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Einkauf, Marketing und Marken > Luxus-Lebensmittel & Konsumtrends

Würden Sie 17,50 € für eine Erdbeere zahlen? Der Aufstieg der Luxusfrüchte

| The Economist

Oishii macht Erdbeeren zum Luxusgut – mit Vertical Farming, Marken-Ästhetik und gezieltem Social-Media-Hype.

(Foto: oishii.berry)

The Economist - Juli 2025 - Sechs große Erdbeeren, sorgsam verpackt in einer edlen Schachtel, die an Pralinen erinnert: Die Omakase-Beeren – eine japanische Sorte, angebaut von der Firma Oishii in New Jersey – sind zarter und süßer als alles, was man aus dem Supermarkt kennt. Das sollten sie auch sein: Eine Box kostet rund 14 Dollar – etwa dreimal so viel wie ein Erdbeer-Schälchen bei Walmart.

Obst hat eine lange Geschichte als Luxusgut. Im viktorianischen England galten Ananas als Statussymbol der Oberschicht. In Japan und anderen asiatischen Ländern sind hochwertige Früchte beliebte Prestige-Geschenke – 2016 wurde eine Traubenstaude der Sorte Ruby Roman für 11.000 Dollar versteigert – das entspricht rund 350 Dollar pro Traube.

Inzwischen entdecken auch die USA den Markt für Luxusobst – befeuert durch Foodies und Social Media. Das US-Unternehmen Fresh Del Monte verkaufte im vergangenen Jahr erstmals eine 395 Dollar teure Ananas aus Costa Rica – zunächst in China, nun auch in den USA.

Den größten Hype erzeugen allerdings japanische Früchte. Die Feinkostkette Erewhon aus Los Angeles ging kürzlich viral, weil sie einzeln verpackte japanische Erdbeeren für 19 Dollar pro Stück importierte. Japanische Crown-Melonen, die nur in begrenzten Mengen angebaut werden, erzielen Preise von mehreren Hundert Dollar pro Exemplar.

Rund um den Trend entstehen spezialisierte Anbieter. Das Tokioter Exportunternehmen Ikigai Fruits, gegründet 2023, bietet alles von Persimonen-Boxen für 128 Dollar bis hin zu luxuriösen Erdbeer-Sets für bis zu 780 Dollar an – eingeflogen aus Japan. Allerdings kämpft das Unternehmen zunehmend mit Zöllen und einem unberechenbaren Klima.

Oishii umgeht diese Probleme mit vertikaler Landwirtschaft – die Beeren werden unter streng kontrollierten Bedingungen direkt in den USA angebaut. Mit minimalistischer Markenästhetik und gezieltem Influencer-Marketing hat das Unternehmen seine Erdbeeren zum Social-Media-Hit gemacht. „Jeder merkt sofort, dass es ein anderes Produkt ist“, sagt Oishii-Gründer Hiroki Koga. Im November sammelte das Unternehmen in einer Finanzierungsrunde 150 Millionen Dollar ein.

Kürzlich brachte Oishii eine neue Sorte auf den Markt – laut Unternehmen die bislang günstigste: Acht Dollar pro Box. Auch Tomaten gehören nun zum Portfolio: Eine Packung mit elf Stück kostet zehn Dollar. Koga empfiehlt, statt einer Weinflasche lieber drei Erdbeerboxen zur Party mitzubringen. „Damit beeindrucken Sie den Gastgeber garantiert mehr.“

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Aus The Economist, übersetzt von der Markt & Mittelstand Redaktion, veröffentlicht unter Lizenz. Der Originalartikel in englischer Sprache ist zu finden unter www.economist.com

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