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NewSpace: Deutschlands Chance für industrielle Innovation im All

Raumfahrt ist mehr als Marsträume: NewSpace verändert Wirtschaft, Sicherheit & Alltag – ein Milliardenmarkt entsteht.

(Foto: KI-generiert, shutterstock)

von Matthias Wachter 

 

Bei Raumfahrt denken viele Menschen oft an spleenige Milliardäre und futuristische Pläne wie die Kolonisierung von Mond oder Mars. Diese Sichtweise greift entschieden zu kurz. Raumfahrt ist heute vielmehr von strategischer und gesamtwirtschaftlicher Bedeutung.

Die Kommerzialisierung der Raumfahrt und ihre zunehmende Verzahnung mit der Wirtschaft auf der Erde nehmen weltweit Fahrt auf. Diese neue Etappe der Raumfahrt wird als NewSpace bezeichnet. Während bis etwa Anfang der 2000er-Jahre staatliche Akteure wie Raumfahrtagenturen die Taktgeber waren, so sind es heute private Unternehmen und oftmals Start-ups, die mit neuen Ansätzen und im Wettbewerb Innovationen und neue Technologien treiben. Die Kosten für den Zugang ins All haben sich dadurch signifikant reduziert. Dies ermöglicht kontinuierlich neue Geschäftsmodelle und Anwendungen an der Schnittstelle von Space und Non-Space.

Im digitalen Zeitalter sind Satelliten-Konstellationen und Weltraumsysteme die Basis für Zukunftstechnologien auf der Erde wie vernetztes Fahren, Industrie 4.0, das Internet der Dinge oder globale Konnektivität in Echtzeit an jedem Ort der Welt. Gerade für das Hightech- und Industrieland Deutschland ist NewSpace deshalb von besonderer Bedeutung und eine große Chance. Die Nutzung von Weltraumsystemen und Daten aus dem All kann dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der klassischen Industrie zu stärken, die Digitalisierung zu befördern und neue industrielle Wertschöpfungsketten aufzubauen.

Fast 80 Prozent der deutschen NewSpace-Unternehmen haben Kunden außerhalb der Raumfahrt – Tendenz steigend. So lassen zum Beispiel bereits heute große Infrastruktur-Betreiber ihre Infrastruktur mit Erdbeobachtungsdaten überwachen, Versicherungen nutzen Klimadaten aus dem All zur Kalkulation der Prämien, Fertigungsroboter werden global mit Satelliten miteinander vernetzt, Forstbetreiber nutzen Weltraumservices zur frühzeitigen Erkennung von Waldbränden und Offshore-Windräder werden ebenfalls via Satelliten gesteuert.

Die globale Raumfahrt-Wirtschaft erreichte 2024 einen Umsatz von etwa 500 Milliarden Dollar. Davon wurden 150 Milliarden Dollar mit Hardware, wie der Produktion von Satelliten oder Raketen, mehr als 350 Milliarden Dollar aber bereits mit datengetriebenen Anwendungen und Services erzielt. Raumfahrt ist heute ein Data-Business. Eine Studie von Roland Berger und BDI aus dem Jahr 2023 hat errechnet, dass der Markt für weltraumgestützte Anwendungen bis 2040 auf über 1.250 Milliarden Euro anwachsen dürfte und somit zu einer Billionen-Branche wird.

Der russische Krieg gegen die Ukraine begann im Weltraum. Mit einem Cyberangriff auf die von Kiew genutzte Satelliteninfrastruktur am Vorabend des Einmarsches hat Moskau gezielt versucht, die Kommunikationsfähigkeit und den Internetzugang der Ukraine auszuschalten. Weltraumsysteme sind längst eine strategische Infrastruktur. Seit dem Angriff nutzt die Ukraine sehr erfolgreich unter anderem die Satelliten-Konstellation Starlink von Elon Musk für die Kommunikation. Der effektive Einsatz von Weltraumsystemen ist ein wichtiger Grund für die Erfolge der ukrainischen Armee bei der Verteidigung ihrer Heimat. Informationsüberlegenheit führt zu einer Wirküberlegenheit auf dem Schlachtfeld.

Dank mutiger Gründer und privater Investoren ist in den vergangenen Jahren in Deutschland ein in Europa führendes NewSpace-Ökosystem mit vielen innovativen Unternehmen entstanden. Die verstärkte Nutzung ihrer Fähigkeiten kann unsere Sicherheit erhöhen und eine neue industrielle Ära einläuten.

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