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Zukunftsmärkte > Trends, die 2025 die Wirtschaft dominieren werden

Globale Trends, die 2025 unsere Wirtschaft prägen werden: EU-Strafzölle auf China-E-Autos

Die EU plant Strafzölle auf E-Autos aus China. Deutsche Autobauer fürchten Konsequenzen. Ein Blick auf die komplexen Wirtschaftsbeziehungen.

Spannungen im Handelsgefüge: EU-Strafzölle auf chinesische E-Autos (Foto: shutterstock)

Im Rahmen unserer Serie "Trends für die Wirtschaft 2025" beschäftigen wir uns in diesem Artikel mit dem Thema China. Die EU hat den Weg für Strafzölle auf Elektroautos aus China freigemacht - trotz deutscher Gegenstimme. Diese Entscheidung könnte weitreichende Folgen für die deutsche Automobilindustrie und die wirtschaftlichen Beziehungen zu China haben. Doch was steckt hinter dieser Maßnahme und welche Auswirkungen sind zu erwarten?

Weitere Schwerpunkte unserer Serie sind:

Hintergründe und Gründe für EU-Strafzölle

Die EU-Kommission, als oberste europäische Handelsbehörde, hat nach eingehender Untersuchung des chinesischen E-Autosektors massive staatliche Subventionen festgestellt. Diese reichen von günstigen Krediten über vergünstigte Grundstücke bis hin zu Batterierohstoffen zu Vorzugspreisen. Um diese Wettbewerbsverzerrung auszugleichen, wurden nun individuelle Zölle für chinesische Hersteller festgelegt.

Für den Hersteller SAIC bedeutet dies beispielsweise einen Aufschlag von 35 Prozent, während BYD mit 17 Prozent und Geely mit 19 Prozent belegt werden.

Tesla, obwohl kein chinesisches Unternehmen, muss ebenfalls einen Aufschlag von 8 Prozent hinnehmen. Für alle anderen Hersteller, einschließlich deutscher Marken wie VW, BMW oder Mercedes, die Fahrzeuge aus China importieren, gilt vorerst ein pauschaler Extrazoll von 21 Prozent. Diese Maßnahmen kommen zu den bereits bestehenden EU-Importzöllen von 10 Prozent für Autos hinzu.

Konsequenzen für deutsche Automobilhersteller

Die geplanten EU-Zölle stellen deutsche Automobilhersteller vor erhebliche Herausforderungen. Ein Großteil ihrer E-Fahrzeuge wird in China sowohl für den lokalen Markt als auch für den Export nach Europa produziert. Der durchschnittliche Zollaufschlag von 21 Prozent würde diese Fahrzeuge in Europa deutlich verteuern und ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.

Die Bedeutung des chinesischen Marktes für deutsche Autobauer kann kaum überschätzt werden. Im Jahr 2023 erzielten sie über ein Drittel ihres Absatzes in China. Seit 2018 produzieren deutsche Hersteller sogar mehr Autos in China als in Deutschland selbst. Zudem ist China ein unverzichtbarer Lieferant für Rohstoffe, Materialien und Schlüsseltechnologien, insbesondere im Bereich der Elektromobilität.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisiert die geplanten Ausgleichszölle scharf. Aus Sicht des VDA sind die potenziellen Schäden durch die Zölle größer als ihr Nutzen. Zudem warnt der Verband vor einem erhöhten Risiko eines globalen Handelskonflikts, der eine Exportnation wie Deutschland besonders hart treffen würde.

Wirtschaftliche Verflechtungen zwischen Deutschland und China

Die enge wirtschaftliche Verflechtung zwischen Deutschland und China birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Laut einem Bericht der Bundesbank könnte eine Wirtschaftskrise in China das reale Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im ersten Jahr um 0,7 Prozent und im zweiten Jahr um 1 Prozent senken. Eine abrupte Abkopplung, etwa infolge einer geopolitischen Krise, hätte noch gravierendere Folgen, insbesondere für die deutsche Industrie.

Die Abhängigkeit zeigt sich auch in den Lieferketten: Fast jedes zweite Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe bezieht direkt oder indirekt kritische Vorprodukte aus China. Ein Ausbleiben dieser Lieferungen könnte zu erheblichen Produktionsausfällen in Deutschland führen.

Auch das deutsche Finanzsystem ist nicht immun gegen Störungen in den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. Obwohl die direkten Verflechtungen deutscher Finanzintermediäre mit China eher gering sind, haben deutsche Banken hohe Forderungen gegenüber inländischen Unternehmen und Sektoren, die stark von China abhängen.

Chinas Reaktion und wirtschaftliche Neuausrichtung

China hat auf die drohenden EU-Zölle mit der Androhung von Gegenmaßnahmen reagiert, darunter mögliche Strafzölle auf Geflügel, Schweinefleisch, Cognac und PS-starke Autos. Letzteres würde insbesondere die deutsche Automobilindustrie treffen. Allerdings zeigt Peking auch Verhandlungsbereitschaft und hat mögliche Zugeständnisse wie Obergrenzen für Autoexporte in die EU und ein flexibles Preissystem signalisiert.

Gleichzeitig orientiert sich China wirtschaftlich neu. Angesichts schwacher Konsumausgaben und drohender Handelszölle beginnen chinesische Industrieunternehmen verstärkt im Ausland zu investieren. Im Jahr 2023 erreichte das Investitionsvolumen chinesischer Unternehmen im Ausland 163 Milliarden Dollar, mit einem Wachstum von über neun Prozent in den ersten neun Monaten des Jahres.

Zu den wichtigsten Zielländern für chinesische Investitionen zählen Saudi-Arabien, Malaysia, Vietnam, Marokko und Kasachstan. Automobilhersteller investieren zudem in Länder wie Ungarn, die Türkei, Thailand und Mexiko. Diese Strategie könnte den Wettbewerbsdruck auf europäische und insbesondere deutsche Hersteller weiter erhöhen.

Fazit

Die geplanten EU-Strafzölle auf E-Autos aus China stellen die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen vor eine Zerreißprobe. Einerseits sollen sie unfaire Wettbewerbspraktiken ausgleichen, andererseits gefährden sie die Interessen deutscher Automobilhersteller und könnten einen kostspieligen Handelskrieg auslösen.

Die Situation verdeutlicht den schwierigen Balanceakt zwischen dem Schutz der eigenen Industrie und dem Erhalt wichtiger Handelsbeziehungen. Langfristig stellt sich die Frage, wie die deutsche Automobilindustrie ihre globale Wettbewerbsfähigkeit sichern kann, ohne den wichtigen chinesischen Markt zu vernachlässigen.

Eine mögliche Lösung könnte in der Diversifizierung der Wirtschaftsbeziehungen liegen. Allerdings bleibt die Bedeutung des chinesischen Marktes und Know-hows, insbesondere im Bereich der Elektromobilität, auf absehbare Zeit unersetzlich.

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