Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Zukunftsmärkte > Transatlantischer Tourismus

USA-Reisen: Widersprüchliche Trends beim Tourismus nach Trump-Wahl

Während Trivago einen zweistelligen Buchungsrückgang meldet, verzeichnen Lufthansa und Spezialveranstalter steigende Nachfrage für US-Destinationen.

Zwischen Protest und Preisnachlass - Nach der Trump-Wahl zeigen sich Reisetrends in die USA gespalten: Während Buchungsplattformen Einbrüche verzeichnen, profitieren Airlines und Spezialveranstalter vom Schnäppchenboom. (Foto: ki-generiert)

Die Tourismusbranche verzeichnet derzeit widersprüchliche Entwicklungen bei Reisen in die USA. Während einige Reiseanbieter von rückläufigen Buchungszahlen berichten, melden andere steigende Nachfrage. Diese gegensätzlichen Trends werfen ein Schlaglicht auf die komplexe Dynamik im transatlantischen Reiseverkehr nach der US-Präsidentschaftswahl.

Uneinheitliche Datenlage zur Reisenachfrage

Nach Angaben des Hotelvermittlers Trivago hat das Interesse der Deutschen an USA-Reisen deutlich abgenommen. "Es ist erkennbar, dass weniger Deutsche in die USA reisen", erklärte Trivago-Chef Johannes Thomas. Das Unternehmen beobachte einen Rückgang in einem "zweistelligen Umfang" - konkret um etwa zehn Prozent im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Diese Entwicklung beschränkt sich laut Trivago nicht nur auf deutsche Touristen. Auch Kanadier und Mexikaner reisen demnach weniger in die USA, und selbst US-Bürger bleiben eher im eigenen Land. Zudem zeichne sich ein Trend zu günstigeren Hotelkategorien ab.

Dem gegenüber stehen jedoch die Zahlen des US-Handelsministeriums, die ein anderes Bild zeichnen. Nach einem Rückgang im ersten Quartal 2024 stiegen die Einreisezahlen deutscher Touristen im April wieder deutlich an. Mit gut 193.000 deutschen Besuchern lag die Zahl um 14,7 Prozent höher als im Vorjahresmonat.

Doch nur saisonale Effekte statt politischer Proteste?

Die zunächst beobachteten Rückgänge in den Einreisezahlen lassen sich offenbar teilweise durch saisonale Faktoren erklären. Der vermeintliche Einbruch der Besucherzahlen im März sei der Tatsache geschuldet, dass die Osterferien 2024 in den März, in diesem Jahr jedoch erst in den April fielen, berichten Branchenmedien. Dies würde die Erholung im April erklären: Die internationalen Ankünfte in den USA insgesamt, die im März noch zwölf Prozent im Minus lagen, legten im April um acht Prozent zu. Besonders der Quellmarkt Westeuropa drehte von minus 17 Prozent auf plus zwölf Prozent, Großbritannien von minus 14 auf plus 15 Prozent.

Auch Canusa Touristik, einer der größten deutschen Spezialveranstalter für USA- und Kanada-Reisen, bestätigt den positiven Trend: "Wir stellen keine generelle Besorgnis hinsichtlich USA-Reisen aufgrund der aktuellen politischen Lage fest. Im Gegenteil: Die Buchungen für Sommer 2025 übersteigen bereits das Niveau des Vorjahres", wird Canusa-Geschäftsführer Tilo Krause-Dünow zitiert.

Preisverfall bei Flugtickets als Chance für Reiseveranstalter

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Entwicklung des USA-Tourismus sind die aktuell sinkenden Flugpreise. Der Konkurrenzkampf der Airlines auf den USA-Strecken verschärft sich zunehmend, was zu attraktiven Angeboten für Reisende führt.

Die Nachfrage nach Reisen in die USA geht bei einigen Anbietern zurück, was zu mehr freien Sitzplätzen führt. Die Airlines reagieren mit Preissenkungen, um ihre Auslastung zu optimieren. Ein Lufthansa-Manager erklärt: "Es gilt, die Flieger gut auszulasten, dann lohnen sich auch Niedrigpreise." Zusätzliche Einnahmen generieren die Fluggesellschaften durch kostenpflichtige Zusatzleistungen wie Gepäck oder Sitzplatzreservierungen.

Konkret sind derzeit Economy-Flüge nach New York mit Lufthansa ab 375 Euro, mit United direkt aus Berlin ab 350 Euro oder mit British Airways ab verschiedenen deutschen Städten ab 359 Euro erhältlich. Besonders günstig sind Angebote von Icelandair mit Abflug von Berlin, Hamburg und Frankfurt bereits ab 302 Euro. Auch im Premium-Economy-Segment gibt es attraktive Angebote, etwa die Icelandair Saga Class ab Deutschland für 787 Euro.

Die Geschichte des USA-Tourismus

Der Tourismus zwischen Deutschland und den USA hat eine lange Tradition, die von politischen und wirtschaftlichen Faktoren geprägt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der transatlantische Reiseverkehr zunächst langsam, bevor er in den 1960er Jahren mit dem Aufkommen erschwinglicherer Flugreisen deutlich zunahm.

Historisch betrachtet reagierte der USA-Tourismus stets sensibel auf politische Ereignisse. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 brach die Zahl der internationalen Besucher dramatisch ein – um rund 20 Prozent im Folgejahr. Die Tourismusbranche benötigte mehrere Jahre, um sich von diesem Einbruch zu erholen. Ähnliche, wenn auch weniger dramatische Rückgänge waren nach der Finanzkrise 2008/2009 zu beobachten.

Bereits während der ersten Amtszeit von Donald Trump (2017-2021) gab es Berichte über einen sogenannten "Trump-Slump" – einen Rückgang internationaler Besucher aufgrund der restriktiveren Einreisepolitik. Damals erholten sich die Zahlen jedoch schnell wieder, ähnlich wie es die aktuellen April-Daten nahelegen.

Die Lehre aus diesen historischen Beispielen: Kurzfristige politische Effekte auf den Tourismus werden oft von langfristigen wirtschaftlichen Faktoren wie Wechselkursen, Flugpreisen und allgemeiner Konjunktur überlagert.

Tourismus als Gradmesser internationaler Beziehungen?

Reiseentscheidungen sind nicht immer nur eine Frage des Geldes. Sie sind Statements – über Kultur, Politik und Lebensstil. Der „Trump-Effekt“ zeigt: Wer wohin reist, sagt oft mehr über die eigene Haltung aus als über das Reiseziel selbst.

Doch die Moral hat Konkurrenz: Schnäppchenflüge und gute Wechselkurse lassen politische Bedenken schnell verblassen. Zwischen Haltung und Handlung klafft oft eine bequeme Lücke.

Für die Branche heißt das: kurzfristige Trends gelassen analysieren, echte Wandel erkennen. Denn nicht alles, was nach Aufbruch aussieht, ist auch ein Kurswechsel.

Lesen sie auch: Die vier heißesten Reiseaktien des Jahres

Ähnliche Artikel