Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Zukunftsmärkte > Telemedizin Marktanalyse

Telemedizin: Der digitale Gesundheitsmarkt im Milliardenfieber

Wie COVID-19 und technologische Innovationen den Telemedizinsektor in neue Sphären katapultieren und welche Chancen sich für Investoren ergeben.

Ärztin führt eine Telekonsultation durch – Symbolbild für den wachsenden Telemedizinmarkt. (Foto: Shutterstock)

Die Telemedizinbranche erlebt einen beispiellosen Boom. Mit einer prognostizierten Marktgröße von 330,26 Milliarden US-Dollar bis 2029 und einer jährlichen Wachstumsrate von 13,88% entpuppt sich dieser Sektor als Goldgrube für Investoren und Innovatoren gleichermaßen. Doch was treibt diesen kometenhaften Aufstieg an, und welche Implikationen ergeben sich für das Gesundheitswesen der Zukunft?

COVID-19 als Katalysator für die Telemedizin

Die Corona-Pandemie fungierte als unerwarteter Beschleuniger für den Telemedizinsektor. In einer Zeit, in der physische Distanz zur Norm wurde, erlebten telemedizinische Dienste einen regelrechten Ansturm. Unternehmen wie Teladoc Health Inc. verzeichneten innerhalb weniger Monate einen Anstieg der virtuellen Konsultationen um 60%. Diese plötzliche Nachfragespitze zwang Gesundheitssysteme weltweit zur raschen Adaption und Integration telemedizinischer Lösungen.

Die Pandemie katalysierte nicht nur die Nutzung, sondern auch die Innovation im digitalen Gesundheitswesen. Regulierungsbehörden arbeiteten fieberhaft daran, Datensilos abzubauen und den grenzüberschreitenden Austausch elektronischer Gesundheitsakten zu ermöglichen. Diese Entwicklung ebnete den Weg für eine neue Ära der Gesundheitsversorgung, in der die Grenzen zwischen physischer und virtueller Behandlung zunehmend verschwimmen.

Technologische Innovationen treiben den Markt voran

Der Telemedizinmarkt profitiert von einer Symbiose aus medizinischem Fortschritt und technologischer Innovation. Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und fortschrittliche Datenanalytik revolutionieren die Art und Weise, wie Gesundheitsdienstleistungen erbracht werden.

Ein faszinierendes Beispiel hierfür sind die von Ping An Good Doctor entwickelten "One-Minute Clinics". Diese KI-gesteuerten Kabinen, die in Einkaufszentren oder an Autobahnraststätten platziert werden können, ermöglichen Patienten eine sofortige Konsultation ohne physische Anwesenheit eines Arztes. Solche Innovationen versprechen nicht nur eine Verbesserung der Zugänglichkeit medizinischer Versorgung, sondern auch eine signifikante Kostenreduktion im Gesundheitswesen.

Diese Bereiche zählen zur Telemedizin:

  • Telekonsultation
  • Teleradiologie
  • Telepsychiatrie
  • Telekardiologie
  • Teledermatologie
  • Tele-Home-Care
  • Remote Patient Monitoring
  • Virtuelle Krankenhäuser

Regionale Unterschiede und Marktchancen

Der globale Telemedizinmarkt zeigt deutliche regionale Unterschiede. Während Nordamerika aufgrund seiner fortschrittlichen Gesundheitsinfrastruktur und hohen Technologieakzeptanz den Markt dominiert, bieten Schwellenländer in Asien und Afrika enormes Wachstumspotenzial.

In den USA beispielsweise stiegen die Gesundheitsausgaben 2022 auf beeindruckende 4,3 Billionen US-Dollar. Diese hohen Ausgaben, gepaart mit dem Druck zur Kostensenkung, treiben die Adoption telemedizinischer Lösungen voran. In Entwicklungsländern hingegen trägt Telemedizin dazu bei, grundlegende Gesundheitsversorgung in entlegene Gebiete zu bringen und den Mangel an medizinischem Fachpersonal zu kompensieren.

