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Einkauf, Marketing und Marken > Stadtentwicklung und Markenrelaunch Bad Orb

Vom Kurort zum Boom-Town: Wie Bad Orb seine Marke neu erfand

Eine Kleinstadt im Spessart überwindet die Krise nach der Gesundheitsreform und entwickelt sich zum attraktiven Wirtschaftsstandort.

Poppiges Licht: Bad Orb strahlt das Gradierwerk im Kurpark Ende des Jahres bunt an. Die Stadt hat gerade einen Imagewandel hinter sich. (Foto: picture alliance/dpa | Andreas Arnold)

Marken prägen nicht nur Produkte, sondern auch Städte. Doch was passiert, wenn das Image einer Stadt nicht mehr zeitgemäß ist? Bad Orb im Spessart stand vor genau dieser Herausforderung. Nach der Gesundheitsreform drohte der einstige Kurort in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Doch statt aufzugeben, wagte die Stadt einen mutigen Neuanfang - mit überraschendem Erfolg.

Von der Krise zum Wendepunkt: Bad Orbs Neuanfang

Die Gesundheitsreform vor gut 20 Jahren traf Bad Orb hart. Das Image des Kurortes war in die Jahre gekommen: altbacken und behäbig. Die Schließung des Solebads markierte den Tiefpunkt. "Unser Ground Zero war, dass wir das Solebad schließen mussten", erinnert sich Steffen Kempa, Geschäftsführer von Bad Orb Kur. Die Stadt litt unter politischen Streitigkeiten und falschen Investoren. Doch anstatt aufzugeben, beschloss Bad Orb, seine Marke neu zu erfinden.

Partnerschaft mit der Wirtschaft: Engelbert Strauss als Gamechanger

Die Wende kam durch eine unerwartete Partnerschaft. Der Berufsbekleidungsanbieter Engelbert Strauss aus dem nahen Biebergmünd, genauer dessen Geschäftsführer Henning Strauss, brachte frischen Wind in die Stadt. Doch der Weg war nicht einfach. "Ein Unternehmer kommt in eine behäbige Kurstadt mit Plan und Geld und trifft erstmal auf Bürokratie", beschreibt Berater Peter Tauber die anfänglichen Herausforderungen.

Es brauchte Zeit, klare politische Verhältnisse und die Bereitschaft der Stadt, neue Wege zu gehen. Bad Orb setzte die Rahmenbedingungen, Strauss brachte Ideen und Investitionen. Das Ergebnis: Ein großes Spa-Resort mit Therme, ein Golfplatz, Wohngemeinschaften für Auszubildende und Apartmenthäuser für Beschäftigte, Partner und Gäste. Die Stadt wandelte sich von einem verstaubten Kurort zu einem modernen Gesundheitsstandort und attraktiven Wohnort für junge Familien.

Auf der Suche nach dem "weißen Gold": Innovative Gesundheitswirtschaft

Bad Orb ging noch einen Schritt weiter und besann sich auf seine Wurzeln - allerdings mit modernem Twist. Die Stadt investierte zwei Millionen Euro in die Suche nach einer neuen, ergiebigeren Solequelle. Ein riskantes Unterfangen für eine kleine Kommune, das sich jedoch auszahlte. "Bei Meter 99 haben wir dann endlich Sole gefunden", berichtet Kempa stolz.

Diese Entdeckung eröffnete neue Möglichkeiten. Eine kleine, aber feine Gesundheitsindustrie siedelte sich an. Ambulante chirurgische Operationen, ein Badehaus mit Radiologie - die Regionalmarke Bad Orb gewann an Facetten und Attraktivität für Gesundheitstouristen und medizinische Fachkräfte gleichermaßen.

Vom Kurort zum Boom-Town: Bad Orbs Transformation

Die Neuerfindung Bad Orbs ging weit über den Gesundheitssektor hinaus. Die Stadt entwickelte sich zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsort für junge Familien. "Wir haben Natur, wir haben Vereine. Die Leute wohnen gerne hier", erklärt Kempa. Der Altersschnitt der Bevölkerung sank deutlich, neue Arbeitsplätze entstanden.

Die Transformation zeigt, wie eine Stadt durch mutige Entscheidungen, kluge Partnerschaften und Investitionen in Zukunftsbranchen eine Krise in eine Chance verwandeln kann. Bad Orb hat es geschafft, seine Marke neu zu definieren, ohne seine Wurzeln zu vergessen. "Bad Orb is back und Boomtown", fasst Kempa die Entwicklung zusammen.

Fazit

Die Geschichte von Bad Orb bietet wertvolle Lehren für andere Städte und Regionen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Sie zeigt, dass eine klare Vision, mutige Investitionen und die richtige Balance zwischen Tradition und Innovation entscheidend für eine erfolgreiche Neupositionierung sind. 

Dennoch bleiben Herausforderungen. Die Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen als Partner birgt Risiken. Auch die Nachhaltigkeit des neuen Geschäftsmodells muss sich langfristig beweisen. Zudem stellt sich die Frage, wie Bad Orb seinen Charakter als lebenswerte Kleinstadt bewahren kann, während es wirtschaftlich wächst.

Die Transformation von Bad Orb vom kriselnden Kurort zur aufstrebenden Boom-Town ist mehr als eine lokale Erfolgsgeschichte. Sie ist ein Beispiel dafür, wie Städte und Regionen durch strategisches Denken, mutige Entscheidungen und die richtige Partnerschaft zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft ihre Zukunft aktiv gestalten können. Die Stadt hat bewiesen, dass sie die Fähigkeit besitzt, sich neu zu erfinden. Diese Flexibilität wird auch in Zukunft ihr größtes Kapital sein.

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