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Taylor Swift: Wie ein Verlobungsring eine vergessene Mittelstandsbranche sichtbar macht

| Markt und Mittelstand Redaktion

Ein Ring von Travis Kelce für Taylor Swift – und plötzlich rückt mit 27,6 Millionen Likes eine fast vergessene Branche ins Rampenlicht: die mittelständische Schmuckindustrie.

Taylor swift

26.8.2025 - Markt und Mittelstand

Wenn Taylor Swift sich verlobt und ein Ring aus der Hand einer jungen Designerin wie Kindred Lubeck die Weltbühne erobert, richtet sich der Blick für einen Moment auf eine Branche, die im öffentlichen Diskurs sonst kaum vorkommt. Schmuck wirkt auf den ersten Blick wie Luxus – tatsächlich aber steht hinter den glitzernden Oberflächen eine mittelständisch geprägte Industrie, die von Handwerk, Familienbetrieben und kleinen Labels getragen wird.

Was bei Lubeck in New York als mutiges Einzelunternehmen begann, ist in Deutschland ein fest verankerter Teil des Mittelstands: Mehr als 700 Betriebe fertigen hierzulande Schmuck in Kleinserien oder als Unikate, oft mit einer Mischung aus traditionellen Techniken und modernen Ansätzen. Sie beliefern Juweliere in den Innenstädten, entwickeln Kollektionen für den Export – und vor allem erfüllen sie ein zutiefst menschliches Bedürfnis: besondere Momente sichtbar zu machen.

Während die großen Namen wie Tiffany, Cartier oder Chopard die Schlagzeilen bestimmen, lebt die Wertschöpfung im Schmuckgeschäft überwiegend von kleinen und mittleren Unternehmen. Ihre Stärke ist nicht die industrielle Masse, sondern die Individualisierung. Genau hier zeigt sich eine Parallele zu Lubecks Karriere: Der Markt verlangt weniger nach austauschbaren Standardringen, sondern nach Stücken, die Geschichten erzählen – ob in Handgravuren, in der Wahl der Materialien oder in regionaler Herkunft.

Dass ausgerechnet der Verlobungsring einer Pop-Ikone dieses Spannungsfeld zwischen Luxus und Mittelstand sichtbar macht, zeigt, wie vielschichtig Schmuck heute ist: ein globaler Milliardenmarkt, zugleich aber auch ein Netzwerk kleiner Werkstätten, die mit feinem Handwerk und hohem Anspruch Menschen glücklich machen – Tag für Tag, oft fernab der Öffentlichkeit.

Handwerkliche Wurzeln, globale Märkte

Die Mehrzahl der Betriebe entstammt einer langen Handwerkskultur. Viele sind Familienunternehmen in zweiter oder dritter Generation, verwurzelt in Regionen wie Pforzheim oder Idar-Oberstein. Von dort aus beliefern sie Juweliere in ganz Europa und zunehmend auch den asiatischen Markt. Die Herausforderung: Neben der Liebe zum Detail müssen sie sich im globalisierten Schmuckgeschäft behaupten, wo industrielle Großserien aus Asien den Preisdruck erhöhen.

Doch Maßgefertigte Stücke, limitierte Kollektionen und nachhaltige Materialien eröffnen Nischen, in denen persönliche Geschichten und Unikatcharakter zählen. Viele Betriebe investieren aktuell in digitale Tools – vom 3D-Druck bis zur virtuellen Anprobe – und verbinden so handwerkliche Präzision mit technologischem Fortschritt. Die Investition bleibt ein Balanceakt: Innovation kostet, während Margen im Luxussegment unter Druck geraten.

Schmuckdesignerin Kindred Lubeck

  • Geburtsort: Florida, USA

  • Ausbildung: Studium der Psychologie, Arbeit in einer Anwaltskanzlei

  • Familienhintergrund: Tochter des Goldschmieds Jay Lubeck

  • Werdegang: Wechsel vom Rechtswesen ins Schmuckhandwerk; Spezialisierung auf Handgravur

  • Marke: Gründung von Artifex Fine Jewelry in New York (2023)

  • Stil: Vintage-inspirierte Designs mit modernem Twist, häufig in Gelbgold gefasst

  • Besonderheit: Gravuren wie „Tätowierungen auf Metall“ – jedes Stück ein Unikat

  • Durchbruch: Taylor Swifts Verlobungsring (2025) – Diamant im antiken Kissenschliff, geschätzt auf 7–10 Karat

  • Preisspanne: Kollektionen ab ca. 3.500 Franken bis über 30.000 Franken; Einzelstücke im Luxussegment

 

Quellen:

Kindred Lubeck Webseite

artifexfine Kindred Lubeck (instagram)

Fakten kompakt: Schmuckindustrie in Deutschland

  • Branchenumsatz 2023: rund 5,3 Mrd. Euro, davon ca. 4 Mrd. Euro Schmuck
  • Vertriebswege: 71,5 % stationärer Fachhandel, Online etwa 10 % Marktanteil

  • Schmuckfertigung 2024: ca. 751 Mio. Euro Umsatz, leicht rückläufige Tendenz (–0,3 % pro Jahr seit 2019)

  • Herstellerzahl: rund 56 industrielle Schmuckfertiger plus mehrere Hundert Werkstätten und Designerlabels

  • Regionale Zentren:

    • Pforzheim: 70 % des deutschen Schmuck- und Silberwarenumsatzes, 80 % der Exporte

    • Idar-Oberstein: bekannt für Edelsteinschleiferei und Schmucktradition

    • Gablonzer Industrie (Kaufbeuren): über 100 Betriebe, ca. 1.300 Beschäftigte, 260 Mio. Euro Umsatz

  • Traditionsunternehmen: Wellendorff (Pforzheim, seit 1893, ca. 120 Mitarbeitende), Binder (seit 1910)

  • Marktcharakteristik: Stückzahlen rückläufig, aber hohe Durchschnittspreise; Nachfrage nach individuellen, emotionalen Produkten wächst

Quellen: Blickpunkt Juwelier, IBISWorld, Wikipedia Pforzheim, Gablonzer Industrie, Wellendorf

 

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