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Einkauf, Marketing und Marken > Psychologie des Preises

Preisgestaltung 4.0: Wie Sie die Gewinnzone treffen

Innovative Preisstrategien können Gewinne um bis zu 25% steigern. Erfahren Sie, wie Sie das Potenzial Ihrer Preispolitik voll ausschöpfen. 

Mit der richtigen Preisstrategie treffen Unternehmen die Gewinnzone - datenbasiert und psychologisch klug. (Foto: shutterstock)

"Verschenken Sie Geld mit Ihrer aktuellen Preisstrategie?" Diese Frage sollten sich Unternehmer in Zeiten von Inflation und Marktunsicherheit sehr regelmäßig stellen. Denn eine Studie zeigt: 70% der Unternehmen haben keine klare Preisstrategie - und lassen damit bares Geld auf dem Tisch liegen. Höchste Zeit also, die Preispolitik auf den Prüfstand zu stellen.

 

Preisstrategien im Überblick: Mehr als nur Zahlenspiele

Die Zeiten, in denen man einfach die Produktionskosten plus Gewinnmarge kalkulierte, sind längst vorbei. In der globalisierten und digitalisierten Wirtschaft ist die Preisgestaltung zu einer multidimensionalen Herausforderung geworden. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, nicht nur ökonomische Faktoren, sondern auch strategische sowie psychologische Aspekte in ihre Preisstrategie einzubeziehen.

Grundsätzlich lassen sich drei Hauptansätze unterscheiden:

  1. Kostenorientierte Preisstrategie: Der klassische Ansatz, bei dem die Kosten plus Gewinnmarge den Preis bestimmen - ist aber oft zu starr für dynamische Märkte. 
  2. Nachfrageorientierte Preisstrategie: Hier steht die Zahlungsbereitschaft der Kunden im Fokus. Ein flexibler Ansatz, der jedoch ein tiefes Verständnis der Zielgruppe erfordert. 
  3. Wettbewerbsorientierte Preisstrategie: Der Blick richtet sich auf die Konkurrenz. Sinnvoll in hart umkämpften Märkten, birgt aber die Gefahr eines Preiskriegs. 

Die große Kunst besteht nun darin, diese Ansätze zu einer maßgeschneiderten, dynamischen Strategie zu kombinieren. Achtung: Eine zu starre Fokussierung auf nur einen einzigen Aspekt hat meist fatale Folgen. Netflix musste dies 2011 schmerzlich erfahren, als eine drastische Preiserhöhung auf einen Schlag zu einem Verlust von 800.000 Abonnenten führte.

Die Psychologie des Preises: Wie Kunden wirklich entscheiden

Wer glaubt, Kunden träfen ihre Kaufentscheidungen rein rational, der irrt. Die Verhaltensökonomie hat gezeigt, dass psychologische Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Kluge Unternehmer nutzen diese Erkenntnisse nicht nur für Werbemaßnahmen, sondern auch für ihre Preisstrategie.

Ein Paradebeispiel ist der Ankereffekt: Der erste präsentierte Preis dient als "Anker" für alle folgenden Preiswahrnehmungen. Apple nutzt diese Strategie meisterhaft, indem es zunächst seine Premiumprodukte präsentiert. Im Vergleich dazu erscheinen die günstigeren Modelle dann als "Schnäppchen" - obwohl sie objektiv betrachtet immer noch hochpreisig sind (siehe auch weiter unten: Skimming).

Auch die Preiswahrnehmung lässt sich steuern. IKEA hat dies perfektioniert: Durch die Kombination von ansprechendem Design und erschwinglichen Preisen schafft IKEA ein Gefühl von "günstigem Luxus". Die Kunden fühlen sich clever, weil sie Qualität zu einem guten Preis erhalten.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Macht psychologischer Preisschwellen. Der Klassiker: 9,99 € statt 10 €. Auch wenn der Unterschied minimal ist, kann er kaufentscheidend sein. Doch Vorsicht: Zu offensichtliche Tricks können auch als manipulativ empfunden werden.

