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Einkauf, Marketing und Marken > Rosenthal Werksschließung

Krise in der Porzellanindustrie: Rosenthal will Werk schließen

Traditionsreiches Porzellanunternehmen Rosenthal schließt ein Werk in Oberfranken. Eine Branche kämpft ums Überleben.

Rosenthal-Porzellan: Vom Glanzstück zum Sorgenkind der deutschen Industrie (Foto: Shutterstock

Von der Vitrine zum Schnäppchen-Regal: Der Fall des Porzellan-Giganten Rosenthal ist mehr als nur eine Unternehmensgeschichte. Er symbolisiert den Wandel einer ganzen Branche und wirft Fragen auf, die für viele mittelständische Unternehmen von Bedeutung sind.

Vom Glanz zur Existenzangst

Gegründet in Selb, steht Rosenthal seit mehr als 130 Jahren für künstlerischen Anspruch, für klassisches oder auch aufsehenerregendes Design und anspruchsvolles Handwerk. In Zusammenarbeit mit Designern, Künstlern und Architekten wie Walter Gropius, Raymond Loewy, Patricia Urquiola oder Christophe de la Fontaine entstanden zeitlose Porzellankollektionen für Haushalt und Gastronomie. Erlebbar sind die Produkte in mehr als 105 Ländern weltweit. Die Kombination aus Tradition, Innovation und künstlerischer Zusammenarbeit hat Rosenthal zu einer Ikone im Bereich der Tischkultur gemacht. In einem ehemaligen Brennhaus aus dem Jahre 1889 können Besucher in Selb die Entwicklung des Unternehmens von den Anfängen als Porzellanmalerei im Schloss Erkersreuth bis zum heute erleben.

Doch die goldenen Zeiten sind vorbei. Günstige Konkurrenzprodukte aus dem Ausland haben die edlen Teller und Tassen von den Tafeln verdrängt. Vom Tafelsilber zum Ladenhüter - so könnte man den Abstieg des einstigen Vorzeigeunternehmens beschreiben.

Rosenthal wurde 1997 Teil des britisch-irischen Waterford-Wedgwood-Konzerns. Im Jahr 2009 musste Rosenthal Insolvenz anmelden, und anschließend wurde das Unternehmen von der Arcturus Gruppe übernommen.

Wenn der Porzellan-Traum zerbricht: Massenware statt Meisterwerk

Derzeit produziert Rosenthal in Selb (Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge) und Speichersdorf (Landkreis Bayreuth). Das Unternehmen hat aktuell rund 600 Mitarbeiter. Derzeit laufen Gespräche zwischen Unternehmensführung und Gewerkschaft darüber, eines der beiden Werke zu schließen.

"Speichersdorf ist ein Ort in Aufruhr", berichtet Bürgermeister Christian Porsch (Quelle: sueddeutsche.de). Die bange Frage lautet nun: Welcher Standort darf bleiben? Für die Mitarbeiter und ihre Familien steht mehr auf dem Spiel als nur ein Job - es geht um Identität und Tradition.

"Auch wenn die Situation keine einfache ist und strukturelle und personelle Einsparungen nötig sein werden, so ist Rosenthal zuversichtlich, so die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen zu können und nachhaltig wettbewerbsfähig zu sein," erklärt das Unternehmen (Quelle: ntv). Eine finale Entscheidung zur Zukunft des Unternehmens ist für Ende Januar angekündigt.

Der Grund für den Niedergang liegt auf der Hand: Geschirr gibt es als Massenware im Möbelhaus zu kaufen. Die Konsumgewohnheiten haben sich verändert. Wo früher auf Qualität und Langlebigkeit gesetzt wurde, zählen heute oft nur noch der Preis und die schnelle Verfügbarkeit. Für viele mittelständische Unternehmen in traditionellen Branchen ist dies eine existenzielle Herausforderung. Wie kann man überleben, wenn das eigene Produkt zum Auslaufmodell wird?

Fazit

Die Krise bei Rosenthal ist symptomatisch für viele traditionsreiche Unternehmen in Deutschland. Sie stehen vor der Herausforderung, ihr Erbe zu bewahren und gleichzeitig innovativ zu sein. Ob Rosenthal es schafft, vom Ladenhüter wieder zum Trendsetter zu werden, bleibt abzuwarten. Eines ist klar: Die Porzellanindustrie muss neue Wege finden, um nicht selbst zu zerbrechen.

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