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Zukunftsmärkte > Internationalisierung

Südafrika: Nur in Industrieparks sicher vor Stromausfall

Nahezu täglich legen Stromausfälle große Teile Südafrikas lahm. Eine einigermaßen sichere Versorgung finden Unternehmen nur in einem Industriepark vor, erlebt der Mittelständler Frötek. Das hat jedoch seinen Preis.

Produzierende Unternehmen in Südafrika brauchen momentan viel Geduld. Denn fast täglich legen ihnen zentrale Stromabschaltungen, das sogenannte Loadshedding, die Fertigung lahm. Sie dauern mitunter mehrere Stunden, kommen ohne erkennbares System und so kurzfristig, dass die Unternehmen sich darauf nicht einrichten können. Auch deutsche Unternehmen, die im Rahmen ihrer Internationalisierung einen Produktionsstandort am Kap eröffnet haben, trifft das Chaos in der Elektrizitätsversorgung empfindlich.

Nicht jedoch den niedersächsischen Automobilzulieferer Frötek. Das Unternehmen produziert seit 2016 in der Industrial Deve­lopment Zone in East London (kurz ELIDZ) Kunststoffkomponenten wie etwa Hochleistungsthermoplasten. Dort ist die Stromversorgung stabil und er muss keine Produktionsausfälle befürchten, erklärt Werner Bendisch, Niederlassungsleiter von Frötek in Südafrika, im Interview.

Wie schaffen Industrieparks, was anderswo fehlt?
Die Industrieparks haben mit den Stromversor­gern eine Präferenzregelung ausgehandelt. Das heißt, wenn es Strom gibt, geht der zuerst an die Industrie­parks. Dort sitzen viele europäische Großkonzerne – in der ELIDZ etwa Mercedes-Benz, in Port Elisabeth VW und Ford –, die ihr Produktionsversprechen für Südafrika an eine verlässliche Stromversorgung gekoppelt haben. Davon profitieren wir als Nachbar. 

Kommt es bei Ihnen nie zu Stromausfällen?
100-prozentige Stabilität gibt es auch in Industrieparks nicht. Zuletzt war die Versorgung in einem Teil des Parks für zwei Stunden unterbrochen. Da ist die Whatsapp-Gruppe mit allen dort ansässi­gen Unternehmen heißgelaufen. Immerhin war das der erste Stromausfall, seit wir hier produzieren.

Haben die Parks noch andere Vorteile?
Unternehmen profitieren davon, im Park alles schlüssel­fertig vorzufinden. Zudem gibt es gute Netzwerk­möglichkeit mit potentiellen Kunden im Park. Vor ein paar Monaten habe ich etwa durch Zufall den Einkaufschef des Fahrzeugteile-Herstellers Brose getroffen, zwei Tage später hat er mich mit einer Anfrage kontaktiert, mittlerweile sind wir in kon­kreten Gesprächen.

Wie teuer ist die Produktion im Industriepark?
Wir zahlen eine etwa 30 Prozent höhere Miete als außerhalb dieser Zone.

Rechnet sich das?
Aus unserer Sicht ja. Gebäude und Infrastruk­tur in der ELIDZ sind auf sehr hohem Standard und kaum zu vergleichen mit der alten Halle mit brüchigem Mauerwerk, in der wir vorher produ­ziert haben. Strom-, Telefon- und Internetverbin­dung sind stabil, die Sicherheitsvorkehrungen auf dem neuesten Stand. Zudem ist der Industriepark komplett umzäunt, die Einfahrt wird überwacht. Dadurch kommt es sehr selten zu einem Diebstahl von Rohmaterialien oder fertigen Produkten.

Was berichten Ihnen Unternehmen, die außerhalb der Industrieparks sitzen: Wie kurzfristig wird der Strom abgeschaltet?
Es gibt Listen der Versorger, in denen angedeu­tet wird, wann wo der Strom ausfällt. Sie sind jedoch relativ unzuverlässig. Das erlebe ich in unserem Pri­vathaus. Unternehmen macht das sehr zu schaffen. Wenn der Strom mitten im Produktionsprozess auf einmal weg ist, muss das Material, das schon in den Maschinen ist, vor einem Wiederanschalten manuell herausgenommen und möglicherweise entsorgt wer­den. Das ist nicht nur sehr aufwendig, sondern auch eine teure Verschwendung von Ressourcen. Von den Produktionsausfallkosten ganz zu schweigen. Gegenüber ihren Kunden können Zulieferer ihre Lieferzusagen aktuell nur halten, wenn sie in Lagern Kapazitäten vorhalten oder Produktionsausfälle am Samstag oder Sonntag nachholen. Auch Lagerfläche ist jedoch teuer. Das alles macht Südafrika als Stand­ort für Unternehmen zunehmend unattraktiver.

Neben ELIDZ gibt es in Südafrika noch drei weitere Industrieparks: COEGA in der Nähe von Port Elisabeth, RBIDZ nördlich von Durban und ORTIA nahe der Hauptstadt Pretoria.

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