Österreich als Mekka für Tochterunternehmen
Österreich boomt: Als Innovationsstandort und Sprungbrett nach Osteuropa bleibt es Top-Wahl für deutsche Tochterfirmen und Hightech-Investitionen.

Von René Tritscher
Die aktuelle konjunkturelle und geopolitische Lage hat vielerorts ausländische Direktinvestitionen einbrechen lassen. Österreich konnte sich in diesem Klima behaupten. Vor allem deutsche Firmen zieht es weiter in das Nachbarland.
Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Das Land ist kein Niedriglohnland und will es auch nicht sein. Seine Standortvorteile sind andere: Österreich bietet politische Stabilität, soziale und rechtliche Sicherheit und eine gut ausgebaute Infrastruktur. Aus deutscher Sicht kommt noch die kulturelle und geografische Nähe hinzu. Zudem hat sich das Land den Ruf erworben, einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit zu legen, was es für umweltbewusste Unternehmen attraktiv macht. Last but not least: Österreich ist ein Forschungsstandort.
Auch bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitenden kann Österreich punkten. Es bietet seinen Bewohnern eine exzellente Lebensqualität. Umworbene internationale Spitzentalente aus Wirtschaft und Forschung lassen sich so leichter zu einem Umzug überreden. Zudem verfügt die Republik über sehr gut ausgebildete einheimische Fachkräfte; das Bildungsniveau ist hoch. Die Höheren Technischen Lehranstalten (HTL) und Handelsakademien (HAK) verbinden in einem dualen System während der Lehrzeit Schule und praktische Ausbildung. An Fachhochschulen und öffentlichen und privaten Universitäten werden Studierende gerade auch in Fächern wie künstliche Intelligenz, autonome Systeme, Bioinformatik, Cybersecurity, Data Science oder Leistungselektronik unterrichtet.
Unternehmensberatung Alexander Thamm
Die Unternehmensberatung Alexander Thamm mit Hauptsitz in München ist einer der führenden Daten- und KI-Beratungen in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Data Science und Big Data im deutschsprachigen Raum. Die Firma ist mit mehreren Standorten in Österreich vertreten. Überzeugt hat, laut Thamm, die dortige hohe Technologieakzeptanz, der Zugang zu exzellenten Talenten, die Offenheit der Politik für KI-Themen und der unterstützende Pragmatismus der Verwaltung. Österreich sei klein genug für kurze Entscheidungswege und groß genug, um relevante Leuchtturmprojekte umzusetzen.
Wissenschaft und Lehre sollen nicht nur ausbilden und forschen, sondern in ständigem Austausch mit der Wirtschaft zusammenarbeiten. Österreich bemüht sich um eine enge Vernetzung seiner führenden Universitäten und international renommierten Forschungseinrichtungen mit den Unternehmen, um Entwicklungen zu fördern und innovative Technologien rasch zur Anwendung zu bringen.
Und dann ist da noch die geografische Lage: Mitten in Europa zwischen Ost und West bietet Österreich einen optimalen Einstieg in die Internationalisierung. Es fungiert als Tor zu den Märkten in Ost- und Südosteuropa und umgekehrt: Mehr als 3.900 osteuropäische Unternehmen haben sich bereits in Österreich niedergelassen. 412 internationale Unternehmen haben ihre regionalen oder divisionalen Headquarters in Österreich etabliert.
Das Land unterstützt Betriebsansiedelungen durch eine attraktive Förderpolitik. Forschungsprojekte können durch eine direkte Förderung von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt werden. Zusätzlich kann für von der direkten Förderung nicht erfasste Kosten eine steuerliche Prämie in Höhe von 14 % beantragt werden. Die Förderung ist nicht gedeckelt und gilt unabhängig von Unternehmensgröße und Branche sowohl für die eigenbetriebliche Forschung als auch für Auftragsforschung.
Deutsche Unternehmen sind erfolgreich mit und in Österreich
Internationale, vor allem deutsche Unternehmen expandieren nach Österreich oder bauen ihre dortigen Standorte aus. Allein die österreichische Standortagentur Austrian Business Agency (ABA), die bei Betriebsansiedelungen und -erweiterungen kostenlos berät, unterstützte 2024 insgesamt 309 internationale Unternehmen, davon 102 aus Deutschland.
Der Weltmarktführer im Bereich Prothetik, das 1919 in Berlin gegründete Unternehmen Ottobock, ist schon seit 1969 auch in Österreich ansässig. Ein wesentlicher Teil der Forschung und Entwicklung von Ottobock wird in Wien betrieben. Dort kann das Unternehmen vielfach den gesamten Prozess einer Innovation, von der Idee über Grundlagenforschung, Technologie- und Softwareentwicklung sowie Programmierung bis hin zur Produktion durchführen. Prototypen können vor Ort in eigenen Werkstätten gebaut und mit Anwendern und Therapeutinnen getestet werden. Durch die angegliederte klinische Forschung erhält Ottobock Rückmeldungen und Änderungsvorschläge.
Das Gesundheitsunternehmen Fresenius mit Hauptsitz in Bad Homburg hält ebenfalls an Österreich fest und wendet für das Grazer Werk seiner Tochter Fresenius Kabi bis 2026 etwa 28 Mio. Euro auf. Dort hat man sich auf komplexe Prozessanforderungen und innovative Technologien spezialisiert. Zuvor waren in den letzten Jahren bereits über 60 Mio. Euro zur strategischen Erweiterung des Standorts investiert worden. Die Finanzspritze dient der Fortentwicklung der Abfüllung und Qualitätskontrolle von Biosimilars. Biosimilars sind hochkomplexe biotechnologisch produzierte Arzneimittel, welche zur Senkung der Behandlungskosten beitragen und so die Gesundheitssysteme entlasten können.
Das 2022 gegründete deutsche Quantencomputing-Startup planqc, ein Spin-off des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik, hat für sein erstes Tochterunternehmen Innsbruck als Standort gewählt. Planqc gilt als Pionier in der Entwicklung von Quantencomputern. Das Unternehmen arbeitet an Quantencomputern auf Basis neutraler Atome. Diese Technologie ermöglicht eine hohe Skalierbarkeit und eine verbesserte Qualität. Das Ziel sind fehlerresistente Quantencomputer. Planqc sieht die österreichische Forschungslandschaft im Bereich Quantentechnologie als weltweit führend, wodurch das dortige Quantentechnologie-Ökosystem einen starken Talentpool biete.

Der Autor
René Tritscher, Geschäftsführer der Austrian Business Agency (ABA), eine Tochtergesellschaft des österreichischen Bundesministeriums für Wirtschaft, Energie und Tourismus. Die Standortagentur berät internationale Unternehmen und vernetzt sie mit Kooperationspartnern und Forschungsförderungsgesellschaften in Österreich.