Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Einkauf, Marketing und Marken > Konsumentenverhalten

Studie: Wie FMCG, Fashion & Elektronik jetzt liefern müssen – oder Kunden verlieren

Kunden wollen mehr als Bio & Siegel: Wer in FMCG, Textil & Elektronik nicht umdenkt, verliert – jetzt entscheidet sich, wer zukunftsfähig bleibt. Nachhaltigkeitspräferenzen im Konsumgütermarkt: Was Kunden wirklich wichtig ist.

Nachhaltig ist das neue Stylish: Konsumenten fordern mehr als grüne Etiketten – sie wollen Mode ohne Gifte, mit Herz und Verstand produziert. (Foto: shutterstock)

Nachhaltigkeit beim Einkaufen bedeutet für deutsche Konsumenten weit mehr als nur umweltfreundliche Verpackungen. Je nach Produktkategorie setzen Verbraucher unterschiedliche Prioritäten wie die KPMG-Kurz-Studie "Consumer Barometer" zeigt: Während bei Lebensmitteln und Drogeriewaren die Schadstoffarmut und Verpackungseffizienz im Vordergrund stehen, legen Kunden bei Elektronik und Haushaltsgeräten besonderen Wert auf Langlebigkeit und Reparierbarkeit.

Branchenspezifische Nachhaltigkeitsprioritäten

Die Nachhaltigkeitspräferenzen von Konsumenten variieren erheblich je nach Produktkategorie. Im Bereich Fast Moving Consumer Goods (FMCG) – also Lebensmittel und Drogeriewaren – steht die Schadstoffarmut mit 82 Prozent Zustimmung an erster Stelle. Direkt dahinter folgt die sparsame Verwendung von recycelbaren Verpackungsmaterialien. Nachhaltigkeitssiegel jedoch spielen in dieser Kategorie eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Die werden von weniger als der Hälfte der Befragten (45 bzw. 38 Prozent) als wichtig erachtet.

Elektronik: Nutzungsdauer & Reparaturmöglichkeiten entscheidend

Bei Elektronikprodukten und Haushaltsgeräten zeigt sich ein völlig anderes Bild. Hier dominieren Faktoren, die die Nutzungsphase betreffen. Annähernd 90 Prozent der Befragten legen Wert auf eine lange Lebensdauer und einfache Reparaturmöglichkeiten. Fast ebenso viele achten auf eine gute Energieeffizienzklasse.

An dritter Stelle folgt mit knapp 80 Prozent die Recyclierbarkeit der nicht mehr verwendeten Geräte. Bemerkenswert: Aspekte, die die Phasen vor und nach der eigentlichen Nutzung betreffen, haben für die Konsumenten deutlich weniger Bedeutung. Diese unterschiedlichen Prioritäten spiegeln ein differenziertes Verständnis von Nachhaltigkeit wider.

Langlebigkeit statt Laufsteg – Konsumenten fordern Verantwortung in der Modeindustrie

Nachhaltigkeit endet für Konsumenten längst nicht bei der Materialwahl. Insbesondere bei Textilien richten sich die Erwartungen zunehmend auf die „unsichtbaren Zutaten“ – etwa den Verzicht auf gesundheits- und umweltschädliche Chemikalien. 

Rund 79 Prozent der Befragten wünschen sich Kleidung, die ohne Gifte produziert wurde. Ebenso wichtig ist ihnen die Nutzungsperspektive: Drei von vier Konsumenten legen Wert auf Langlebigkeit statt Schnelllebigkeit – sie wollen Mode, die nicht dem nächsten Trendzyklus geopfert wird. Auffällig dabei: Nachhaltigkeitssiegel genießen zwar Bekanntheit, doch spielen sie – ähnlich wie im FMCG-Bereich – eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. 

Entscheidender sind transparente Produktionsbedingungen und menschenwürdige Arbeitsverhältnisse: 74 Prozent geben an, dass ihnen soziale Standards in der Herstellung besonders am Herzen liegen.

Kurzer Blick auf die Geschichte des nachhaltigen Konsums

  • In den 1970er Jahren begann mit dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome ein erstes breites Umdenken. Damals standen vor allem Ressourcenknappheit und Umweltverschmutzung im Fokus.
  • Die 1980er Jahre brachten mit dem Brundtland-Bericht den Begriff der "nachhaltigen Entwicklung" in den Mainstream. Der Brundtland-Bericht (offiziell: „Unsere gemeinsame Zukunft“, englisch: Our Common Future) ist ein Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen, veröffentlicht 1987 unter der Leitung der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland – daher auch der Name. Der Bericht sollte Lösungen aufzeigen, wie sich wirtschaftliche Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz miteinander in Einklang bringen lassen. Er gilt als einer der Grundsteine für das Konzept der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development).
  • Erst in den 1990er Jahren entwickelte sich jedoch ein differenzierteres Verständnis von Nachhaltigkeit in verschiedenen Produktkategorien.
  • Während zunächst Bio-Lebensmittel als Nischenprodukte galten, führten Lebensmittelskandale in den 2000er Jahren zu einem gesteigerten Bewusstsein für Schadstoffarmut und Lebensmittelsicherheit. Parallel dazu wuchs das Bewusstsein für die Problematik kurzlebiger Elektronikprodukte – die sogenannte "geplante Obsoleszenz" wurde zum Schlagwort.

Die Entwicklung zeigt: Verbraucher denken Nachhaltigkeit nicht abstrakt, sondern im konkreten Kontext. Sie bewerten je nach Lebensbereich, welche Aspekte besonders relevant sind – und wo ihr Handeln den größten Unterschied macht.

Ähnliche Artikel