Wirtschaftliche Aspekte und Potenziale für Investoren

Für Investoren und Unternehmer bietet der Telemedizinmarkt verlockende Perspektiven. Start-ups wie CirrusMD Inc. konnten beträchtliche Finanzierungen sichern, um ihre Position im Markt auszubauen. Die Attraktivität des Sektors liegt nicht nur in den hohen Wachstumsraten, sondern auch in seinem disruptiven Potenzial für das traditionelle Gesundheitswesen.

Insbesondere für mittelständische Unternehmen ergeben sich hier Chancen. Von der Entwicklung spezialisierter Software-Lösungen bis hin zur Herstellung von Telemedizin-kompatiblen Medizinprodukten – die Möglichkeiten sind vielfältig. Unternehmen, die es schaffen, innovative Lösungen für die Herausforderungen der Telemedizin zu entwickeln, können sich einen bedeutenden Anteil an diesem Milliardenmarkt sichern.

Das Bundesministerium für Gesundheit meldet

Die Videosprechstunde als telemedizinische Leistung wird seit 2017 regelhaft vergütet.

Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) wurde die regelhafte Vergütung auch von sektorenübergreifenden Telekonsilien vorgesehen.

Seit Oktober 2020 können Telekonsile in weitem Umfang über den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) abgerechnet werden. Mit dem Krankenhauspflegeentlastungsgesetz (KHPflEG) wurde zudem die Voraussetzung geschaffen, dass Telekonsilien im stationären Bereich besser vergütet werden.

Auch der positive Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zum Telemonitoring bei Herzinsuffizienz hat einen Beitrag dazu geleistet, dass neue telemedizinische Behandlungsformen in die Regelversorgung überführt werden.

So können bspw. seit April 2022 nun auch Leistungen des ärztlichen Bereitschaftsdienstes (Notdienst) per Videosprechstunde erbracht und regelhaft vergütet werden.

Telemedizin ist ein wichtiges Instrument zur Weiterentwicklung der Versorgung. Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen des Innovationsfonds immer wieder neue Einsatzgebiete der Telemedizin etwa im Rettungswesen oder bei Versorgungsmodellen im ländlichen Raum erschlossen.

Mit dem Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens (Digital-Gesetz – DigiG) wurde die bisher gesetzlich geltende Begrenzung zur Erbringung der Videosprechstunden aufgehoben und damit flexibilisiert, um Videosprechstunden in einem größeren Umfang zu ermöglichen. Es wurde die Möglichkeit geschaffen, dass Ärztinnen und Ärzte Leistungen der Videosprechstunde auch außerhalb der Praxisräume anbieten können („Homeoffice“). Zudem wurde der gesetzliche Rahmen für die assistierte Telemedizin in Apotheken geschaffen.

 

Fazit und kritischer Ausblick

Der Telemedizinmarkt steht an der Schwelle zu einer transformativen Ära. Mit prognostizierten Wachstumsraten, die viele andere Sektoren in den Schatten stellen, bietet er enorme Chancen für Investoren und Innovatoren. Doch trotz des euphorischen Wachstums bleiben kritische Fragen unbeantwortet.

Die negativen Seiten der Telemedizin dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Datenschutzbedenken, die Gefahr einer Zwei-Klassen-Medizin und der potenzielle Verlust der persönlichen Arzt-Patienten-Beziehung sind nur einige der Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Zudem stellt sich die Frage, wie Telemedizin in Regionen mit schlechter Internetinfrastruktur implementiert werden kann, ohne bestehende Ungleichheiten zu verstärken.

Dennoch überwiegen die Chancen die Risiken. Die Telemedizin hat das Potenzial, die Gesundheitsversorgung grundlegend zu demokratisieren und zu verbessern. Für Unternehmen und Investoren, die bereit sind, die Herausforderungen anzunehmen und innovative Lösungen zu entwickeln, könnte sich der Telemedizinmarkt als Goldmine des 21. Jahrhunderts erweisen. Die Zukunft der Gesundheitsversorgung ist digital – und sie hat schon begonnen.

Ähnliche Artikel