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Zukunftsmärkte > Macher der Woche

Stefan Wintels wird KfW-Chef

Die KfW bekommt einen neuen Kopf an der Spitze. Der Mittelstand hat es künftig mit einem ehemaligen Investmentbanker zu tun.

Es ist der politischste Banker-Posten, der in Deutschland zu vergeben ist. Denn es geht um die Spitzenposition bei jener Bank, die die Strategie der Bundesregierung mit Geld unterstützen soll: Ob es um Klimapolitik geht, um Coronahilfen oder Staatsein- und ausstiege. Wenn die Bundesbank so etwas wie der Tresor Deutschlands ist, dann ist die Förderbank KfW der Schalterplatz davor, an dem das Geld ein- und ausgezahlt wird. Der Schalterbeamte wechselt demnächst, wie die KfW in dieser Woche mitgeteilt hat: Citigroup-Deutschlandchef Stefan Wintels soll die staatliche Förderbank künftig führen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), die sich an der Aufsichtsspitze des Instituts regelmäßig abwechseln, haben sich auf Wintels geeinigt – womit das Thema durch ist. So ist das eben bei einer Staatsbank.

Der 54jährige Wintels wird Nachfolger von Günther Bräunig, dessen Vertrag bereits Ende Juni ausläuft und der damit den Ruhestand mit 65 genießen kann – auch das gehört zu einer ordentlichen Staatsbank. Der Neue gilt als Kandidat des Finanzministers, was nicht damit zu tun hat, dass Wintels ein SPD-Fan ist, sondern vielmehr damit, dass er den damaligen Hamburger ersten Bürgermeister Scholz beraten hat, als es um den Verkauf der leidigen HSH-Nordbank ging.

Wintels arbeitet seit mehr als 20 Jahren für die Citigroup. 2013 wurde er dort Chef des Deutschlandgeschäfts und baute die Deutschlandtochter Citigroup Global Markets Europe AG zum EU-Standort der Großbank nach dem Brexit aus. Das fiel auch am Stammsitz der Citigroup in den USA positiv auf: Anfang des vergangenen Jahres beförderte ihn die US-Bank jedenfalls zum globalen Leiter des Finanzinstitutsgeschäfts. Das "Handelsblatt" schreibt über den Parteilosen, dass seine Unabhängigkeit beim Fußball aufhöre: "Bei dem Thema versteht er keinen Spaß", sagt ein Banker. Der 54-Jährige sei Dauergast bei Eintracht Frankfurt, sein Herz schlage aber für Werder Bremen. In seinem Büro hängen ein Werder-Schal und diverse Fanposter vom Weserstadion. Insofern ist die Beförderung an die KfW-Spitze vielleicht ein Ausgleich dafür, dass es bei Werder derzeit eher abwärts geht. Wintels hat auch eine Stiftung ins Leben gerufen, mit der er Jugendlichen aus Problemvierteln hilft. "Leichtigkeit geht ihm ab, alles, was er anfängt, nimmt er ernst", beschreibt ihn ein Banker und es klingt nicht deutlich heraus, ob das nun positiv gemeint ist.

Scholz und die SPD haben große Pläne für die KfW, und auch die Union und Grüne wären vermutlich einverstanden: Die Bank ist diejenige, die nun mit Fördergeld Klima-, Mobilitäts- und Digitalisierungsoffensiven voranbringen soll. Die KfW soll sich das Geld dazu am Kapitalmarkt leihen und es zusammen mit den Förderbanken der Länder in Zukunftsbranchen lenken. Der größte Batzen dürfte im Mittelstand landen. Auf den neuen Schalterbeamten kommt also eine Menge Arbeit zu.

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