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Zukunftsmärkte > nachgefragt bei: Jörn Messner

„Nachhaltig handeln mit IT“

Der Geschäftsführer der Lufthansa Industry Solutions beantwortet die Fragen der Redaktion.

Jörn Messner ist seit dem 1. Juli 2021 alleiniger Geschäftsführer von Lufthansa Industry Solutions (Foto: © Lufthansa Industry Solutions)

 

Herr Messner, was halten Sie von der EU-Taxonomie, der Klassifizierung zur Nachhaltigkeit?

Die Diskussion darüber, ob Atomkraft und Gaskraftwerke hineingehören, verdeckt den positiven Ansatz. Es braucht Regeln und Anreize, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen wollen. Die Taxonomie hilft uns dabei. Sie ist eine echte Chance, eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft und die Nutzung von intelligenten Systemen zu fördern.


Lufthansa Industry Solutions setzt da an. Was machen Sie?

Wir unterstützen durch IT. Sie sorgt für ein effizientes und ressourcenschonendes Handeln. So können Unternehmen mit künstlicher Intelligenz unter anderem Zustände prognostizieren, Verhalten simulieren und Prozesse optimieren. Nicht zuletzt durch unsere Nähe zur Luftfahrt haben wir viel Erfahrung mit Wartungsprozessen. Die Verknüpfung von Sensorik und KI ermöglicht die Vorhersage, wann ein Teil wahrscheinlich ausfällt. Das ist auch in anderen Branchen relevant. Mit SPRK.global arbeiten wir etwa daran, Lebensmittel, die sonst verfallen würden, optimal zu verteilen. Das ist in dieser Form nur mit KI möglich.


Wie wichtig ist IT selbst, um Emissionen zu ­vermeiden?

Das Thema wird immer relevanter. Jeder weiß, wie energieintensiv es ist, einen Bitcoin zu schürfen. Darüber hinaus wird unser Alltag immer digitaler. Die Datenmengen steigen und damit auch der Energiebedarf. Wir müssen jetzt Lösungen etablieren, die eine nachhaltige IT-Nutzung ermöglichen: vom grünen Strom im Rechenzentrum bis hin zum Green Coding, bei dem es darum geht, durch optimiertes Programmieren Serveranfragen weitgehend zu reduzieren.


Das Lieferkettengesetz fordert Nachhaltigkeit bei Zulieferern. Das Ende des indischen IT-Entwicklers?

Das Lieferkettengesetz schafft Transparenz. Es ist eine Chance, Arbeitsbedingungen gerecht zu gestalten und Menschenrechtsverletzungen zu ahnden. Auch hier wollen wir komplexe Prozesse leicht handhabbar machen. Unsere Kunden lassen dazu alle zentralen Daten und Informationen ihrer Zulieferer in einem System zusammenlaufen, wo mögliche Risiken und To-dos aufgelistet sind. Handelt es sich bei den eingesetzten Rohstoffen um Konfliktmaterialien, drohen Umweltschäden bei deren Abbau? Sind die Fabrikstandorte bekannt für Menschenrechtsverletzungen? Zusätzlich dient die KI-Analyse der Daten als Frühwarnsystem. Unternehmen erhalten so Gewissheit, dass sie gesetzeskonform handeln.


Die IT-Branche ist für ihre Rund-um-die-Uhr-Arbeitsplätze bekannt. Wie geht das weiter?

IT-Teams müssen ihren Rhythmus selbst definieren und das richtige Modell finden. Das beinhaltet nicht nur Arbeits- und Erreichbarkeitszeiten, sondern auch den Arbeitsort. Gerade die Flexibilisierung durch das mobile Arbeiten gibt IT-Fachkräften die Möglichkeit, Arbeit und Privatleben besser miteinander zu vereinen. Dafür braucht es klare Regeln. Eine gute IT-Infrastruktur unterstützt bei all diesen Punkten. Selbst kleine Maßnahmen haben einen Einfluss. Wir nutzen zum Beispiel eine Konferenzlösung, die Termine fünf oder zehn Minuten vor der vollen Stunde beendet. So bleibt zwischen Meetings auch mal Zeit für eine Kaffeepause.

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