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Einkauf, Marketing und Marken > Preisentwicklung im Einzelhandel

Preisanstieg bei Kaffee und Co: Einzelhandel kämpft mit steigenden Kosten

Tchibo plant Preiserhöhungen von bis zu einem Euro pro Pfund Kaffee ab Februar. Wetterbedingte Ernteausfälle und steigende Kosten belasten die Branche.

2025: Deftigere Preise an der Ladenkasse erwartet. (Bildquelle: shutterstock)

Der Kaffeehändler Tchibo greift tief in die Taschen seiner Kunden: Ab Mitte Februar müssen Verbraucher je nach Sorte zwischen 50 Cent und einem Euro mehr pro Pfund Kaffee bezahlen. Diese Preiserhöhung folgt auf eine bereits im April 2024 durchgeführte Anpassung und wirft ein Schlaglicht auf die angespannte Situation in der Kaffeebranche und dem gesamten Einzelhandel.

Hintergründe der Kaffeepreissteigerung

Die Gründe für die Preiserhöhung bei Tchibo sind vielschichtig. Ein Unternehmenssprecher verweist auf die Verknappung von Rohkaffee aufgrund schwächerer Ernten und daraus resultierender höherer Preise auf dem Weltmarkt. Tatsächlich zeigen Daten der Rohstoffbörse ICE in New York, dass der Preis für Arabica-Bohnen im November 2024 auf den höchsten Stand seit Jahrzehnten geklettert ist. Allein im Jahr 2024 stiegen die Rohkaffeepreise um rund 70 Prozent.

Diese Entwicklung trifft auf einen ohnehin angespannten Markt. Der durchschnittliche Kaffeekonsum in Deutschland liegt bei beachtlichen 160 Litern pro Person und Jahr. Die Kombination aus hoher Nachfrage und knappem Angebot setzt die gesamte Wertschöpfungskette unter Druck, von den Kaffeebauern über die Röster bis hin zum Einzelhandel.

Auswirkungen auf den Einzelhandel

Die Preiserhöhungen bei Kaffee sind symptomatisch für eine breitere Entwicklung im deutschen Einzelhandel. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts planen viele Handelsbetriebe, ihre Waren in den kommenden Monaten teurer anzubieten. Besonders betroffen sind Spielwaren, Bekleidung, Blumen und Schreibwaren. Bei Nahrungsmitteln und Getränken lässt der Preisdruck hingegen nach, mit Ausnahme des erwähnten Kaffees.

Alexander von Preen, Präsident des Handelsverbands HDE, weist auf die komplexen Herausforderungen hin, denen sich der Einzelhandel gegenübersieht: steigende Energiekosten, höhere Tariflöhne und zunehmende Bürokratie. Hinzu kommt der Wettbewerbsdruck durch Billiganbieter aus Asien, die mit Preisen aufwarten, die für europäische und deutsche Unternehmen kaum darstellbar sind.

Preisentwicklungen in anderen Produktkategorien

Während Kaffee und einige andere Produktgruppen Preissteigerungen verzeichnen, zeigt sich in anderen Bereichen ein differenzierteres Bild. Im Fahrradhandel beispielsweise planen die befragten Unternehmen im Schnitt sogar mit sinkenden Preisen. Bei Nahrungsmitteln und Getränken, elektrischen Geräten sowie in Baumärkten und im Kfz-Handel lässt der Preisdruck nach.

Interessanterweise könnten Verbraucher bei Kleidung von einem intensiven Wettbewerb profitieren. Felix Rölkens von der Unternehmensberatung McKinsey sieht kaum Chancen für die Modebranche, Wachstum durch höhere Preise zu erzielen. Agnes Bührmann von Publicis Sapient prognostiziert sogar mögliche Preisnachlässe für Kleidung aus synthetischen Stoffen und Massenware.

Inflationserwartungen und Verbraucherverhalten

Trotz der Preiserhöhungen in einigen Bereichen rechnet die Deutsche Bundesbank für das Jahr 2025 mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,4 Prozent für Deutschland. Das Münchner Ifo-Institut geht von einer ähnlichen Entwicklung aus und prognostiziert eine Inflation von etwa 2,5 Prozent in den kommenden Monaten.

Diese moderateren Inflationserwartungen könnten das Verbraucherverhalten beeinflussen. Allerdings zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes, dass die Sparquote 2024 mit 11,6 Prozent des verfügbaren Einkommens so hoch war wie seit Mitte der 1990er-Jahre nicht mehr. Dies deutet darauf hin, dass Verbraucher trotz Lohnerhöhungen vorsichtig bleiben und einen Teil des zusätzlichen Einkommens zurücklegen, anstatt es auszugeben.

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