
In Russland steigt die Zahl der Insolvenzen – sowohl bei Unternehmen, als auch bei Privatleuten. Das bedeutet für deutsche Mittelständler, dass sie in dem sanktionsgebeutelten Land weniger Waren loswerden dürften.
Zwischen Januar und September stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um acht Prozent auf über 11.000 an. Verbindlichkeiten russischer Unternehmen in Höhe von 2,3 Billionen Rubel (umgerechnet knapp 33 Milliarden Euro) waren Ende Juli überfällig. Das war ein Drittel mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2014, berichtet die Außenwirtschaftsgesellschaft GTAI.
In der verarbeitenden Industrie nahm die Häufigkeit von Zahlungsausfällen sogar um zwei Drittel zu. Insgesamt war damit fast sieben Prozent aller Kredite überfällig. Teure Maschinen und Autos aus deutscher Produktion können sich somit weniger und weniger Firmen und Privatleute leisten.
Neues Gesetz schürt Privatinsolvenz
Auch Privatkunden bleiben immer häufiger Geld schuldig. Das ist unter anderem einem neuen rechtlichen Mechanismus in Russland geschuldet. Denn Anfang Oktober trat ein Gesetz in Kraft, demzufolge russische Banken ihre Schuldner in die Privatinsolvenz zwingen können, wenn diese ihre Zahlungsverpflichtungen aus Konsumenten- oder Hypothekenkrediten drei Monate lang nicht nachkommen.
12,5 Millionen Verbraucherkredite waren im Juli 2015 überfällig. Laut Berechnungen der GTAI sind das die Schulden von über sieben Millionen Russen.
Über den neuesten Stand von Unternehmensinsolvenzen informiert das russische Insolvenzregister.
Auftragslage Russland: Teure Waren weniger gefragt
Die russischen Banken reagieren darauf mit einer Einschränkung der Kreditvergabe. So hat die Sberbank seit Jahresanfang stetig das Kreditportfolio gekürzt. Aufgrund der Wirtschaftssanktionen der EU können russische Firmen auch im Ausland keine Kredite aufnehmen.
Da deutsche Firmen viele hochpreisige Güter nach Russland liefern, die zum Teil per Kredit bezahlt werden – beispielsweise Autos – trifft sie das neue Gesetz. Denn sie werden sich einer sehr viel geringeren Bereitschaft gegenüber sehen, teure Waren zu erwerben.
Investitionsgüter wie Maschinen aus deutscher Herstellung können sich russische Firmen ohne Fremdkapital nicht kaufen. Die Verkaufszahlen der deutschen Maschinenbauer werden daher wohl noch weiter sinken.
Diese deutschen Branchen sind am meisten betroffen
- Maschinenbau
- Anlagenbau
- Automobilindustrie
- Bauindustrie