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Spielzeugbranche im Umbruch: Wenn David gegen Goliath und Alibaba kämpft

Der deutsche Spielwarenmarkt schrumpft, während Branchenriesen wachsen. Mittelständler suchen nach Wegen aus der Krise.

Weihnachten als Hoffnungsträger für die Spielzeugbranche: Wenn der Gabentisch zur Rettung wird (Foto: picture alliance)

In der sonst harmonischen Welt der Spielwaren herrscht Unruhe. Während Kinder unbeschwert mit Lego-Steinen Türme bauen, bröckeln die Fundamente vieler mittelständischer Spielzeughersteller. Der deutsche Markt schrumpft um 3%, doch nicht alle trifft es gleich. Ein Blick hinter die Kulissen einer Branche im Wandel.

Marktkonsolidierung: Wenn die Großen wachsen und die Kleinen schrumpfen

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der deutsche Spielwarenmarkt wird 2024 voraussichtlich auf 4,4 Milliarden Euro schrumpfen - ein Rückgang von 3% gegenüber dem Vorjahr. Doch während der Gesamtmarkt schwächelt, zeigt sich ein differenziertes Bild. Branchenriesen wie Lego verzeichnen ein Wachstum von 5%, während kleine und mittlere Unternehmen unter Druck geraten.

Der Handelsverband Spielwaren (BVS) zeichnet ein Bild der Branche, das an ein komplexes Brettspiel erinnert: Große Player wie Lego, Tonies und Spin Master bewegen sich geschickt über das Spielfeld und erobern neue Marktanteile. Lego beispielsweise punktet mit innovativen Produktlinien wie den Botanicals, die einen Zuwachs von 18 Millionen Euro verzeichnen. Gleichzeitig kämpfen viele mittelständische Unternehmen ums Überleben, gefangen zwischen steigenden Kosten und sinkender Nachfrage.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. Steigende Personalkosten, teurere Rohstoffe und zunehmende bürokratische Belastungen setzen vor allem kleineren Unternehmen zu. Der DVSI-Index, ein Stimmungsbarometer der Branche, zeigt für 2024 einen negativen Wert von -0,25 Indexpunkten. Erst für 2025 erwarten die Unternehmen eine leichte Entspannung.

David gegen Goliath und Alibaba: Der Kampf um Qualität und Sicherheit

Doch nicht nur die Marktkonsolidierung bereitet den Mittelständlern Kopfzerbrechen. Ein neuer Gegner betritt das Spielfeld: Online-Plattformen mit Billigprodukten aus Fernost.

88% der befragten Branchenexperten sind überzeugt, dass Kunden verstärkt auf den Preis achten - ein Trend, der sich auch zu Weihnachten fortsetzen dürfte.

Die Sorge um Produktqualität und Sicherheit wächst. Ulrich Brobeil vom DVSI mahnt: "Es ist Zeit, die Lücke zu schließen und nachhaltig sicherzustellen, dass es immer jemanden gibt, der für den Schutz unserer Kinder verantwortlich ist." Ein Appell, der nicht nur an Verbraucher, sondern auch an Gesetzgeber gerichtet ist.

Doch wie können sich mittelständische Unternehmen in diesem Umfeld behaupten? Innovation und Spezialisierung scheinen Schlüssel zum Erfolg. Firmen wie Jumbo mit dem Partyspiel "Hitster" oder Zuru mit den "Snackles" zeigen, dass auch abseits der Top 10 Wachstum möglich ist.

Weihnachten als Hoffnungsträger: Wenn der Gabentisch zur Rettung wird

Inmitten aller Herausforderungen bleibt das Weihnachtsgeschäft ein Lichtblick für die Branche. Trotz Inflationssorgen und wirtschaftlicher Unsicherheit rechnet der BVS mit einem durchschnittlichen Ausgabevolumen von 150 Euro pro Kind für Spielzeug - ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Steffen Kahnt, Geschäftsführer des BVS, bringt es auf den Punkt: "Nach Spar-Modus kommt Spendier-Laune: Wenn sich die Menschen das ganze Jahr beim Spielzeugkauf zurückhalten, geben Sie meist im Weihnachtsgeschäft Vollgas." Eine Hoffnung, die vor allem der stationäre Fachhandel teilt, der in der Vorweihnachtszeit auf seine Stärken wie Beratung und sofortige Warenverfügbarkeit setzt.

Doch auch hier zeigt sich die Kluft zwischen Groß und Klein: Während etablierte Marken wie Lego Star Wars oder die Toniebox von hoher Nachfrage profitieren, müssen viele mittelständische Anbieter kreativ werden, um im Weihnachtsgeschäft zu punkten.

Inmitten dieser turbulenten Zeiten feiert ein Urgestein der Branche ein besonderes Jubiläum: Der blaue Elefant aus der "Sendung mit der Maus" wird im Januar 2025 50 Jahre alt. Ein Ereignis, das nicht nur Nostalgie weckt, sondern auch zeigt, wie langlebige Marken in einer schnelllebigen Branche bestehen können. Für Lizenznehmer bietet das Jubiläum die Chance, mit exklusiven Produkten neue Zielgruppen zu erschließen - ein Beispiel dafür, wie auch in schwierigen Zeiten Wachstumspotenziale genutzt werden können.

Fazit

Die deutsche Spielwarenbranche steht vor einem Scheideweg. Während Branchenriesen wachsen, kämpfen viele Mittelständler ums Überleben. Der Erfolg wird künftig nicht nur von Innovationskraft und Qualität abhängen, sondern auch von der Fähigkeit, sich in einem zunehmend digitalisierten und globalisierten Markt zu behaupten. Die Herausforderung besteht darin, Tradition und Fortschritt zu vereinen - eine Aufgabe, die der Komplexität eines anspruchsvollen Puzzles gleicht. Nur wer dieses Puzzle meistert, wird auch in Zukunft ein Lächeln auf Kindergesichter zaubern können.

 

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