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Zukunftsmärkte > Stimmungsbarometer

Mittelstand: Grabesstimmung und einige Glückskinder

Das KfW-Stimmungsbarometer macht niemandem Mut. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen. Deswegen hier drei Gründe, warum Hoffnungslosigkeit trotzdem keine Option ist.

Das KfW-Stimmungsbarometer macht niemandem Mut: Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, nennt so etwas unverblümt.Bild: picture alliance / photothek | Janine Schmitz

Das eigentlich Überflüssige an Stimmungsbarometern ist, dass sie etwas, das alle wissen, auch schwarz auf weiß in Zahlen abbilden. Das Barometer der KfW macht da keine Ausnahme. Wer derzeit gefragt wird, wie das Geschäft denn so läuft, der verdreht die Augen oder wechselt das Thema. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, nennt so etwas unverblümt: „Grabesstimmung“ – und es fällt schwer, dem etwas entgegenzuhalten.

 

Ihre solide Analyse beruht auf dem, was die KfW-Umfrage ergeben hat. Der anhaltende Strom schlechter Nachrichten rund um den Krieg und die Energiekrise lässt das 

mittelständische Geschäftsklima im September um fast das Dreifache von dem abstürzen, was sonst normal ist. Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer notiert auf dem tiefsten Stand seit 28 Monaten. Dazu beträgt eine miese Beurteilung der Lage genauso bei, wie pessimistische Zukunftsaussichten. „Die Ängste der Unternehmen vor explodierenden Energiekosten und kollabierender Nachfrage mit Blick auf das Winterhalbjahr sind umfassend und groß“, schreibt die KfW.

 

 

 

Am schlechtesten ist die Stimmung im Einzelhandel. Die Sorgen, dass die sehr hohen Inflationsraten massiv die Kaufkraft schmälern und die Menschen zugleich aus Vorsicht ihr Geld lieber zusammenhalten, sind dort enorm. Das verarbeitende Gewerbe platziert sich im Mittelfeld. Noch am wenigsten schlecht ist das Klima zu Herbstbeginn bei den Dienstleistern und am Bau. Bei den Großunternehmen geht die Stimmung in den Sturzflug über. „Deutschland ist auf Rezessionskurs eingeschwenkt. Das BIP dürfte schon im Sommer geschrumpft sein, mindestens zwei weitere negative Quartalsraten werden folgen", sagt die

Chefvolkswirtin. „Der Winter naht und zunächst einmal gilt es, möglichst unbeschadet über die kalte Jahreszeit zu kommen."

 

So weit, so betrüblich. Die KfW ist nicht fürs Verteilen von Hoffnung zuständig. Deswegen hier noch drei Gründe, warum absolute Trostlosigkeit eben doch nicht angebracht ist. Erstens: Der Außenhandel floriert, die Exporte sind im August um mehr als 18 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, gepriesen sei der billige Euro. Zweitens: Es gibt auch in der Krise Glückskinder, die von und mit ihr besonders gut leben. Die Berater gehören dazu. Die Branche schätzt, dass dieses Jahr die Sanierungsberatung brummt. Die Kriegsfolgen und die Anstrengungen für mehr Nachhaltigkeit lässt das Geschäft der Berater ebenfalls erblühen, die Branche (BDU erwartet laut ihrem Präsidenten Ralf Strehlau ein Rekordjahr mit zum ersten Mal mehr als 40 Milliarden Euro Umsatz.

 

Und drittens: Glaubenstheoretisch folgt nach dem Grab die Auferstehung. Wirtschaftsforscher haben untersucht, wie lange Rezessionen dauern. Im Gesamtzeitraum seit 1870 brauchte es im Durchschnitt fünf Jahre, um nach einem BIP-Rückgang von mehr als zehn Prozent wieder auf das Vorkrisenniveau zu kommen. In der Periode seit 1960 nahm die Erholung in den reichen Ländern nach einem Sinken der Wirtschaftsleistung um mehr als fünf Prozent durchschnittlich vier Jahre in Anspruch. Da es fünf Prozent nach unten nicht gehen dürfte, müsste auch die Erholung schneller gehen. Ende 2024 sind wir zurück, glauben die allermeisten Ökonomen in Deutschland.

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