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Zukunftsmärkte > Produktentwicklung für den Export

Neue Nischen: Brauereizulieferer hat Erfolg im Ausland

Der Brauereizulieferer Kaspar Schulz wächst entgegen der Krise seiner Branche. Das liegt auch daran, dass er konsequent auf Internationalisierung und den Export seiner Produkte setzt – und ständig auf die sich ändernden Bedürfnisse seiner Kunden reagiert.

Fragt man zum Beispiel einen Amerikaner, was er mit Deutschland verbindet, ist es wahrscheinlich, dass recht bald das Wort Bier fällt. Die Bundesrepublik gilt weltweit als Bierland, und in der Tat wird kaum irgendwo mehr Gerstensaft getrunken als hierzulande. Doch der Bierkonsum sinkt – und das seit Jahrzehnten. Das merken nicht nur die Brauereien, sondern auch deren Zulieferer. Zwar entstehen auch dank des Craft-Bier-Booms immer wieder kleine Brauereien im Lande, doch sie machen nicht das wett, was auf der Seite der kriselnden mittelgroßen und großen Brauereien wegfällt. „Der traditionelle Markt in Deutschland ist weitestgehend gesättigt“, stellt Johannes Schulz-Hess, Geschäftsführer des mittelständischen Brauereizulieferers Kaspar Schulz, fest. 

Sein Unternehmen, dessen Geschichte auf eine Kupferschmiede aus dem 17. Jahrhundert zurückgeht, hat daher bereits in den 1980er-Jahren damit begonnen, gezielt seine Internationalisierung voranzutreiben. Das Unternehmen entwickelte zum Beispiel ein vormontiertes Sudhausmodul (in diesen Kesseln entsteht die Würze, also ein Vorprodukt des Bieres), das von den Grundmaßen für die Verschiffung per Container geeignet ist. So muss die Anlage für den Transport nicht auseinandergebaut und im Zielland wieder aufwendig aufgebaut werden. Eine eigentlich banale, aber ziemlich erfolgreiche Idee: In über 60 Ländern hat der Hidden Champion und Exportweltmeister bereits solche Module verkauft. Der Exportanteil des Mittelständlers beträgt heute circa 80 Prozent.

Erfolg – anders als gedacht

Mit einem anderen Plan war das Unternehmen ebenfalls international erfolgreich – wenn auch nicht so wie ursprünglich gedacht. Die Idee der regionalen Wertschöpfung im Brauereisegment sollte auch auf die Rohstoffproduktion übertragen werden. Derzeit importieren beispielsweise amerikanische Brauereien häufig ihr Braumalz aus Europa. Damit diese das Malz selbst herstellen und damit ihre Wertschöpfungskette verlängern können, entwickelte Kaspar Schulz ein Mälzungssystem. Doch statt Brauereien kaufen vor allem Farmer und landwirtschaftliche Genossenschaften das neu konzipierte System. Der Mittelständler hatte damit eine neue Nische gefunden, die er bedienen konnte. „Wir müssen uns ständig an die sich wandelnden Märkte anpassen“, fasst Schulz-Hess zusammen.

Und auch auf den Brexit will der Unternehmer reagieren, indem er eine neue Nische erschließt. Denn die Unsicherheit über die Zukunft der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union lähmt viele Unternehmen auf der Insel. Diese versuchen häufig Investitionen so lange hinauszuzögern, bis der Ablauf des Brexits geregelt ist. Dennoch entwickelt Kaspar Schulz gerade eine Whiskeydestille, für die es besonders in den britischen Whiskeyregionen eine Nachfrage geben dürfte. „Wir halten das für die konsequente Abrundung unseres Produktportfolio“, sagt Schulz-Hess. Davor, dass der Handel mit der Insel komplett einbricht, hat er ohnehin keine Angst: „Irgendwann wird die Politik schon eine Lösung für den Brexit finden und Großbritannien wird letztlich bestimmt nicht wirtschaftlich vom Rest Europas abgeschnitten sein.“

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