 

Daten als Schlüssel zum Erfolg: KI-gestützte Preisoptimierung

Im Zeitalter von Big Data und künstlicher Intelligenz eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten der Preisoptimierung. Unternehmen, die diese Chancen nicht nutzen, verschenken buchstäblich Geld.

Ein KI-gestütztes CRM-System kann beispielsweise:

  • Kundenverhalten in Echtzeit analysieren 
  • Preissensibilität verschiedener Kundensegmente ermitteln 
  • Saisonale Schwankungen vorhersagen 
  • Wettbewerbspreise automatisch monitoren 

Die Herausforderung besteht darin, aus der Datenflut die relevanten Informationen herauszufiltern und in konkrete Preisempfehlungen umzusetzen. Hier zeigt sich der Wert einer individualisierten Lösung: Ein auf die spezifischen Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnittenes System kann zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden.

Uber, der Online-Vermittlungsdienst zur Personenbeförderung, hat die Macht der Daten beispielsweise erkannt und setzt auf dynamische Preisgestaltung. Das "Surge Pricing" passt die Fahrpreise in Echtzeit an Angebot und Nachfrage an. Allerdings lauern hier auch Gefahren: Als während eines Schneesturms in New York die Preise in die Höhe schossen, hagelte es Kritik. 

Ähnlich wie Uber nutzt auch Airbnb die Macht der Daten, um eine flexible Preisgestaltung anzubieten. Diese Plattform zur kurzfristigen Vermietung von Unterkünften ermöglicht es Gastgebern, ihre Preise dynamisch an Faktoren wie Nachfrage, Jahreszeit, lokale Veranstaltungen und Marktentwicklung anzupassen. Diese Strategie erlaubt es den Gastgebern, ihre Einnahmen zu maximieren, während gleichzeitig sichergestellt wird, dass die Preise für Reisende wettbewerbsfähig und gerecht bleiben. Dennoch führt auch diese Praxis gelegentlich zu Verärgerung bei den Gästen.

Die Skimming-Methode: Chancen und Risiken der Premiumpreise

Die sogenannte Skimming-Strategie, bei der Produkte zunächst zu hohen Preisen eingeführt und dann schrittweise gesenkt werden, kann für innovative Unternehmen hochprofitabel sein. Sie eignet sich besonders für:

  • Produkte mit hohem Innovationsgrad 
  • Märkte mit geringer Preiselastizität 
  • Situationen, in denen eine schnelle Amortisation der Entwicklungskosten nötig ist 

Apple ist der Meister des Skimming. Neue iPhone-Modelle werden stets zu Premiumpreisen eingeführt. Early Adopter und Technik-Enthusiasten sind bereit, diese zu zahlen. Mit der Zeit sinken die Preise, wodurch neue Käuferschichten erschlossen werden.

Doch Vorsicht: Skimming funktioniert nur, wenn der wahrgenommene Wert des Produkts den hohen Preis rechtfertigt. Zudem besteht die Gefahr, dass Kunden auf günstigere Alternativen ausweichen oder den Kauf aufschieben. Eine sorgfältige Marktanalyse ist daher unerlässlich. Hier eine Übersicht erfolgreicher Skimming-Strategien:

  • Apple - iPhone - Hoher Premiumpreis - Graduelle Preissenkung - Hohe Margen, breite Marktabdeckung 
  • Sony - PlayStation - Premiumpreis bei Launch - Preissenkungen über Zeit - Schnelle Amortisation, Marktführerschaft 
  • Dyson - Staubsauger - Hochpreissegment - Etablierung als Premiummarke 
  • Nespresso - Kaffeemaschinen - Premium-Positionierung - Günstigere Einstiegsmodelle - Aufbau eines lukrativen Ökosystems

 

Fazit: Die Zeiten des "Bauchgefühl-Pricings" sind vorbei

Für die Zukunft zeichnen sich klare Trends ab: Datengetriebene Entscheidungen und KI-gestützte Preisoptimierung werden zum Standard. Gleichzeitig wächst die Bedeutung ethischer Aspekte. Unternehmen, die jetzt in intelligente Preisstrategien investieren, werden die Gewinner von morgen sein. Oder mit anderen Worten: Der Preis ist heiß - aber nur, wenn man ihn richtig kocht.

 

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