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Einkauf, Marketing und Marken > Schlumberger Umstrukturierung

Schlumberger im Umbruch: Traditionsreicher Sekthersteller kämpft gegen Branchentrends

Sortimentsstraffung und Produktionsverlagerung: Wie der österreichische Sekthersteller Schlumberger auf Marktveränderungen und sinkenden Weinkonsum reagiert

Rüttler am Rüttlerpult in der Schlumberger Sektkellerei (Foto: Schlumberger)

Der Weinkonsum ist weltweit rückläufig und gesundheitliche Bedenken erschüttern den Alkoholmarkt. Die Weinbranche steht vor enormen Herausforderungen. Die Schlumberger Gruppe, ein Traditionsunternehmen mit 182-jähriger Geschichte, sieht sich gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Doch was bedeuten diese Veränderungen für die Zukunft des Unternehmens und der gesamten Branche?

Radikale Sortimentsstraffung: Schlumbergers Antwort auf den Marktwandel

Die Schlumberger Gruppe, bekannt für ihre hochwertigen Weine und Sekte, hat eine weitreichende Entscheidung getroffen: 25 Marken und Erzeuger werden aus dem Portfolio gestrichen. Darunter befinden sich renommierte Namen wie Alliance Loire und Ceretto. Diese Maßnahme kommt nicht von ungefähr. Rudolf Knickenberg, Geschäftsführer der Schlumberger Gruppe und kürzlich zum "Weinunternehmer des Jahres national" gekürt, betont die Notwendigkeit eines "übersichtlichen und gezielt kuratierten Sortiments".

Die Gründe für diesen Schritt sind vielschichtig. Zum einen hat die Übernahme der Weinhandelsagentur Consigliovini das Portfolio in den letzten Jahren deutlich erweitert. Zum anderen zeigt sich im Marktumfeld, dass Konsumenten von einer zu großen Auswahl überfordert sein können. Knickenberg sieht in der Straffung des Sortiments eine Chance, sowohl die Kundschaft vor Orientierungslosigkeit zu bewahren als auch die eigenen Ressourcen effizienter zu nutzen.

Von Wien ins Burgenland: Schlumbergers millionenschwerer Umzug

Doch die Sortimentsstraffung ist nicht die einzige Veränderung, die Schlumberger vornimmt. Nach 182 Jahren wird die Sektproduktion aus Wien abgezogen und bis Mitte 2025 in das burgenländische Müllendorf verlagert. Ein Schritt, der wirtschaftlich begründet ist: Am bisherigen Standort in Wien-Heiligenstadt stieß das Unternehmen an Kapazitätsgrenzen, ohne Möglichkeit zur sinnvollen Erweiterung.

Die Investition in den neuen, zwölf Hektar großen Standort in Müllendorf beläuft sich auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Schlumberger verspricht sich davon nicht nur eine effizientere Produktion, sondern auch eine nachhaltigere Gestaltung durch reduzierte Transportwege. Für die 35 neuen Arbeitsplätze, die in Müllendorf entstehen, ist dies sicherlich eine positive Nachricht.

Generationenwechsel im Glas: Wie sich Konsumgewohnheiten verändern

Die Maßnahmen von Schlumberger sind symptomatisch für eine Branche im Umbruch. Der weltweite Weinkonsum geht zurück, besonders bei jüngeren Konsumenten. In Deutschland ist dieser Trend besonders spürbar. Viele junge Menschen bevorzugen Mix-Getränke oder verzichten ganz auf Alkohol. Diese Entwicklung stellt die Weinbranche vor existenzielle Herausforderungen.

Als Reaktion darauf entstehen neue Produkte wie "Pingin" von der Marke "Erna und der Pinguin" - eine alkoholfreie Alternative zu Gin. Solche Innovationen zeigen, wie Unternehmen versuchen, auf den Wandel zu reagieren und neue Zielgruppen zu erschließen. Doch reichen solche Maßnahmen aus, um den Rückgang im klassischen Weinsegment auszugleichen?

Gesundheit vs. Genuss: Der Einfluss medizinischer Empfehlungen auf die Weinbranche

Ein weiterer Faktor, der den Weinabsatz beeinflusst, sind gesundheitliche Empfehlungen. Sowohl die Deutsche Gesellschaft für Ernährung als auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) raten inzwischen generell vom Alkoholkonsum ab. Sie betonen, dass es keine gesundheitsunschädliche Menge gibt und jeglicher Alkoholkonsum mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden ist.

Diese Empfehlungen stellen die Weinbranche vor ein Dilemma: Wie kann man ein Produkt vermarkten, das zunehmend als gesundheitsschädlich gilt? Die Herausforderung besteht darin, den Genussaspekt zu betonen, ohne die gesundheitlichen Risiken zu verharmlosen. Für Unternehmen wie Schlumberger bedeutet dies einen schwierigen Balanceakt zwischen Tradition, wirtschaftlichen Interessen und gesellschaftlicher Verantwortung.

Fazit

Die Weinbranche steht vor einem Paradigmenwechsel. Unternehmen wie Schlumberger reagieren mit Sortimentsstraffungen, Produktionsverlagerungen und der Entwicklung neuer, alkoholfreier Alternativen. Doch ob diese Maßnahmen ausreichen werden, bleibt abzuwarten.

Die Zukunft der Branche wird davon abhängen, wie gut es gelingt, sich an veränderte Konsumgewohnheiten und ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein anzupassen. Möglicherweise wird sich die Weinkultur in den kommenden Jahren grundlegend wandeln - weg vom Massenkonsum, hin zu einem bewussteren, möglicherweise selteneren Genuss.

 

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