hauptinvestor mit seiner Gesellschaft DTM Investments auf den Plan und stellte 150 Millionen Euro in Aussicht.

Verzögerungen und Unsicherheiten beim Rettungsplan

Trotz der Zusagen ist bislang kein Geld bei Lilium eingetroffen, wie Gründerszene von Insidern erfuhr. Die Übertragung der Vermögenswerte, ursprünglich für Ende Januar 2025 geplant, verzögert sich immer wieder. Die rund 800 verbliebenen Mitarbeiter warten seit Januar auf ihre Gehälter. In einem Allhands-Meeting am vergangenen Freitag versicherte das Management laut Teilnehmern, die ausstehenden Zahlungen innerhalb einer Woche nachzuholen.

Die Situation spitzt sich zu: "Entweder das Geld kommt in den nächsten Stunden, oder morgen wird Insolvenz angemeldet", zitiert "Gründerszene" einen Insider. Am Mittwochabend verkündete die Unternehmensführung in einem Videocall, dass es für die Mitarbeitenden kein Geld geben werde und Lilium erneut in ein Insolvenzverfahren müsse. Kurz darauf ruderte man zurück: DTM-Chef Marian Boček habe in Anwesenheit seines Anwalts versichert, das versprochene Kapital doch überweisen zu können.

In einem Interview mit "BILD" spricht Boček erstmals über seinen Einstieg bei der Hightech-Firma und gibt Einblicke in die ersten finanziellen Abläufe. „Die ersten Mittel sind unmittelbar nach Unterzeichnung der Verträge eingegangen.“ Allerdings seien für die nächsten Zahlungen noch einige „Verwaltungs- und Abschlussmodalitäten geklärt“ zu werden, so Boček weiter.

Trotz dieser bürokratischen Hürden sieht Boček die Entwicklungen bei Lilium positiv. Das Unternehmen komme „außergewöhnlich schnell und effizient“ voran. Mit Blick auf die Zukunft zeigt er sich optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass wir die Finanzierung erfolgreich abschließen, die Transaktion beenden und die Umstrukturierung bis zum ersten Quartal 2025 abschließen können.“

Bedeutung von Lilium für den Standort Deutschland

Eine Rettung von Lilium wäre aus mehreren Gründen wichtig für den Wirtschaftsstandort Deutschland:

  • Innovationsführerschaft: Lilium ist ein Vorreiter in der Entwicklung elektrischer Senkrechtstrater (eVTOL) und könnte Deutschland eine Spitzenposition in diesem Zukunftsmarkt sichern.
  • Arbeitsplätze: Das Unternehmen beschäftigte vor der Krise rund 1.000 hochqualifizierte Mitarbeiter. Eine erfolgreiche Restrukturierung würde einen Großteil dieser Arbeitsplätze erhalten.
  • Technologietransfer: Die bei Lilium entwickelten Technologien könnten auch in anderen Bereichen der Luftfahrt und Mobilität Anwendung finden und so die Innovationskraft des Standorts stärken.
  • Internationale Strahlkraft: Als ehemals börsennotiertes Unternehmen an der NASDAQ hat Lilium internationale Aufmerksamkeit auf den Technologiestandort Deutschland gelenkt.
  • Nachhaltigkeit: Die Entwicklung emissionsfreier Luftfahrzeuge trägt zur Erreichung der Klimaziele bei und positioniert Deutschland als Vorreiter nachhaltiger Mobilitätslösungen.

Diese Faktoren unterstreichen die strategische Bedeutung von Lilium für die deutsche Wirtschaft und den Innovationsstandort. Eine erfolgreiche Rettung des Unternehmens könnte wichtige Impulse für die Zukunft der Mobilität und des Luftverkehrs setzen.

Fazit

Die kommenden Tage werden entscheidend für die Zukunft von Lilium sein. Ob das Versprechen des Investors Marian Boček eingelöst wird und die dringend benötigten Millionen fließen, bleibt abzuwarten. Selbst wenn die akute Krise überwunden wird, steht Lilium vor enormen Herausforderungen: Die Fertigstellung und Zertifizierung des Flugtaxis, die Skalierung der Produktion und der Aufbau eines Netzwerks für urbane Luftmobilität erfordern weitere erhebliche Investitionen. In einem hart umkämpften Markt mit zahlreichen Konkurrenten muss Lilium beweisen, dass es sein innovatives Konzept in ein tragfähiges Geschäftsmodell umsetzen kann.

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