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Zukunftsmärkte > Expansion im Sicherheitssektor

Rheinmetall kauft Kampfmittelräumungs-Spezialisten Stascheit

Rheinmetall baut sein Geschäft im Bereich Sicherheits- und Verteidigungstechnik aus: Der Rüstungskonzern übernimmt die Stascheit GmbH. Die Akquisition soll mittelfristig einen Jahresumsatz von von 80 Millionen Euro erzielen.

Ein Spezialistenteam bei der Bergung von Munitionsaltlasten auf dem Gelände der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Für die Sondierung möglicher Weltkriegskampfmittel ist die Evakuierung von rund 9.000 Menschen erforderlich – ein Beispiel dafür, dass moderne Kampfmittelräumung technologische Präzision und erfahrene Spezialisten benötgt. Rheinmetall stärkt mit der Übernahme von Stascheit gezielt seine Kompetenzen in diesem Bereich. (Foto: picture alliance)

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall setzt seinen Expansionskurs fort und übernimmt die Stascheit GmbH, ein auf Kampfmittelbergung spezialisiertes Unternehmen aus Gardelegen in Sachsen-Anhalt. Die bisher inhabergeführte Firma wird als 100-prozentige Tochter in den Rheinmetall-Konzern integriert. Dieser strategische Zukauf ergänzt das Produktportfolio von Rheinmetall im Bereich der sicherheitstechnischen Lösungen und unterstreicht die Ambitionen des Konzerns, seine Marktposition in spezialisierten Segmenten der Verteidigungsindustrie auszubauen.

Expertise in Kampfmittelbeseitigung

Die Stascheit GmbH bringt umfassende Erfahrung in den Bereichen Detektion, Bergung und Vernichtung von Kampfmitteln sowie Altlastenerkundung in den Rheinmetall-Konzern ein. Das Leistungsspektrum umfasst zudem archäologische Prospektionen und anspruchsvolle Tauch- und Bergungsarbeiten. Diese Kompetenzen ergänzen das bestehende Angebot von Rheinmetall und ermöglichen es dem Konzern, seinen Kunden künftig ganzheitliche Lösungen im Bereich der Kampfmittelentsorgung anzubieten.

Synergien aus bestehender Zusammenarbeit

Die Übernahme baut auf einer bereits etablierten Kooperation zwischen Rheinmetall und Stascheit auf. In der Vergangenheit haben beide Unternehmen erfolgreich bei Projekten zur Kampfmitteldetektion in der Nordsee zusammengearbeitet, insbesondere im Kontext von Wartungsarbeiten an Offshore-Windparks. Darüber hinaus wurden gemeinsam Munitionsaltlasten vor der Verlegung von Unterseeleitungen in der Ostsee und in spanischen Gewässern beseitigt. Diese Erfahrungen bilden eine solide Grundlage für die Integration von Stascheit in die Strukturen von Rheinmetall.

Strategische Bedeutung und finanzielle Perspektiven

Für Rheinmetall stellt die Akquisition einen wichtigen Schritt zur Stärkung seiner Position im Bereich sicherheitstechnischer Lösungen dar. Dr. Deniz Akitürk, Geschäftsführer der Rheinmetall Project Solutions GmbH, betont die strategische Bedeutung: "Mit der Übernahme von Stascheit erweitern wir unser Portfolio um wichtige Kompetenzen und können innovative Lösungen für unsere nationalen und internationalen Kunden anbieten."

Finanziell strebt Rheinmetall mit der neuen Tochtergesellschaft mittelfristig einen jährlichen Umsatz von rund 80 Millionen Euro an. Diese Prognose unterstreicht das Wachstumspotenzial, das Rheinmetall in diesem spezialisierten Marktsegment sieht. Obwohl der Kaufpreis nicht öffentlich gemacht wurde, reagierte der Aktienmarkt positiv auf die Ankündigung. Der Kurs der Rheinmetall-Aktie erreichte im Zuge der Übernahme ein neues Allzeithoch und notierte zeitweise bei 1.497,50 Euro, was einem Anstieg von bis zu vier Prozent entsprach.

Einordnung in die Konzernstrategie

Die Übernahme von Stascheit reiht sich in eine Serie strategischer Zukäufe ein, mit denen Rheinmetall seine Marktposition in verschiedenen Segmenten der Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie stärkt. Erst kürzlich hatte der Konzern die Übernahme der Firma Hagedorn-NC bekannt gegeben, eines Herstellers von Nitrozellulose, einem wichtigen Bestandteil von Treibladungspulvern. Diese Akquisitionen verdeutlichen Rheinmetalls Strategie, durch gezielte Übernahmen spezialisierter Unternehmen seine Wertschöpfungskette zu erweitern und seine Marktposition zu festigen.

Historische Einordnung

Die Kampfmittelbeseitigung hat ihre Wurzeln in den Nachwehen der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts. 

  • Nach 1945 stand Europa vor der immensen Aufgabe, Millionen Tonnen nicht explodierter Munition zu bergen und zu entschärfen. Was zunächst als notwendige Aufräumarbeit begann, entwickelte sich zu einem spezialisierten Industriezweig.
  • In den 1950er und 60er Jahren lag der Fokus primär auf der Räumung von Landminen und Blindgängern in ehemaligen Kriegsgebieten. Mit fortschreitender Technologie erweiterte sich das Aufgabenspektrum. 
  • Die Ölkrise der 1970er Jahre führte zu verstärkter Offshore-Exploration, was die Notwendigkeit der Kampfmittelbeseitigung im maritimen Bereich in den Vordergrund rückte.
  • In den 1980er und 90er Jahren begannen größere Unternehmen, spezialisierte Firmen zu übernehmen, um ganzheitliche Lösungen anbieten zu können – ähnlich wie es Rheinmetall heute mit der Übernahme von Stascheit tut.

Die Lehren aus der Geschichte zeigen, dass erfolgreiche Unternehmen in diesem Sektor stets technologische Innovation mit praktischer Erfahrung verbinden mussten. Für die heutige Situation bedeutet dies, dass Firmen wie Rheinmetall nicht nur in Technologie, sondern auch in spezialisiertes Personal investieren müssen.

 

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